10. Visionen des Waldes und Abschied von Hogwarts

34 4 0
                                    

Entschlossen, dem Ursprung des Hilferufs nachzugehen, ging ich in den Wald. Schon nach wenigen Metern wurde es dunkel, als wäre bereits Nacht. Ich konnte den Himmel nicht erkennen. Immer wieder rief ich in den Wald hinein. Ich hörte mein Echo, aber keine Antwort von Helen oder jemand anderen. Auch kam der Gedanke zurück, dass hier im Wald etwas lauert, was selbst unserem Lehrer zu schaffen machte.

Warum hatte ich mich nur dafür entschieden? Ich hätte doch auch zu einem Lehrer gehen können. Dann wäre ich niemals hierher gekommen. Aber ich war mal wieder zu hilfsbereit. Und ich wusste, dass Helen mich nicht um Hilfe bitten würde, wenn es nicht anders möglich wäre. Was wenn ich zu spät käme? Ich schob den Gedanken beiseite.

Dennoch wagte ich es nicht stehen zu bleiben. Zu groß war die Angst. Ich prägte mir die Merkmale des Weges ein, um später wieder heraus zu finden aus dem Wald, der immer dichter wurde. Mein Fuß stolperte über eine Wurzel und ich fiel bäuchlings auf den mit Laub bedeckten Boden. 

Als ich wenige Momente später wieder zu mir kam, setzte ich mich auf. Mein Knöchel pochte und fing an, anzuschwellen. Es schmerzte, aber ich wollte noch nicht aufgeben. Die Freundschaft mit Helen bedeutete mir einfach zu viel. Ich wollte sie nicht aufgeben, meine beste Freundin, die sich nun gegen mich gestellt hatte.

Ich dachte an die Jahre zurück, die wir gemeinsam erlebt hatten. Wir hatten uns auf dem Spielplatz der Nachbarschaft kennengelernt. Ich saß alleine auf der Schaukel und sah betrübt zu Boden, weil niemand mit mir spielen wollte. Dann stand Helen vor mir. Sie grinste mich frech an. 

Wir waren quasi sofort Freunde. Es war etwas, dass uns verbunden hatte. Etwas, dass die anderen Kinder nicht hatten und auch nicht sehen konnten. Es war die magische Begabung, wie es sich letztes Jahr herausstellte. Ich weiß noch, wie ich sie damals als Kleinkind noch am gleichen Tag zum ersten Mal besucht hatte. 

Sie war Einzelkind und ihre Eltern taten alles, um es ihr Recht zu machen. Jetzt im Nachhinein stellte ich fest, dass das wohl eine der Gründe sein könnte, warum sie denkt, dass sie sich nicht an die Regeln halten müsste. Auch fällt mir im Nachhinein auf, dass sie weder ihrem Vater, noch ihrer Mutter besonders ähnlich war.

Erneut schob ich den Gedanken beiseite und konzentrierte mich auf meine Umgebung. Ich hatte ja gewusst, dass die Pflanzen dieses Waldes ein Eigenleben haben, aber dass es so extrem war, wusste ich noch nicht. Der Weg, auf dem ich bis hierher gelaufen war, wurde nun komplett von den Pflanzen verdeckt. 

Oder war der doch auf der anderen Seite? Wo ist Raven, wenn man ihn mal braucht?! Er würde sich hier super zurecht finden. Hätte ich doch nur auf ihn gehört! Er wusste, dass der Brief eine Fälschung sein musste! Warum war ich nur so doof und bin darauf hereingefallen? Ganz einfach: Ich wollte Helen noch nicht aufgeben.

Ich hatte gehofft, dass sie wieder zu klarem Verstand kommt und wieder meine Freundin wird. Auch wenn ich jetzt Janet, Logan und Nick habe, die an meiner Seite stehen, war da immer ein kleiner Klumpen Einsamkeit gemischt mit Enttäuschung und Hass. Hass nicht nur auf Helen, sondern auch auf mich.

Auf eine erschreckende Art und Weise hatte Helen ja Recht, mit dem was sie sagte. Mein Körper war mit Narben und Feuermalen überseht. Einige von denen waren ziemlich hässlich. Selbst die starken Heilzauber meiner Mutter haben nichts wirklich ausrichten können. Ich ertaste mit meiner Hand die große Narbe in meinem Gesicht.

Die Erinnerungen des Unfalls brachen auf einmal in mein Bewusstsein herein. Dad war mit mir im Auto, einem Fortbewegungsmittel für Muggel, unterwegs. Wir wollten einfach ein bisschen Zeit zu Zweit verbringen. Ich war mit 5 Jahren noch recht klein - ich konnte kaum aus dem Fenster schauen.

Aber was ich deutlich sah, war das andere Auto, dass von links auf uns zugerast kam. Er fuhr viel zu schnell und wurde auch bereits von der Polizei verfolgt. Er krachte mit voller Geschwindigkeit in unser Auto rein. Es war ein so lauter Krach, dass ich für einen kurzen Moment taub war. Als ich wieder etwas hören konnte, schaute ich nach links zu Dad.

7 Years of Magic (Hogwarts FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt