Kapitel 7

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Die Operation verlief richtig gut und ging schneller als ich dachte. Ich wartete noch im Flur vor dem OP-Saal und spielte mit meinem Handy. Es hatte mich fertig gemacht, dass sowas mit ihm passiert war. Ich hätte ihn zurück halten sollen, aber er wollte ja unbedingt. Als ich noch so in Gedanken war und auf mein Display starrte, tippte mir jemand auf die Schulter. Ich erschrak und wollte denjenigen gerade anblaffen was das sollte, bis ich sah wer vor mir stand.

"Alex? Was macht du hier?"

"Ich dachte ich komm zu euch, anstatt ihr zu mir. Außerdem fahr ich morgen schon wieder nach hause mit meinen Eltern. Und wie sieht es aus bei ihm?"

"Ich denke er wird wieder."

Wieder schweigend saßen wir nun nebeneinander und wartete auf den behandelnden Arzt. Der Tag verlief wirklich nicht wie geplant, aber trotzdem war er irgendwie besonders, denn DAS wollte ich nie mehr vergessen. Kein schönes Ereignis, aber etwas woran man sich später immer erinnern kann. Und es war eine gute Geschichte kleine Kinder vor Pferde zu warnen.

Nach weiteren fünfundzwanzig Minuten kam dann endlich der Arzt.

"Sind Sie Isa?"

Groß, etwas älter und guter Eindruck. Ich mochte den Arzt irgendwie.

"Ja die bin ich. Wie geht es Marco?"

"Also der Herr Reus wird definitiv durchkommen. Der Biss war zwar schlimm, aber die Wunde ist nicht zu schlimm. Leider darf er die nächsten Wochen keinerlei Sport machen, da er noch Antibiotika bekommen wird und seinen Arm schonen muss."

Na was für tolle Neuigkeiten! Ein Satz voll von Sarkasmus! Da freute ich mich auf die Zeit, wo wir hätten zusammen trainieren können und nun sowas. Ich war vielleicht begeistert.

"Okay. Und wie sieht es mit reisen aus?"

"Also fliegen darf er nicht und selber fahren auch nicht."

"Naja ich meinte auch eher, wenn wir mit Bus wo hin wollen."

Ich hoffte so sehr, dass er wenigstens mit und nach Amsterdam fahren konnte.

"Naja wenn Sie nur im Bus sitzen und so wie ich Sie verstehe weiter weg wollen, dann kommt es nur darauf an, wann die Reise sein soll."

"Also in zwei Wochen wäre diese."

Hoffnung?

"Ja... Das dürfte kein Problem sein. Er darf sich aber wirklich nicht allzu stark anstrengen."

"Ja das hab ich verstanden. Danke Herr Doktor."

Voller Freude sprang ich Alex an, die nichts verstand. Ich erklärte ihr, dass unsere Klasse eine Fahrt nach Amsterdam machen wollte und das in der letzten Schulwoche. Ihrem Gesicht nach zu urteilen, war sie nicht gerade begeistert, da sie ja nicht mit konnte. Aber sie wünschte mir trotzdem schon viel Spaß. Das sie doch noch mit konnte wusste ich da allerdings auch noch nicht.

Es war mittlerweile schon abends und ich war mit Alex zusammen in Marco's Zimmer gegangen. Er war gerade erst aufgewacht und sah richtig schlecht aus im Gesicht. Die Augenringe waren sehr tief, an sich war er sehr blass und sowohl der Tropf, als auch der gegipste Arm waren echt nicht schön.

Allerdings freute er sich riesig mich zu sehen. Als er dann Alex sah, war das lächeln weg und Fragezeichen schwirrten um seinen Kopf herum.

"Wer ist das?"

"Ich bin Alex. Schön dich kennenzulernen.", antwortete sie ihm.

"Das ist meine Freundin, die wir doch eigentlich besuchen gehen wollten. Nun sie ist vorhin her gekommen was ich echt süß fand. Es ist nicht beste Situation aber wir machen das beste daraus."

Während ich das sagte, setzte ich mich auf einen Stuhl an Marco's Bett. Alex saß an einem kleinen Tisch, der dem Bett gegenüber stand.

"Und was macht der Arm?"

"Ach Naja muss ne. Ist nur nicht so schön das ich erstmal kein Sport machen darf. Aber ich hab ja dich noch zur Ablenkung."

Da war es wieder. Das süßeste Grinsen aller Zeiten! Und seine Hand lag auch noch auf meiner, was mir ein wenig die Sprache verschlug. Alex hatte natürlich nichts besseres zu tun, als von uns in diesem Moment ein Foto zu machen. Ich konnte sie aber noch davon abhalten, es irgendwo hochzuladen und irgendeinen Schwachsinn unter zu schreiben.

"Du Marco?"

"Ja?"

"Ich hab den Arzt vorhin gefragt, wie es so mit reisen aussieht. Er hat gesagt du darfst trotzdem mit nach Amsterdam!"

Ich sah ihm in seine tollen Augen und sah pure Freude! Er wollte mich umarmen, aber er konnte sich nicht richtig bewegen.

"Das ist so krass! Ich war da nämlich noch nie! Ohh das wird so toll, besonders wenn du bei mir bist."

Ich wusste nicht ob ich rot wurde oder nicht. Aber Alex grinste mich nur blöd von der Seite an und mir wurde klar, dass ich roter wie eine Tomate sein musste. Kurz danach ging Alex auch zurück zum Hotel. Ich verabschiedete mich von ihr und blieb noch ein bisschen bei Marco.

Nach weiteren Stunden merkte ich wie ich müde wurde und schlief an seiner Seite ein.

Am nächsten Morgen machte mich ein vertraute Stimme ganz sanft wach. Ich lag mittlerweile halb auf Marco und wollte da auch ehrlich gesagt nicht weg. Als ich richtig wach war, streckte ich mich einmal und sah einen sehr gut erholten jungen Mann neben mir.

"Morgen Sonnenschein."

"Sonnenschein? Wohl eher ne Sonne mit gebrochenem Sonnenstrahl!"

Da hatte er Recht. Wir beide lachten herzhaft und schon wurden wir von dem Arzt seiner OP gestört.

Er machte die übliche Visite, fragte wie es ihm ging, kontrollierte den Tropf und sagte anschließend, dass er in zwei Tagen raus könnte. Ich überlegte kurz und freute mich das es ein Mittwoch war. Und da war ich gar nicht mehr gut gelaunt. Als der Arzt weg war, fragte Marco was los sei.

"Wie spät ist es?"

"Ah... 9:13 Uhr. Warum?"

"Scheiße! Ich komm zu spät zur Schule."

Nachdem ich mich ausgiebig von ihm verabschiedete, rannte ich nach hause, holte meine Sachen und fuhr mit Fahrrad zur Schule.

Ich kam ein bisschen zu spät zur dritten Stunde, aber die Entschuldigung nahm meine Lehrerin an und ich verbrachte einen ziemlich langweiligen Tag ohne Marco.

Zwei Herzen - Ein BallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt