9. Entscheidung mit Folgen

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Einige Tage später waren die restlichen Schüler wieder da. Irgendwie vermisste ich die Ruhe, die zur Weihnachtszeit da war. Auch der Unterricht ging weiter. Wie immer hatte Helen wohl nichts besseres zu tun, als mir das Leben schwer zu machen. "Na, du hässliches Entlein? Warst wohl selbst deiner Mutter zu hässlich, dass sie dich Weihnachten nicht da haben wollte!" Ich verdrehte genervt die Augen, als ihr Gefolge anfing zu kichern.

"Oh, kannst du das nochmal machen? Du kannst das sooo gut!" Ich ignorierte sie. "Och, bitte! Verdreh nochmal deine Augen! Das sieht sooo genervt aus!" Ich wusste, dass sie das nur spielte, damit sie sich wieder über mich lustig machen kann. Wo bleibt nur der Lehrer? Professor Ferguson war zwar nicht wirklich die beste Wahl, aber immer noch besser, als sich von Helen auslachen zu lassen.

Doch es tauchte nur Snape auf. Er ging energisch zum Pult und verkündete lautstark: "Da sich Professor Ferguson heute nicht in der Lage sieht zu unterrichten, hat er mich gebeten, Ihnen seine Aufgaben zu bringen und ein Auge auf sie zu haben." Ein allgemeines Getuschel machte sich breit. "Ruhe!" zischte Snape. Sofort war es still. Er gab uns eine schriftliche Aufgabe zum aktuellen Thema. Keiner traute sich etwas zu sagen, bis die Stunde vorbei war.

Nach der Stunde gingen Janet und ich flüsternd die Gänge entlang. "Ich habe vorhin von ein paar der älteren Gryffindors gehört, dass sich Professor Ferguson über Neujahr schwer verletzt haben soll, als er etwas im verbotenen Wald untersucht hat." Unwohlsein machte sich in mir breit. "Vor den Weihnachtsferien haben Logan und ich etwas unschönes herausgefunden. Wir treffen uns gleich in der Bibliothek!" 

Ich ließ Janet stehen und suchte Logan in dem Wirrwarr aus Schülern. Helen und ihre Freunde gingen wieder mal kichernd und tuschelnd an mir vorbei. Ich schnappte Wörter wie "hässliches Entlein" und "Verstoßen" auf. Dann endlich sah ich die verwuschelten schwarzen Haare von Logan. Ich drängte mich durch die Masse zu ihm. "Logan!" Er sah zu mir. "Du kommst jetzt mit!" Ich packte ihm am Handgelenk und zerrte ihn zur Bibliothek, wo Janet schon auf uns wartete. 

"Logan. Erinnerst du dich noch daran, was wir nach unserem ersten Quidditch-Spiel herausgefunden hatten?" Seine Augen weiteten sich angsterfüllt. "Du meinst doch nicht etwa die Sache mit dem Einhorn?!" "Doch genau die. Janet hat mir eben etwas interessantes erzählt." Wir suchten uns eine ruhige Ecke und kramten die richtigen Bücher aus unseren Taschen. 

"Janet. Erzähl mir bitte genau, was du von deinen Mitschülern gehört hast." "Nun. Laut meiner Vertrauensschülerin ist Professor Ferguson an Neujahr schwer verletzt worden, weil er etwas im verbotenen Wald untersucht hat. Es war ihr nicht bekannt, was genau passiert war. Nur dass Ferguson noch im Krankenflügel liegt. Sein Schock sitzt laut Madam Pomfrey sehr tief." "Hört sich nicht gut an. Es erklärt, warum Snape ihn vertreten hat."

"Logan, darf ich erzählen, was wir herausgefunden haben?" Er nickte, noch immer verwundert. "Logan und ich haben ein Buch über magische Tierwesen gelesen." Ich holte das Buch aus meiner Tasche und schlug die Seite auf. "Einhörner? Was haben diese friedlichen Wesen mit den Verletzungen des Professors zu tun?" fragte Janet. Ich legte ihr den Artikel des Tagespropheten vor die Nase. Sie las ihn mit entsetztem Blick durch. 

"Soll das heißen, was auch immer Ferguson verletzt hat, hat auch die ganzen Einhörner getötet?" Ich nickte bestätigend. Janet hielt sich erschrocken die Hand vor dem Mund. "Ich wusste ja schon vorher, dass der verbotene Wald nicht umsonst so heißt, aber dass es so schlimm ist..." "Sollten wir nicht jemanden davon berichten, was wir wissen?" "Dafür haben wir noch keinen handfesten Beweis. Es könnten ja alles auch komische Zufälle sein!"

