Kapitel 6:

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Mitten in der Nacht gesellte sich Steve zu mir. Seine Arme umschlungen mich. Ich hatte nicht geschlafen, seit ich im Bett lag und als hätte er das geahnt fing er nun an zu sprechen: "Ich weiß, dass du Angst hast! Ich habe auch Angst. Eine Angst die ich zuvor noch nie so stark verspürt habe. Ich habe es heute bemerkt und diese Angst hat mir Kraft gegeben. Die Angst die du um mich hast, jeden Tag wenn ich aus dieser Tür trete, die Angst mich zu verlieren. Ich habe die selbige. Ich weiß, dass du diese Angst verspürst. Wann immer ich die Tür verlasse habe auch ich Angst um dich. Angst davor, dass dir etwas zustoßen könnte während ich nicht da bin oder das mir etwas zustößt und du und das Kind alleine zurück bleiben. Ich weiß was du für eine Kämpferin bist. Ich weiß wie sehr wir uns lieben und ich werde alles tun um für dich und das Baby da zu sein, egal was ist." Hierbei unterbrach ich ihn: "Und dennoch arbeitest du weiter bei Five-0. Bringst dich jeden Tag wegen anderen in Gefahr. Stehst dauernd mit einem Fuß im Grab weil dir das Leben anderer wichtiger ist als dein eigenes. Als ich und das Baby, als deine Familie." Tränen traten mir in die Augen und ich began unhaltbar zu schluchzen. "Dieser Job ist mein Leben, genau wie meine Familie. Ich weiß dass du Angst um mich hast, aber du kannst nicht von mir verlangen damit aufzuhören was mein Leben ist. So etwas würde ich niemals von dir verlangen." Seine Stimme war aufgebracht und er stand ohne ein weiteres Wort auf, ging einmal um das Bett herum und sah mich dann eindringlich an. "Verlangst du das von mir? Verlangst du von mir um deinetwillen bei Five-0 aufzuhören. Mein Leben komplett zu verändern. Willst du das als Beweis meiner Liebe für dich haben? Als Beweis dafür, dass du mein Leben bist und ich mich um das Baby und dich sorge? Brauchst du diesen Beweis wirklich? Ist so ein Beweis der Preis den ich zahlen muss um dich lieben zu dürfen? Wenn das so ist, solltest du dir wirklich nochmal genau überlegen ob du meine Frau werden willst. Meine Frau als der der ich bin und nicht als irgendjemand anderes, jemand den du verändert hast!" Nun war er endgültig fertig und lief hinaus. Hinter sich schloss sich wenige Sekunden später auch die Haustür. Er war fort. Er war gegangen. Hatte mich zurückgelassen, gemeinsam mit unserem Kind. Nur wenige Tage vor der Hochzeit ging er einfach als ob ich ihm egal wäre. Bitterlich fing ich an zu weinen. Mein Bauch verkrampfte sich schmerzhaft. Nur noch zwei Tage, drei Nächte und wir wären Mann und Frau. Doch wird das nun noch stattfinden? Die Zeit verging, die gesamte Nacht über tränkte ich die Kissen und Decken auf dem Bett mit meinen Tränen und hielt verzweifelt meinen Bauch umklammert. Das Baby, offensichtlich bemerkend wie es mir ging, war still. Trat nicht und bewegte sich auch so nicht wirklich merklich. Die anfängliche Morgenübelkeit überfiel mich bei Morgengrauen wieder, wahrscheinlich durch die ständigen Verkrampfungen ausgelöst, und fesselte mich für Stunden an die Toilettenschüssel. Erst zu diesem Zeitpunkt hatte ich es aufgehört zu weinen. Doch als ich mich zurückerinnerte, daran als Steve meine Haare zurückgehalten hatte, während ich die Nebenwirkungen der Schwangerschaft durchstand, fing ich wieder bitterlich an zu weinen, eigentlich war es schon gar kein Weinen mehr sondern vielmehr ein Heulen. Alle mögliche Trauer überfiel mich. Die Trauer aus der Vergangenheit nahm Überhand und ich bereute mein Denken. Nein ich konnte nicht wollen dass er seinen Traum aufgab. Aufhörte Steve zu sein. Steve ohne sein Beschützen war nicht der Steve den ich liebte und den ich heiraten wollte. Die Angst hatte mich blind gemacht. Als ich das alles begriff und keine Tränen mehr auf Vorrat hatte war es bereits Mittag am 28ten. Morgen um diese Uhrzeit hätte ich eigentlich schon verheiratet sein sollen. Ich hätte wieder anfangen können Tränen zu vergießen, doch es war keine Träne mehr in mir und aufgrund des Schlafmangels der letzten Tage war mein Körper ausgelaugt und ich schlief vor Erschöpfung ein. Lange schlief ich, traumlos. Geweckt wurde ich erst spät durch Stimmen. "Mia? Wo bist du? Mia beeil dich!", rief Kono durch das Haus und wenig später hörte ich ihre Schritte auf der Treppe. Als sie mich sah war sie verwundert: "Was ist denn hier los? Warum bist du noch nicht aufgestanden? Du heiratest in nicht einmal drei Stunden! Jetzt aber schnell, ab unter die Dusche!" mit diesen Worten lief sie ins Bad und drehte die Dusche auf. Sie achtete nicht weiter darauf ob ich ihr nun auf die Fragen antwortete oder nicht und das war gut, denn ich hatte keine Kraft dazu. Eigentlich hatte ich nicht einmal genügend Kraft um aufzustehen. Dennoch tat ich es. Offensichtlich hatte Steve nichts von unserer Auseinandersetzung erzählt und die Hochzeit stand anscheinend auch noch. Angst was dort passieren würde traf mich wie kleine Nadelstiche, als das heiße Wasser anfing auf meine Haut zu tropfen. Ich stellte es nicht kühler und unternahm auch sonst nichts außer mir etwas Shampoo in den Haaren zu verteilen. "Mia, jetzt beeil dich doch!" Also wusch ich mich schnell einmal komplett, rasierte meine Beine und stieg dann dampfend aus der Dusche. Mit einem um die Haare gewickeltem Handtuch trat ich ins Schlafzimmer und entdeckte einen Teller mit einer Scheibe Toast auf dem Nachttisch. In diesem Moment fing mein Magen an zu knurren. Seit mehreren Tagen hatte ich nun schon nichts mehr gegessen wie mir schmerzlich bewusst wurde und aus Sorge um das Kind stopfte ich das Brot sofort in mich hinein. Kono packte derweilen das Hochzeitskleid aus, welches sie in ihrem Haus aufbewahrt hatte, dass Steve es nicht sehen konnte. Sie half mir beim anziehen und drapierte es dann noch passend um meinen Bauch herum. "So, lass dich anschauen. Wunderbar, jetzt nur noch deine Haare und ein wenig Schminke dann sind wir fertig." In der Zwischenzeit hatte ich mich zweimal in die Küche geschlichen und mich sowohl mit Schokolade als auch mit Äpfeln vollgestopft. Mein Magen dankte es mir und ich atmete erleichtert auf, als ich einen sanften Tritt meines Kindes wahrnahm. Kono gab sich alle Mühe meine Augenringe zu verdecken und als ich komplett fertig war, zeigte ihre Arbeit ein wirklich akzeptables Ergebnis. Ich war nicht aufgeregt vor dieser Hochzeit, denn ich wusste nicht ob sie stattfinden würde. Ich wusste nicht ob Steve kommen würde, ob er mir verzeihen würde. Alles war unsicher und würde es bleiben bis ich mit ihm vor dem Altar stand oder nicht. Und so stieg ich zwei Stunden nach meinem Erwachen, mit einer riesigen Angst zu Kono ins Auto, mit dem Ziel meiner Hochzeit.

Hawaii Five-0 He risced everything just for meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt