Mein Herz schlug unaufhörlich gegen meine Brust. Ich wusste es war falsch. Ich wusste das wenn ich das jetzt tun würde, wenn ich sie jetzt küssen würde, ich nicht nur mich sondern auch Ms. Morgan in eine unvorstellbar missliche Lage bringen würde. Und dennoch wollte ich in diesem Moment nichts mehr als endlich die wenige Distanz zwischen uns zu überbrücken und sie zu küssen. Ich spürte wie ihr durchdringender Blick auf mir ruhte. Ich war wie gelähmt. Was sollte ich tun? Die Zeit war eingefroren. Alles verlief so langsam. Nach und nach erfasste ich den Entschluss es einfach zu tun, mich meinen Gefühlen hin zu geben und sämtliche Konsequenzen für einen Moment auszublenden.
Langsam lehnte ich mich weiter zu ihr nach Vorne. Ms. Morgan schloss ihre Augen. Mir wurde warm und dann hörten wir ein dumpfes Klopfen an der Tür. Shit. Sie riss ihre Augen auf und ich rollte mich von ihr herunter. Nur wenige Sekunden später ging die Tür auf und ich hörte wie jemand mit schweren Schritten in den Raum hinein gestampft kam. Ich schaute sie an. Ihr Blick war gefüllt mit Angst und einem Hauch von Trauer. Auch ich bekam langsam Panik. Ich meine... Was würde man denken wenn man uns hier auf dem Boden rumlungern sah? „Katherine?" Ertönte es hinter uns. Katherine? War das ihr Vorname? Das war ja mal mega niedlich.
Mit fragenden Blick schaute ich sie weiter an. Doch sie rührte sich nicht. Sie war wie versteinert. Erst jetzt bemerkte ich das bei unserem Zusammenprall ihre Brille runter gefallen war. Ich suchte den Boden ab und sah sie unter dem Tisch liegen. Schnell griff ich danach und richtete mich auf. „Hab sie gefunden." Sagte ich zu ihr und tat so als hätte ich den unerwünschten Besucher gar nicht erst mitbekommen. Leicht zitternd hielt ich ihr meine Hand hin und half ihr auf. „Danke dir, ich glaub die hätte ich sonst den ganzen Tag gesucht." Gab sie mit zittriger Stimme von sich. „Kein Ding. Ich wünsche ihnen noch ein schönes Wochenende." Schnell machte ich mich auf den Weg zur Tür. Mit leerem Blick schaute ich den Lehrer an, der meinte er müsse einfach so hier rein platzen. Es war Herr Kies.Der große, dünne Lehrer unterrichtete seit zwei Jahren an dieser Schule Chemie und Biologie. Er hatte kurze schwarze Haare und braune Augen. Soweit ganz normal, aber komisch war der trotzdem. Der Mann hatte einfach keine Mimik. Wie soll ich sagen, es wirkte immer als ob sein Gesicht aufgespritzt war. Nicht weil sein Gesicht künstlich aussah, sondern einfach weil es sich nie bewegte. Jegliche Emotionen konnte man maximal aus seinen Augen ablesen. Doch damit nicht genug, nein. Auch seine Stimme war so ausdruckslos, dass man sich glücklich schätzen konnte wenn man bei ihm eine Stunde überstanden hatte, ohne dabei einzuschlafen. Ich hatte ihn bis jetzt zum Glück nur ein paar mal als Vertretung. Aber das hatte mir schon gereicht. Mit einem kalten „Herr Kies." Verabschiedete ich mich von beiden und ging schnellen Schrittes endlich aus dem Raum hinaus.
Anstelle irgendwelche Anstalten zu machen nach Hause zu kommen ging ich geradewegs auf das Bad zu. Mit einem lauten Knall fiel die Tür hinter mir ins Schloss. Mit nervöser Hand dreht ich den Wasserhahn auf. Ich formte meine Hände zu einer Art Schüssel und sammelte das Wasser darin. Nach wenigen Sekunden schüttete ich mir das kühle Nass in mein Gesicht. Es war als könnte ich erst jetzt wieder richtig atmen. Ich spürte wie vereinzelte Tropfen an meinen Wangen hinunter rannen und sich an meinem Kinn sammelten. Was war da gerade passiert? Hätte ich es wirklich getan, wenn Herr Kies nicht reingeplatzt wäre? Im Nachhinein war es vielleicht doch besser so. Ich meine, wie hätte sie wohl reagiert? Fuck, wie konnte ich nur annehmen dass das eine gute Idee gewesen wäre?
Leider war mir nicht viel Zeit mit meinen Gedanken vergönnt. Kurz nachdem auch die restlichen kristallklaren Wassertröpfchen von meinem Gesicht auf das Porzellan des Waschbeckens tropften, klingelte mein Handy. Langsam kramte ich es aus meiner Jackentasche und schaute mit verquollenen Augen auf das Display. Mom. Super, was wollte die denn jetzt? „Ja?" begrüßte ich sie charmant genervt. „Jessi Bärchen?" Ich hasste es wenn sie mich so nannte. „Wie sind zeitiger von der Weiterbildung zurück gekommen. Ich warte vor der Schule im Auto um dich abzuholen." Einen Moment lang dachte ich darüber nach einfach aufzulegen und weit weit weg zu gehen. Aber gegen ein gratis Taxi nach Hause hatte auch ich recht wenig einzuwenden. Also beendete ich das Telefonat und kurz darauf fand ich mich auch schon im Auto auf dem Weg nach Hause wieder.
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But Honey, It's just Love
Любовные романы"Wie kann etwas falsch sein, wenn es sich doch so richtig anfühlt?" Liebe ist sonderbar. Du suchst sie dir nicht aus, sondern sie sucht dich. Mit einem Mal kann sie dein ganzes Leben auf den Kopf stellen. Diese Erfahrung musste auch Jessi machen. Ei...