Helen's POV:

Was höre ich da? Etwas Böses soll sich im Verbotenen Wald befinden? Wenn das mal kein Glückstreffer ist! Es war eine geniale Idee von mir, diesen Spinnern hinterher zu laufen. Jamy wird dafür bezahlen, sich meinen Thron an dieser Schule geschnappt zu haben! Überall wo ich hinkomme heißt es nur, Jamy ist super, Jamy ist talentiert, Jamy, Jamy, Jamy! Ich rege mich schon wieder viel zu viel über sie auf.

Dabei ist sie ja nicht einmal etwas besonderes. Sie ist ja schließlich für den Tod ihres Vaters verantwortlich und dazu kommt noch, dass sie überall diese hässlichen Narben hat! Immerhin wurde sie so gestraft und rennt den Rest ihres erbärmlichen Lebens damit rum. Dieses naive Mädel dachte doch tatsächlich, dass wir auf ewig miteinander befreundet bleiben. Pah! Wer will die denn schon! Nicht mal ihre Mutter!

Ich werde sie vom Thron schubsen. Dann hab ich hier wieder das Sagen und alle fragen mich, wenn sie etwas wollen. Jamy ist dann nur noch ein Schatten hinter der nächsten Ecke, in der sie sich verkriechen wird, um zu heulen! Ich kann mir ein böses Kichern bei der Vorstellung nicht verkneifen. Soll sie ihre letzten Stunden in der Beliebtheit genießen! Spätestens im neuen Schuljahr bin ich das beliebteste Mädchen hier!

Jamy's POV:

Wir beschlossen, unsere Ermittlungen für uns zu behalten, bis sich etwas neues ergeben hat. Was mir in den folgenden Monaten auffiel war, dass sich Helen mir gegenüber nicht mehr schlecht benahm, vielmehr ignorierte sie mich. Wobei sie mich ab und zu mit einem breiten, bösen Grinsen im Gesicht von oben herab anschaute. Ich war dem eher skeptisch gegenüber. Sie schien etwas zu planen, dass mir ganz und gar nicht gefallen wird.

Es war der 10. Juli. Wir hatten die letzte Prüfung hinter uns und freuten uns auf die kommenden Sommerferien. Ich saß mit Raven im Innenhof und genoß die Sommerluft, als neben mir eine Eule landete. Sie hatte einen Brief im Schnabel, wo etwas mit roter Tinte drauf stand. Ich nahm der Eule den Brief ab und erkannte, dass dort mein Name geschrieben wurde. Die rote Tinte war anscheinend Blut.

Ich öffnete ihn sehr vorsichtig und nahm den Zettel darin heraus. Ich erkannte die Schrift von Helen. Da musste etwas passiert sein. Ist sie vielleicht wieder zu sich gekommen? Aber warum kommt sie dann nicht persönlich auf mich zu? Warum per Eule? Und vor allem, Warum mit Blut geschrieben? Ist sie etwa so verzweifelt? Ich konnte und wollte es mir nicht vorstellen.

"Jamy! Ich bin im verbotenen Wald und brauche deine Hilfe! Ich bin schwer verletzt und brauche dein Talent im Zaubern! Bitte sag niemanden, dass ich hier bin! Ich würde sonst der Schule verwiesen werden! Es tut mir leid, dass ich im letzten Jahr so gemein zu dir war. Es war einfach dumm von mir. Bitte rette mich! Die Eule kann dich zu mir führen!"

Ich laß den Text bestimmt 3 Mal, bevor ich den Inhalt halbwegs glauben konnte. Warum ist Helen im verbotenen Wald? Es wird Zeit das herauszufinden! Ich sah zu der Eule, die keinerlei Anstalten machte, mich zum Wald zu führen. Raven traute dem ganzen nicht. Er hatte sich bereits anderweitig nach einer Beschäftigung umgesehen.

Einerseits vertraue ich Raven und würde diesen Brief ignorieren, andererseits kenne ich Helen. Sie weiß, dass sie im äußersten Notfall immer auf mich zählen kann. Aber Moment! Vielleicht hat sie vor, genau diese Eigenschaft von mir auszunutzen! Aber wenn es wirklich stimmt, was da steht, dann bin ich die Böse...
Ich weiß einfach nicht weiter. Was soll ich tun? Ich beschloss auf mein Herz zu hören und schlich erfolgreich zum Waldrand.

7 Years of Magic (Hogwarts FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt