3 Kapitel

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Als Dad seinen Redeschwall endlich beendet hatte, wünschte ich ihm 'Gute Nacht' und ging nach oben, in mein Zimmer.

Blitzschnell sauste ich die Treppen hoch und öffnete die Tür, die zu meinen Zimmer führte.

Wo willst du denn sonst hinlaufen?! Ins Solarium?, bemerkte die-ach-so-tolle-Stimme-die-mir-immer-und-überall-zur-Hilfe-steht. Vorsicht Sarkasmus!

Schleimer!, sagte das Stimmchen geschmeichelt, die den Sarkasmus anscheinend nicht bemerkt hatte. Ich beließ dem Stimmchen den Glauben, dass sie wichtig wäre und widmete mich wichtigeren Dingen.

Ich warf einen kurzen Blick in den Spiegel und sah, dass meine Augen schon einen leichten roten Schimmer hatten. Höchste Zeit zum jagen, sonst werde ich noch zur Killermaschiene. Ich zog mir schnell ein enges schwarzes Top und eine kurze schwarze Hose an. Meine Kleidung sollte mich nicht daran hindern durch Büsche zu schleichen und auf schwarz sah man Blut nicht besonders gut. Gut, dass ich meine Haare schon zusammen gebunden hatte.

Ich sprang aus dem Fenster und kam auf den harten Asphalt, der Einfahrt unserer Villa, auf. Ich rannte mit Lichtgeschwindigkeit los und innerhalb ein paar Sekunden war ich im Wald angekommen. Ich kletterte wie ein Affe den großen Baum hoch und hielt Ausschau auf etwas Lebendiges. Die Blätter störten mich nicht und ch war an den Punkt angekommen, an dem es mir egal war, ob Mensch oder Tier. Das war gar nicht gut. Nun war ich kein tollpatschiger, kleiner Vampir mehr. Jetzt war ich ein grausames Monster, vor dem jeder Angst haben sollte. Ich hasste es, auf Blut angewiesen zu sein. Ich hasste es Tiere umzubringen. Aber ich konnte nichts dagegen machen.
Drei Wochen meines Lebens hatte ich nun schon als Blutsauger verbracht und ich verabscheute es jeden Tag mehr. In mir keimte immer noch die Hoffnung, dass hier wäre allles nur ein verdammt böser Traum, ein Alptraum, aber wie es scheint,  war der Keim am Vertrocknen.

Mittlerweile brachte mich mein Hals fast um. Er war eines der Symptome, die mich ans Blutsaugen erinnern sollten. Indem ich schmerzen bekam, fiel es mir leichter zu töten.

Vorsichtig reckte ich meine Nase in die Höhe. Ich roch Blut. Es musste ungefähr 500 Meter entfernt sein. Mein baldiges Opfer tat mir jetzt schon Leid, den das würde sein Ende sein.

Wie ein Jaguar hüpfte ich zum nächsten Baum und von dort aus auf den Boden.

Ich rannte unmenschlich schnell zu der Stelle und sah ein verwundetes Reh. Es würde sowieso sterben...

Nachdem kleinen Zwischenfall im Wäldchen stand ich wieder vor dem Badspiegel und wusch mir gerade ein paar Bluttropfen vom Kinn.  Mein Körper wies Schmutz ab, bis auf Blut. Das hatte ich heraus gefunden, als ich in eine Matschpfütze geflogen war und, wie durch ein Wunder, nicht dreckig wurde. Eigentlich perfekt für ein Leben in der Wildnis. Meine Zähne putzte ich jedoch immer gründlich und achtete gut auf meine spitzen Eckzähne.

Ich zog mir noch schnell frische Unterwäsche und ein XXL T-shirt an und kuschelte mich ins Bett.
Alamiert suchte ich den Boden und mein Bett ab, als ich den vertrauten Stoff nicht unter meinen Kissen spürte. Gerade als ich meinen Vater zusammmenscheißen wollte, dass ee mein Heiligtum gestohlen hatte, entdeckte ich ein Öhrchen, welches unter dem Bett hervor luckte. Erleichtert griff ich danach und erdrückte das Ding in meinen Armen, während ich genüsslich seufzend meine Augen schloss.

Ich kann zwar nicht schlafen, aber in eine Art Halbschlaf verfallen und trotzdem alles mit bekommen. So konnte sich auch mein Körper entspannen.

Am nächsten Morgen hörte ich wie Schritte die Treppe hoch stampften. Ein leises Quitschen verriet mir, dass sich meine Zimmertür öffnete und, vom Geruch her, war es mein Cousin Theo. Ich stellte mich schlafend, als ich leises Wasser plätschern vernahm.

Oh Nein!! Nicht mit mir!!

Er war zwar ein paar Monate älter, aber trotzdem etwas kleiner als ich, worüber sich sein großer Bruder immer todlachte, sobald Theo und ich im selben Raum standen.

Nun stand er vor meinem Bett. Wie von der Tarantel gestochen, sprang ich auf und sprintete die Treppen hinunter ins Wohnzimmer. Erst da fiel mir ein, dass ich ja extrem schnell rannte.

Also lief ich die Treppen noch einmal hoch, und tat so als versuchte ich so schnell wie möglich ins Wohnzimmer zu gelangen.

Theo kam mir nach, aber Gott sei Dank ohne den Eimer voll mit Wasser, denn er über mich schütten wollte, um mich zu 'wecken'.

Woher ich das wusste? Hmm, was macht ein pubertierender Junge mit einem Kübel, der mit Wasser gefüllt ist, in dem Zimmer seiner Cousine, die noch 'schläft'???

Ich weiß schwer, nicht?

Gut kombiniert, Detektiv!, lobte mich Stimmchen. ,,Danke", sagte ich stolz.

,,Wofür?", fragte mich ein immer noch verwirrter Theo.

Oh, oh. Bitte sag nicht, dass ich das gerade laut gesagt habe, flehte ich die Stimme im Kopf förmlich an.

Doch, hast du, lächelt es schadenfroh.

Oh, Gott wie peinlich!!!, schämte ich mich. Das kannst du laut sagen!, antwortete es hämisch grinsend. Kannst du vergessen, erwiederte ich wütend.

,,Ehm.. naja. Du wolltest mich sicher loben, dass ich nun so schnell rennen kann. Früher warst du immer schneller als ich", improvisierte ich. Er schien nicht vollkommen überzeugt und betrachtete mich misstrauisch.

Gott sei Dank, fragte er nicht weiter nach.

Doch nach einer Zeit spürte ich einen Blick auf mir, Theos Blick. Er beobachtet jeder meiner Bewegungen. Ich würde zu gern wissen was er jetzt dachte.

Das ist doch unmöglich! Woher wusste sie, dass ich sie wecken wollte. Sie hat doch tief und fest geschlafen. Und wie zum Teufel ist sie so schnell aus dem Zimmer. Ich hab doch nur einmal geblinzelt und schon war sie verschwunden!

Ich muss der Sache auf den Grund gehen!, dachte jemand, aber nicht ich.

Außerdem war das eine Jungen stimme! Um genau zu sein Theos Stimme!

Ok, heißt das ich kann Gedanken lesen?

Plötzlich Vampir?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt