15/04/18

91 12 1
                                    

Theo,

heute schreibe ich dir diesen Brief, weil ich dich anders nicht erreichen kann. Du meldest dich einfach nicht.

Dabei waren wir verabredet. Wir hätten uns sehen sollen.

Den ganzen Tag - Quatsch! - die ganze Woche warte ich darauf. Ich habe nahezu jede einzelne Sekunde abgestrichen, weil ich dich so sehr wiedersehen wollte. Und jetzt versetzt du mich schon wieder, so wie am Anfang, als du dich mehrmals immer wieder mit mir verabredet hattest & dann jedes einzelne Mal wieder abgesagt hast, sodass wir uns nie auf einen Kakao getroffen haben so wie geplant. Doch dieses Mal versetzt du mich, ohne Bescheid zu sagen, ohne mir wenigstens den letzten Funken Hoffnung zu stehlen.

Theo, ich versteh das nicht.

Hast du es vergessen? War es dir egal? Was ist passiert?

Es war doch deine Idee. Du hast mich gefragt.

"Wann sehen wir uns wieder?"

Das hast du gesagt. Ich war so überglücklich. Glücklich, weil du mich wiedersehen wolltest, glücklich über diese schöne poetische Formulierung. Glücklich über diesen ganzen Tag, den wir letzten Sonntag zusammen verbracht hatten. Den wir wohl bemerkt endlich! zusammen verbracht hatten, da es unser erstes Treffen überhaupt gewesen ist, seit ich dich vor einem Monat angesprochen habe.

Wirklich, dieser Tag war unglaublich schön, auch wenn wir nichts Aufregendes unternommen haben. Es war perfekt so wie es war. Es war einer der ersten wärmeren Frühlingstage, so warm, dass wir in dünnen Pullovern durch den Treptower Park schlendern konnten & auch Oskar die Sonnenstrahlen auf seinem Fell genießen konnte. Oder das weiche Gras, auf dem wir am Ende saßen, als wir genug gelaufen waren & die abendliche Frische uns langsam wieder abkühlte.

Übrigens war es verdammt süß von dir, dass du mir deine Jacke angeboten hast, als du bemerktest, dass ich leicht schauderte, weil ich fror. Aber ich war zu schüchtern, um sie tatsächlich anzunehmen. Im Nachhinein ärgere ich mich wahnsinnig darüber.

Ich weiß nicht recht, was ich aus dieser Handlung schließen kann. Dass du mir deine Jacke beim ersten Treffen anbietest. Warst du nur freundlich? Bist du einfach ein Gentleman? Oder hatte das vor allem etwas mit mir zu tun? Siehst du etwas in mir, das dir gefällt? Das habe ich mich die ganze Zeit über im Stillen gefragt. Und vielleicht habe ich ja sogar eine Antwort darauf erhalten, als du mir erzähltest, dass du an dem Abend, an dem ich dich angesprochen hatte, kurz danach nochmal extra zu meiner Arbeit gelaufen bist, um mich zu suchen, weil du dachtest, ich wäre auf dem Weg dorthin gewesen. Ich hätte das niemals gedacht. Und ein bisschen kann ich es gar nicht glauben. Doch es brachte mich und mein Herz zum Lächeln und rundete dieses Treffen perfekt ab.

Es war wirklich schön, Theo. Unsere Gespräche waren so interessant und wir teilen so viele Ansichten, dass es mich über beide Ohren strahlen lässt, weil das alles so passend wirkt. Vielleicht haben wir wirklich eine Chance. Zumindest hast du mir dieses Gefühl gegeben, wenn du mich angelächelt hast und ich muss gestehen, dass mich dein Lächeln schwach macht.

Oder als du auf dem Rückweg in der S-Bahn diese eine Frage stelltest. Die Frage, wann wir uns wiedersehen. Das war die größte Hoffnung, die du mir machen konntest. Dazu wieder dieses Lächeln...

Gott, wie gern ich dich heute gesehen hätte. Ich habe den ganzen Tag auf eine Nachricht gewartet. Aber sie kam nicht. Nicht mal, als ich dir eine schrieb.

Und ich fühle mich so dumm und naiv. Wie habe ich glauben können, dass du mich ernsthaft wiedersehen willst? Das war so dumm. Ich bin so wütend auf mich selbst. Weil ich dir so verfallen bin & dir jedes Wort geglaubt hätte. Doch offensichtlich war das leichtsinnig.

Ich weiß nicht, ob ich überhaupt noch eine Antwort von dir bekommen werde. Dabei bin ich so geduldig. Seit Wochen. Obwohl ich kein geduldiger Mensch bin. Ich hasse es zu warten.

Und bei dir tue ich es immer wieder aufs Neue.

Das macht mir Angst.

𝐁𝐫𝐢𝐞𝐟𝐞 𝐚𝐧 𝐓𝐡𝐞𝐨Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt