7. Ernsthaft?

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Jess's Sicht

Vereinzelt strahlten wärmende Sonnenstrahlen auf meine vor Müdigkeit geschlossenen Augen. Es war ein weiterer ermüdender Dienstag Morgen an dem ich mir wünschte gar nicht erst aufgestanden zu sein. Einmal mehr saß ich in dem stickigen Physik Raum, der zugleich auch als Astronomie Raum seine Dienste leistete. Während unser Astro Lehrer sein morgendliches Kreuzworträtsel löste, durften wir uns eine weniger aufregende Dokumentation über die Sonne anschauen. Immer wieder versuchte ich meine schweren Augenlieder dazu zu bringen wieder aufzugehen. Doch egal wie oft ich es versuchte, ich konnte sie nicht davon abhalten wieder zu zu fallen. Und glaub mir, es fiel mir noch viel schwerer überhaupt einen kleinen Funken an Wille aufzubringen wach zu bleiben.

Bevor der Schlaf mich erneut in seinen süßen Bann ziehen konnte, zwang ich mich dazu meinen schweren Kopf zu erheben. Mit halb offenen Augen blickte ich mich in dem kleinen Raum um. Zu meiner Linken sah ich müde Teenager, die Gesichter in den Händen stützend, welche genau wie auch ich zwanghaft versuchten nicht wegzunicken. Wenigen gelang es sogar aufmerksam zu wirken, doch bei den meisten meinte ich sogar zu sehen wie sie anfingen zu sabbern.  Als ich nach rechts schaute heute sich vor mir nur das selbe Scenario auf.

Ein schneller Blick auf die Uhr verriet mir, dass der Unterricht noch für eine gute halbe Stunde andauern würde. Eine weitere halbe Stunde voll Langeweile. Was hätte ich nur in diesem Moment dafür gegeben, das öde Kreuzworträtsel unseres Lehrers ausfüllen zu dürfen. Leider vergingen diese 30 Minuten aber genauso mühselig wie die vorherige viertel stunde.

Ähnlich schleppend vergingen an diesem Tag leider auch die weiteren Schulstunden. In Kunst behandelten wir den Dadaismus, ja, das ist wirklich eine Kunstepoche, und mussten eine dreiviertel Stunde lang Fakten aus einem staubigen Buch rausarbeiten, welches sich bereits an den Rändern begonnen hatte aufzulösen. Die Entstehung und Entwicklung des Geldes stand in Wirtschaft und Recht auf dem Plan und in Spanisch habe ich sowieso nichts verstanden. Nun war die letzte Stunde angebrochen. Deutsch.

Ms. Morgan war noch nicht da, da sie aus irgendeinem Grund immer zu spät kam. Wie es in jeder normalen unbeaufsichtigten Klasse der Fall war, stieg der Lärmpegel dementsprechend unnatürlich  und unaufhörlich. Und wie es ebenfalls oft in anderen Klassen der Fall war, besserte sich das Benehmen meiner Mitschüler mit dem baldigen Eintreffen unserer Lehrerin nicht. Das Knallen der hinter ihr zu geschlagenen Tür war, unter dem immer lauter werdenden Mischmasch an Gesprächen, nur bedingt war zu nehmen. Ich drehte mich langsam um und beobachtete wie die zierliche Frau sich ihren Weg durch die von Teenies belagerten Gänge, zwischen den Sitzbänken, bahnte. Sie trug ein eng anliegendes dunkelblaues Kleid, welches ihrer Figur schmeichelte, dazu ein schmaler Ledergürtel und die selben schwarzen hochhackigen Schuhe, die sie auch an ihrem ersten Tag hier trug. Es gab nur einen Unterschied. An ihrem ersten Tag strahlte sie wie die Sonne selbst. Jetzt hingegen sah sie gehetzt, müde und traurig aus. Ihre Augen waren rot und leicht geschwollen. Ich meinte sogar einen Funken Wut in diesen großen und wunderschönen Augen glitzern zu sehen. „Ruhe bitte." sprach sie in einem sanften und liebevollen Ton, welcher jedoch kaum mehr als ein raues Hauchen war. Meine Klasse schien dieses Hauchen kaum mehr zu interessieren, als die Hausaufgaben die wir immer aufbekommen haben. Ms. Morgan atmete schwer aus. Natürlich hatte auch sie bemerkt, dass meine Mitschüler an diesem Tag wieder einen Scheiß auf den Unterricht gaben. „Ruhe Bitte!", Wiederholt sie sich, dieses Mal in einem strengen Ton und deutlich hörbar. Ich schaute kurz über die Schulter, nur um mitzubekommen, dass auch das die Anderen nicht juckte.

Ein lauter Knall ließ mich zusammen fahren. Ruckartig drehte ich mich wieder zu meiner Lehrerin. Mit leicht zusammengekniffenen Augen hatte sie ihren Stapel Hefte mit voller Wucht auf das Lehrerpult geschlagen. „Ruhe Jetzt!" Rief sie mit fester Stimme. Schlagartig war es ruhig und auch die letzten begaben sich nun  zurück auf ihre Plätze. „Geht doch." fuhr sie nun wieder in dem sachten Ton fort, den ich von ihr gewohnt war. „Ich habe eure Gedichte nachgeschaut und... Wie soll ich sagen? Ich war enttäuscht. Von einer 11. Klasse hatte ich wirklich mehr erwartet. Manche Gedichte reimten sich nicht einmal, wie es die Aufgabenstellung forderte. Dementsprechend liegt der Durchschnitt bei 3,4. Ich hoffe ihr seid stolz auf eure Leistung. Tatsächlich gibt es ein Gedicht, was es geschafft hat auch mich ein wenig mit Stolz zu erfüllen. Damit ihr auch ungefähr eine Ahnung davon habt, wie ein selbstgeschriebenen Gedicht aussieht, werde ich es vorlesen. Der jenige wird sein Gedicht erkennen und darf sich die Note Eins merken. Alle anderen haben eine Drei oder schlechter."

But Honey, It's just LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt