Teil 3

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Ich bedanke mich erneut für Eure Votes und hoffe, Euch gefällt auch der nächste Teil.

Außerdem wünsche ich Euch allen einen guten Start in das neue Jahr und dass das neue Jahr Euch viel Gutes bringt.


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Nur dieses eine Mal noch schenk' mir Kraft für einen neuen Tag.

Ich stehe nackt und hilflos vor dem Morgen, nie war ich so stark.


Es ging ihm von Tag zu Tag schlechter. Er aß kaum noch und auch an Schlaf war nicht mehr zu denken. Früher hatte er sich in solchen Phasen aufgedonnert und war durch die Clubs gezogen, hatte sich irgendeinen Kerl aufgerissen und sich so von seinem Schmerz abgelenkt. Doch dieses Mal brachte er die Kraft dazu nicht auf. Er wollte sich nicht mehr ablenken. Er musste endlich diese Gefühle besiegen. Ablenkung hatte die letzten Jahre nicht funktioniert, also brauchte er etwas Neues. Eine andere Strategie.

Harry stand in seinem Badezimmer vor dem Spiegel und sah sich an. Er sah schrecklich aus. Viel zu dünn, regelrecht abgemagert. Dunkle Schatten unter den Augen. Die Haare stumpf und noch unordentlicher als sonst. Er sah aus wie einer der Penner, die sich in den Straßen rumtrieben und jeden um ein bisschen Geld anbettelten. Er ließ die Schultern hängen und seufzte. Diese Strategie, dieses sich im Schmerz ertränken, war auch keine Option.

Es war ein neuer Tag und er war der Lösung seines Problems kein bisschen näher. Doch dann kam ihm plötzlich eine Idee. Schnell zog er sich an, putzte die Zähne mit einem Zauber, legte einen weiteren auf sein Gesicht - wie jeden Morgen, es musste ja nicht gleich jeder sehen, wie es ihm ging - warf noch einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel und apparierte aus seinem Bad heraus.

Er landete in einem kleinen Wäldchen und blickte sich zur Orientierung erst einmal um. Es war lange her, dass er das letzte Mal hier gewesen war und im ersten Moment war er sich nicht sicher, ob er richtig war. Doch eigentlich bestand kein Zweifel. Er dachte zurück an das letzte Mal, als er dieses Wäldchen gesehen hatte. Die Erinnerung daran ließ ihn schaudern. Damals, als er mit Ron und Hermine unterwegs gewesen war, um Horkruxe zu jagen, waren sie von Greifern hierher gebracht worden. Langsam trat er aus dem Wäldchen heraus und vor seinen Augen erschien, groß und düster, Malfoy Manor.

Sein Herzschlag beschleunigte sich, er fing an zu zittern. Reiß dich zusammen, dachte er. Was, wenn er dich sieht? Soll er dich etwa nach all den Jahren so wiedersehen? Wie ein Häufchen Elend? Er straffte die Schultern, richtete sich auf, hob seinen Kopf und... blieb einfach stehen.

Schlagartig fühlte er sich besser. Allein das Wissen, dass Malfoy dort in diesem Haus - Palast, Schloss, wie auch immer man diesen Protzkasten nennen sollte - war, gab ihm Zuversicht und neuen Lebensmut. Plötzlich schien er nicht mehr so weit weg, so unerreichbar zu sein. Nur ein paar Schritte und er könnte am Tor läuten, könnte ihn sehen, mit ihm reden, ihn berühren...

Doch er tat es nicht. Harry blieb einfach auf der Stelle stehen und starrte Malfoy Manor an, sog den Anblick in sich auf. Auf einmal wirkte das Anwesen nicht mehr so bedrohlich, wie er es in Erinnerung hatte, sondern einladend und heimelig.

Heimelig? Es geht hier grade um diesen Protzkasten von diesem arroganten Arsch, wies sich Harry in Gedanken zurecht. Einmal noch ließ er seinen Blick über die Vorderfront gleiten. Er würde wieder gehen und wieder eine Weile von diesen Eindrücken zehren. Er wandte sich um und zuckte plötzlich zusammen, als er eine Bewegung im Augenwinkel wahrnahm. Schnell wollte er sich in das Wäldchen zurückziehen, um unerkannt zu verschwinden, doch es war bereits zu spät. Die Gestalt bewegte sich auf ihn zu und Harry glaubte, er müsste sterben. Er hatte ihn sofort erkannt, die schlanke Figur, der aufrechte Gang, der maßgeschneiderte Umhang und die hellen Haare. Kein Zweifel, Draco Malfoy kam ihm entgegen.

Harrys Atmung ging flach und sein Herz raste, während er verzweifelt überlegte, was er tun sollte. Einfach abhauen? Es bestand immerhin die Möglichkeit, dass Malfoy ihn noch nicht erkannt hatte. Oder sollte er bleiben und wenigstens kurz mit ihm sprechen? Sein Herz schrie, er solle bleiben. Aber welche Erklärung hätte er, hier zu sein?

Ach Malfoy, ich hab dich vermisst und wollte dir nur kurz sagen, dass ich schon seit der Schule in dich verliebt bin...??? Ja klar, dann könnte er sich auch gleich einen Strick nehmen oder den Avada Kedavra auf sich selbst sprechen. Harrys Gedanken rasten, sein Blick schnellte hin und her und suchte nach einer Fluchtmöglichkeit und Draco Malfoy kam immer näher.

„Was wollen Sie hier?", rief Malfoy drohend und zückte bereits seinen Zauberstab. Harry stand wie angewurzelt im Schatten der Bäume, unfähig, sich zu bewegen. Diese Stimme wieder zu hören, die er so lange vermisst hatte, vernebelte seine Gedanken. Sein Herz hämmerte in seiner Brust und er war sich sicher, dass Malfoy es hören musste, so laut war es. Er schluckte schwer, da sprach ihn Malfoy wieder an. Er war noch näher gekommen.

„Wer sind Sie? Geben Sie sich zu erkenn- Potter?", stieß Malfoy ungläubig aus und als er seinen Nachnamen aus Malfoys Mund hörte, kam endlich wieder Leben in Harry.

Er griff sich an die Brust. Die Verachtung, mit der Malfoy seinen Nachnamen eben ausgesprochen hatte, brannte in seinem Inneren wie Feuer, wie Dämonsfeuer, das alles zerstörte. Es fühlte sich an, als habe Malfoy ihm einen schwarzmagischen Dolch in sein Herz gerammt, der das Gewebe in seinem Innern langsam zerfraß. Harry keuchte, versuchte, Luft zu bekommen. Versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Doch das einzige, an das er denken konnte war: Lauf!

Und diesem Gedanken gehorchte er. Er drehte sich um und rannte in das Wäldchen, weg von Malfoy. Weg von seiner Chance, ihn wieder in sein Leben zu lassen. Als er apparierte, hörte er Malfoy noch rufen: „Bleib stehen, Potter! Verdammt, was willst du hier? Potter!!!" Doch Harry war schon weg.

Und wir tanzten (Drarry)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt