15. Illusion

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„Das heißt... Sie haben nichts dabei gefühlt? Es war Ihnen vollkommen gleichgültig?” Egal wie oft ich darüber nachdachte, es wollte mir nicht in den Sinn, dass es ihr nichts bedeutet hatte. Ihre Reaktion hatte mich zerstört. Mit einmal Mal spürte Ich wie eine gewaltige Last drohte mich auf den Boden zu drücken. Meine Knie begannen zu zittern und eine eiskalte Hand presste sich langsam an meinen Hals um mir sämtliche Atemwege abzuschnüren. Mich überkam ein überwältigender Drang zu rennen. Weg zu gehen. Einfach nur weg. Weg vor meiner Angst. Weg von dem was geschehen war. Weg von meinen Gefühlen. Ich hätte durchaus wieder weglaufen können. Hätte einmal mehr mich auf der Toilette verschanzen können. Ob Mädchen- oder Jungsklo... Darauf kam es jetzt auch nicht mehr an. Doch etwas in mir schien mich gefesselt zu haben und machte mich unfähig dazu den Raum zu verlassen. Ich weiß nicht was es war, doch es hielt mich gefangen. Meine Füße waren als wären sie einbetoniert, mein Körper steif und vollkommen bewegungsunfähig. Ich kam mir vor wie ein Kinobesucher, ein Zuschauer. Ich sah was geschah. Ich konnte mich atmen hören, leise, schnell, gezwungen. Doch ich hatte sämtliche Kontrolle schon vor langer Zeit verloren. Ich war fest gefroren und konnte nicht gehen. Etwas in mir hielt mich gefangen an diesem Ort, zu diesem Zeitpunkt.  Man könnte sogar meinen, dass etwas in mir wissen wollte, was Ms. Morgan beschäftigte. Ich konnte mir ihre Reaktion einfach nicht erklären.

Nervös suchte ich ihren Blick, beobachtete sie und versuchte irgendetwas an ihr deuten zu können. Es gab eine Zeit, da meinte ich, ich könnte die Sterne in ihrer Seele funkeln sehen. Doch dieses Mal war es anders. Ihr tiefes, blaues, geheimnisvolles Meer war von einem Schleier überzogen, wie Nebel an einem grauen, verregneten Tag. Fahle Blässe zog sich wie ein Tuch um ihr Gesicht und hüllte es in eine starre, ausdruckslose Maske. Ihre Mundwinkel gingen scharf nach unten. Die dunklen Schatten unter ihren roten Augen unterstrichen nur die Leere und Müdigkeit die diese ausstrahlten. Kälte ging von ihr aus und ließ mich am ganzen Körper erzittern.
„Was... meinst du? " Mit verschränkten Armen schaute sie mich an. Ihre Stimme war fest und bestimmt. Vollkommene Ratlosigkeit war mit einem schwarzen Permanentmarker fett in ihr Gesicht geschrieben.
Wollte sie mich etwas verarschen? Als wüsste sie nicht was letzte Nacht passiert war? Sie war der Meinung ich müsste erwachsen werden, dabei verhielt sie sich selbst wie ein Kind.
„Oh bitte, Sie wissen genau was ich meine.” Tränen begannen mir in die Augen zu steigen. Wie konnte sie jetzt so tun als wäre nichts passiert? Mein Kopf glühte und mein Magen zog sich zusammen. Ich hasste es wenn andere mich für dumm verkauften. Blöße schoss mir ins Gesicht und meine Trauer mischte sich mit unsagbarer Wut. Ich hab mir das doch nicht eingebildet. Wieso tat sie mir das also an?

„Nein, Jess, ich weiß nicht wovon du sprichst. Was soll mir gleichgültig gewesen sein?” Es reichte mir. Ich hatte es satt. Ich mochte vielleicht keine hochstudierte Persönlichkeit sein. Doch ich ließ mich bei aller Liebe von niemandem an der Nase herumführen. Nicht einmal von ihr.  „Der Kuss verdammt.”, schrie ich sie an. Ich wollte nicht laut werden. Ich wollte nicht wieder schreien, die Kontrolle verlieren, über mich, meine Gefühle und mein Leben. Und glaubt mir, ich hasste es wenn es passierte. Ich wusste, jedes mal wenn ich sie verlor, würde ich auch einen Menschen verlieren. Denn das ist es was Wut tut. Es zerstört alles was du dir mit Mühe und Empathie aufgebaut hast. Aber es braucht nur einen kurzen Moment, einen Augenblick der Unaufmerksamkeit  und die Wut rollt wie ein Hurricane über dein zuvor wohl behütetes Heim. Erbarmungslos. Unkontrolliert. Rücksichtslos. Wie ich es hasste, wenn sie mich überkam. Wie ich es hasste, wenn ich schrie.  Aber es ging nicht anders. Sie machte etwas mit mir. Etwas unbeschreibliches und grausames zugleich. Die bloße Tatsache, dass sie mich darstellte als wäre ich bescheuert, verletzte mich viel zu sehr, nach dem was ich mit ihr erlebt hatte.

„Der... Kuss?”, antwortete sie zögerlich. „Nuschel ich etwas? Natürlich der verdammte Kuss.” Ich spürte wie warme Tränen begannen mir über die Wangen zu rinnen. Warum nur? Warum tat sie mir das an? Als ob es so schlimm war das ich einfach gegangen bin. Bitte, hatte sie noch nie eine romantische Komödie gesehen? Da passiert so ein Mist andauernd und zum Schluss geht immer alles gut aus. Warum also machte sie nur so eine Szene daraus?

„Jess... Was glaubst du ist gestern passiert?”
Ich befand mich auf einem Bahngleis, mitten in der Pampa. Im mich herum war nicht als Wüste. Tief in der Ferne hörte ich den Zug anrollen, doch ich konnte nicht gehen. Ich sah Ms. Morgan auf den Schienen. Sie stand direkt vor mir. Ich hätte sie berühren können, doch sie war zu weit weg um sie zu erreichen. Ich redete auf sie ein, schaute Ihr tief in die Augen. Doch von Ihr kam nichts als ausdruckslos Kälte. Mit jeder Abweisung, jedem verständnislosen Blick, jedem Fragezeichen das sich in ihrem Gesicht abzeichnete, fesselte sie mich mit einer neuen Leine am Gleisbett. Langsam spürte ich den Zog näher kommen. Zuerst begann der Boden zu vibrieren. Dann ertönte das Hupen. Ich versuchte mich zu befreien, doch es ging nicht. Ms. Morgan führte sich nicht. Ich wollte mich los machen, Ihr von den Gleisen helfen, sie in Sicherheit bringen. Doch es lag nicht in meiner Hand über Ihr Schicksal zu entscheiden. Es war an ihr. Das gleißende Licht der Zugscheinwerfer traf auf meine übermüdeten Augen. Er war fast da. Ich schrie und Wand mich und musste zusehen wie er auf sie zuraste. Tränen schossen mir aus den Augen. Ich konnte sie nicht verlieren. Aber warum ging sie nicht? Warum tat sie nichts? Warum war es so, als würde sie all das nichts angehen? Als... wüsste sie gar nicht das sie sich mit mir auf den Schienen befand? Und mit einem Mal traf mich der Zug. Übelkeit überkam mich und ein stechender Kopfschmerz machte es mir unmöglich meine eigenen Gedanken zu hören. Ich fing an zu schwitzen und zittern zugleich. Ich wusste was los war. Ich erkannte es. „Sie...-” Meine Stimme brach ab. Ich konnte es nicht aussprechen, da ich es selber nicht wahr haben wollte. Sie wusste nicht wovon ich sprach. Sie wusste es wirklich nicht. Aber ich konnte und wollte es nicht glauben, auch wenn ich mir dessen nun bewusst war.

„Jess? Was glaubst du ist gestern passiert?”
Ihr eindringlicher Blick brannte auf mir, doch ich fixierte betreten den Boden. Ich irrte mich, oder? Aber wenn sie recht behielt, wenn ich sie nicht geküsst hatte... was war dann passiert? Ich konnte mir das doch nicht ernsthaft eingebildet haben... Das schien allerdings eh nicht mehr von Bedeutung zu sein. Wenn ich mir auch in allen Dingen unsicher war, so war ich zumindest fest in der Überzeugung sie nie wieder ansehen zu können.

Sie trug schöne Schuhe, dachte ich. Schuhe die mir durchaus gefielen, auch wenn sie eigentlich nicht ganz mein Style waren. Schwarze lackfarbene Overknee-Stiefel, die ihrem Bein perfekt schmeichelten. Ich selbe konnte eine Zeit lang garnichts mit Stiefeln allgemein anfangen. Doch vor zwei Jahren zu Weihnachten, schenkten meine Eltern mir bordeoux farbene Doc Martins. Seit dem trug ich nichts anderes mehr.

Ms Morgan räusperte sich kurz. Sie wollte meine Augmerksamkeit auf sich lenken. Den Gefallen konnte ich ihr tun.

„Ich... Ich war bei Ihnen zur Nachhilfe und...-” „Jess...” Langsam und schmerzhaft zog sich mein Hals zusammen. Es bildete sich ein fetter Kloß darin, der mir die Luft zum Atmen abschnürte. Was wollte sie mir sagen?
„Sie... Sie und Ich... Wir-” „Jess, ich... Was hast du gestern Abend noch gemacht?” „Was.. Was meinen Sie?”

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Sooooooo. Lang ists her. Zu lange aber hey, gut Ding muss Weile haben und so. Haha. Jaaaa..... Was soll ich sagen? Das Kapitel hing jetzt mehrere Jahre auf der Editor Seite auf Wattpad fest. Und ich dachte Mensch, es gibt immernoch Leute die begeistert diese Geschichte lesen, da wäre es nur fair dieses Kapitel hier auch noch zu veröffentlichen.
In den Jahren ist viel passiert und viel hat sich geändert. Meine fehlerhafte Rechtschreibung und Kommasetzung ist dabei unverändert geblieben, wofür ich mich entschuldigen möchte. Ansonsten.... Ja. Ich kann nicht versprechen, dass ich diese Geschichte tatsächlich jemals beenden werde. Aber ich will es probieren. Ich weiß welchen Weg die Beiden noch vor sich haben und ich weiß auch wie ihr weg evtl. Gemeinsam oder alleine enden wird. Alles was fehlt ist das ganze in Worte zu verpacken.... Ich will versuchen die elend lange schreib Blockade zu überwinden uuuund hoffe, dass ihr auch weiterhin, nach all der Zeit, Bock auf die Geschichte habt.

Liebe Grüße
~ die verschollen geglaubte Autorin.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 16, 2022 ⏰

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