Theo.
Es ist etwas passiert.
Mit uns. Mit dir und mit mir.
Ich kann nicht genau sagen, was es ist. Oder woher es kommt. Ich weiß nur, dass es wunderschön ist. Und dass ich nicht mehr leide. Sondern lebe. Mit dir. Und ich kann es noch nicht ganz fassen.
In den vergangenen drei Tagen haben wir uns jeden Abend gesehen. Etwas zwischen uns hat sich grundlegend und bedeutend verändert.
Nach der kleinen emotionalen Eskapade meinerseits ging es am nächsten Morgen wieder bergauf zwischen uns. Diese Richtung hielt sich bis Mittwochabend als wir wieder in das Billard Café liefen, in dem wir neulich schon waren. Wir saßen wieder am gleichen Platz, in der gleichen Konstellation mit den gleichen Getränken. Du dein Radler, ich meinen Wein. Auch die Bedienung war dieselbe. Diese blonde junge Dame mit den kurzen Haaren. Ich erinnere mich nur zu gut an ihr verräterisches Lächeln immer wieder, wenn sie an uns vorbeilief. Was wir wohl für einen Eindruck auf sie machten? Sie hat uns auf jeden Fall wiedererkannt. Das habe ich in ihrem Blick gesehen. Und es macht mich irgendwie glücklich, dass sie ganz genau wusste, was vor sich ging. Dass sie Zeugin der Entwicklung unserer zwischenmenschlichen und emotionalen Beziehung zueinander war.
Ich erinnere mich an diesen einen Moment, als sie sich auf den Weg zu unserem Tisch machte, um erneut zu fragen, ob bei uns alles in Ordnung sei, so wie sie es bereits einige Male zuvor getan hatte, ich hatte ihren Blick vom Weiten aufgefangen, als sie gerade loslief, dann sah ich dich an und lachte über etwas, das du in diesem Moment gesagt hattest - als ich wieder zurück zur Kellnerin schaute, trafen sich unsere Blicke wieder und dann sah ich nur noch wie sie auf dem Hacken kehrt machte. Sie hatte gesehen wie ich dich angesehen hatte. Und ich glaube, das empfand sie als Zeichen, nicht stören zu wollen. Unsere Zweisamkeit, das sich Entwickelnde zwischen uns, nicht zu unterbrechen. Es war ein seltsamer, aber unheimlich schöner Moment.
Das bedeutete, dass sie es auch merkte. Dass die Luft um uns herum genauso war, wie ich sie spürte. Dass wir etwas ausstrahlten, dem Fremde nicht zu nahe kommen wollten, weil es nach Alleinlassen und stiller Beobachtung verlangte. Weil es einfach besonders war.
Wir haben stundenlang geredet. Über große Themen. Ich habe noch mehr von mir preisgegeben, aber gleichzeitig auch einen viel größeren Einblick in deine Welt erhalten. In deine Vergangenheit und in deine aktuelle emotionale Situation.
Du hast es zugelassen. Du hast mir diese Einblicke geschenkt. Hast dich mir geöffnet. Dafür bin ich dir so dankbar. Ganz ehrlich, Theo.
Ich weiß, dass du dich lieber in Sicherheit wiegst was für dich Verschlossenheit bedeutet. Doch an diesem Abend hast du dich selbst überwunden.
Du warst nicht nur offen, du warst auch ehrlich. Du hast mir von ihr erzählt.
Dass du sie seit Jahren willst. Dass sie noch immer da ist. Dass du noch immer an ihr festhältst. Oder viel mehr an dem Mädchen, das du damals kennengelernt hast. Das war ein Schock für mich. Ist es noch immer. Ich weiß nicht wohin mit diesen Informationen. Ich konnte kaum etwas dazu sagen. Ich schwieg sehr lange als du mir von ihr erzähltest.
Weil es sich anfühlte als würde plötzlich alles entgleiten. Als hätten sich alle Türen im selben Momenten mit einem ohrenbetäubend lauten Knall geschlossen.
Ich bekam Panik. Ich saß in deinen Armen, zum allerersten Mal überhaupt nach all diesen letzten Treffen und Zweisamkeiten, bei denen wir eine Anziehung zueinander spürten, aber uns nie der körperlichen Nähe mächtig machten, als du mir von ihr erzählt hattest, als du all das ausgesprochen hast. Alles drehte sich. Ich war komplett überfordert.
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𝐁𝐫𝐢𝐞𝐟𝐞 𝐚𝐧 𝐓𝐡𝐞𝐨
Teen FictionMir fallen außerdem zwei weitere Möglichkeiten ein, weshalb du diese Blätter jetzt in deinen Händen hältst. Entweder weil es vorbei ist oder weil es beginnt. Es kann gut sein, dass ich dir diese Briefe nun überlasse, weil es eine Art Abschied ist. E...