XVI

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Sie sah Lukas Augen. In ihnen spiegelte sich Schmerz, Verwunderung und Sorge wieder. Wie sie seine Augen liebte. Sie zogen Alina in einen Bann und sie wollte sich nicht mal dagegen wehren. Sie verlor sich in seinen Augen und sonst fühlte sie sich als würde sie schweben. Entfernt hörte sie ein Piepsen. Es rief ihr etwas in Errinerung, aber was? Sie versuchte ihre Augen zu öffnen, aber dabei verschwanden immer mehr Lukas Augen, die sie nicht verlieren wollte. Augen öffnen oder Augen von Lukas? Doch die Entscheidung wurde ihr immer mehr abgenommen, als das Piepsen schneller wurde.
Sie öffnete ihre Augen und sah an eine weiße Decke. Sie wollte sich aufsetzten, doch ihr wurde wieder schwarz vor Augen, sie bemerkte eine Hand an ihrem Rücken, die sie stütze. Langsam klärte sich der Blick.
„Gut, dass Sie wieder wach sind.", hörte sie die Stimme der Krankenschwester, welche auch die Hand an ihrem Rücken hatte.
„Warum bin ich hier?", fragte Alina mit heiserer Stimme. Die Krankenschwester reichte ihr ein kleines Glas Wasser, woraus Alina hastig ein paar Schlucke trank. Sie wusste nicht, wann sie zuletzt was getrunken hatte, aber es musste schon lange hergewesen sein.
„Sie sind beim Konzert ohnmächtig geworden, als Sie einen Ellenbogen gegen Ihren Kopf bekamen, dazu kommt noch, dass Sie unter Nährstoffmangel leiden. Wann haben Sie zum letzten Mal etwas gegessen?"
„Heute Morgen.", sagte sie leise.
„Und davor?", fragte die Krankenschwester nach und notierte es.
„Ich glaube vor 3 Tagen..", antwortete sie kleinlaut. Und die Krankenschwester sah sie auf einmal mitleidig an.
„Sie müssen essen, sonst kippen sie irgendwann um und wachen gar nicht mehr auf. Der Arzt wird später nochmal kommen, aber ansonsten können sie auch ab sieben Uhr morgen das Krankenhaus verlassen. Die Nacht müssten sie allerdings zur Beobachtung noch hier bleiben."
Erst jetzt bemerkte Alina, dass es anscheined mitten in der Nacht war, aber nickte der Aussage und dem „Gute Nacht" der Krankenschwester nur. Ihr ging es scheiße und vermisste Lukas. Einen kurzen Moment hatte sie Hoffnung, dass Lukas vielleicht auch gekommen war, aber anscheinend nicht. Warum sollte er auch kommen? Sie hatte es versaut, aber sie meinte sie konnte es auch nachvollziehen. Niemand wollte etwas mit ihr zutun haben. Sie schaute auf ihr Handy und niemand hatte ihr geschrieben. Sie merkte wie sich Tränen in ihren Augen bildete und sie konnte diese auch nicht zurückhalten. In der nächsten Sekunde bekam sie einen heftigen Heulkrampf wie schon lange nicht mehr. Und das Schlimmste war, dass sie sich selbst einfach am meisten bemitleidete. Sie hatte einfach keine Lust mehr zu Leben und da sich anscheinend eh keiner mehr für sie interessierte, unterstrich es einfach noch mal mehr. Sie wusste nicht wie sie ihr Leben wieder in den Griff bekommen sollte. Sie wünschte sich die Probleme von damals zurück. Am liebsten würde sie ihr Leben um ca ein Jahr zurück drehen, aber das ging ja leider nicht.
Am nächsten Morgen verließ sie das Krankenhaus gegen 8 Uhr. Sie stand ratlos vor dem Krankenhaus und wusste nicht was sie tun soll. Sie wurde für eine Woche krankgeschrieben, also musste sie heute nicht mal arbeiten. Sie ging zur Bushaltestelle und wartete auf den nächsten Bus, der sie in die Stadt brachte.
Mit einem Umweg über die Apotheke, saß sie jetzt zu Hause. Sie starrte einfach nur aus dem Fenster in den Innenhof, den man von ihrer Wohnung einsehen konnte. Doch dann überkam sie das Gefühl von Ekel und beschloss duschen zu gehen. Sie stand vor dem Spiegel und betrachte sich. Sie war immer schon schlank gewesen, aber erst jetzt realisierte sie wie dünn sie geworden ist. Die Klamotten schlabberten an ihr herum, die früher so gut passten. Sie konnte ihren Anblick nicht länger ertragen und wendete sich vom Spiegel ab, am liebsten hätte sie ihn kaputt geschlagen, aber dafür war sie wahrscheinlich zu schwach. Sie war so schwach geworden.

Doch man sieht sich immer zweimal im Leben (Alligatoah Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt