Teil 9

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Und wir tanzten im Schnee vergangenes Jahr.
Der Mond schien so sanft in Deinem Haar.


„Du hast WAS?" Hermine sah Harry erschrocken an.

Harry zuckte mit den Schultern. „Ich habe Malfoy geküsst?", wiederholte er kleinlaut.

Hermine schüttelte den Kopf. „Irgendwie wird es nicht besser, auch wenn du es noch so oft wiederholst. Ich kann es irgendwie nicht glauben. Und was ist dann passiert?"

Harry atmete tief durch, bevor er weitererzählen konnte. „Es war wundervoll. Besser als ich es mir je in meinen Träumen ausmalen konnte. Er hat mich sogar zurückgeküsst und dann–"

„Er hat WAS?", unterbrach ihn Hermine. Harry zuckte zusammen.

„Hermine, wie soll ich es dir erzählen, wenn du mich ständig unterbrichst?"

„Entschuldige, aber das klingt so überhaupt nicht nach dir und auch so überhaupt nicht nach Malfoy." Hermine schüttelte ungläubig und auch schockiert den Kopf. „Okay, wie ging es weiter?"

„Ähm, wir haben uns also geküsst. Und dann habe ich ihn losgelassen, habe mich umgedreht und den Raum verlassen." Hermine verschluckte sich an dem Tee, den sie gerade trinken wollte.

„Du bist einfach gegangen? Einfach so?", fragte sie zwischen dem Hustenreiz hindurch.

„Naja", antwortete Harry gedehnt und klopfte Hermine unbeholfen den Rücken. „Ich habe nach diesem unglaublichen Kuss noch einen Moment gebraucht, um mich von ihm trennen zu können. Er stand da, stand einfach nur da, ohne sich zu wehren. Er hatte seine Augen geschlossen, seine Wangen waren gerötet, er sah wunderschön aus. Schöner als in meinen Träumen, denn das war echt." Harry sah Hermines schockiertes Gesicht und er stoppte seine verträumte Erzählung. Sehr viel leiser und vorsichtiger fuhr er fort. „Ich habe ihm möglicherweise gesagt, dass ich ihn liebe."

Hermine schlug sich eine Hand vor den Mund und starrte Harry an, als hätte er ihr gerade erzählt, dass er Krebs habe und morgen sterben müsse. Doch jetzt war es raus, endlich hatte Harry es erzählt. „Woher hast du den Mut dazu genommen?", fragte Hermine vorsichtig. „Nach all der Zeit, in der du dich davor gedrückt hast, darüber nachzudenken oder etwas zu unternehmen. Und jetzt? So plötzlich?"

„Ich weiß es auch nicht", antwortete Harry schulterzuckend. „Er hat mich provoziert, herausgefordert."

„Und dann konntest du das nicht einfach schlucken und weggehen? Also hast du genauso reagiert wie früher in der Schule? Du bist auf seine Sticheleien angesprungen?"

Schuldbewusst senkte Harry den Kopf. „Ja, ich schätze schon?"

Hermine atmete tief durch, um sich zu beruhigen. „Okay, erzähl weiter."

„Eigentlich gibt es jetzt nicht mehr viel zu erzählen. Ich habe ihn dort stehen lassen. Das war's." Betreten senkte Harry den Kopf. „Vermutlich wird er mich jetzt noch mehr hassen als ohnehin schon. Das war meine letzte und einzige Chance. Ich habe sie ergriffen. Ich habe mehr bekommen, als ich mir je erträumt habe. Damit muss ich mich zufrieden geben, schätze ich."

„Oh Harry." Hermine stellte ihre Tasse auf dem Couchtisch ab, rückte auf dem Sofa näher an ihn heran und nahm ihn in den Arm. Beruhigend strich sie ihm über den Rücken, während Harry wieder einmal leise vor sich hin schluchzte. Hermine wusste, dass das alles raus musste. Dann würde es Harry hoffentlich endlich besser gehen. So sehr hatte sie gehofft, nachdem Harry den Brief geschrieben hatte, dass er jetzt darüber hinwegkommen könnte. Doch scheinbar hatte sie sich getäuscht. Langsam und zärtlich strich sie über Harrys Haare. Vielleicht brauchte ihr bester Freund aber einfach immer noch ein bisschen Zeit.

Und wir tanzten (Drarry)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt