MIHRIBAN
„Loving you is harder than breathing underwater."
Perry Poetry
„Mihriban? Mislina?", Azad Abis (Bruder) Stimme lockte mich aus meinem Zimmer, in dem ich mich seit dem Gespräch mit Selim vor einigen Tagen verschanzte. „Ja?", ich versuchte zu lächeln und doch bemerkte ich, dass Azad Abi mir mein Schauspiel nicht abkaufte. „Azad Abi!", rief Mislina erfreut und gesellte sich zu uns in den Flur. „Habt ihr heute etwas vor?", er blickte zwischen uns hin und her und sofort übernahm Mislina das Sprechen, da sie merkte, wie schlecht es mir ging. „Wir wollen für die Verlobung einkaufen gehen, wieso?", sie zog die Augenbrauen kritisch zusammen und musterte den besten Freund unseres Bruders. „Könntet ihr vielleicht Zümra mitnehmen? Ihr geht's zurzeit nicht so gut und sie muss mal unter Menschen kommen, die sie lieben, so wie sie ist", er lächelte verträumt und im selben Moment verzog Mislina schmerzerfüllt das Gesicht.
Auch wenn ihre — wie sie sie nannte — kindlichen Gefühle verblasst waren, tat ihr die Liebe von Azad Abi trotz allem weh. „Ja klar, können wir machen", ich lächelte den jungen Mann vor uns an und dankend nickte er uns zu.Nachdem wir uns vorbereitet hatten, machten wir uns auf den Weg zur nächsten Bahnhaltestelle. „Geht's dir besser?", sprach ich meine Schwester an, die noch leicht neben der Spur zu sein schien. „Es ist so", sie atmete tief aus. „Ich bin nicht eifersüchtig oder so, ich gönne ihm alles Glück der Welt und ihr natürlich auch", sie presste die Lippen aufeinander. „Aber jetzt weiß ich, spüre ich, dass sie die Richtige für ihn ist. Ich muss ein für allemal mit ihm abschließen", ihre Blicke wanderten in den Himmel und leicht zitterte ihre Stimme. „Abla, Azad Abi war so oft für mich da — ich möchte ihn nicht gehen lassen", ihr verzweifelter Ausdruck ließ mich hart schlucken. Statt etwas zu sagen, nahm ich meinen kleinen Engel in die Arme und spürte wie sich ihre Muskeln unter meiner Berührung entspannten. „Es wird besser werden, versprochen", flüsterte ich und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.
Während der Bahnfahrt schwiegen wir — Mislina hatte sich ihre Kopfhörer in die Ohren gesteckt und mir verdeutlicht, dass sie alleine gelassen werden wollte. Da wir schon öfter in Azad Abis Wohnung waren, kannten wir den Weg zu dem Hochhaus, sodass wir ebenfalls schweigsam dorthin liefen. „Wie heißt sie beim Nachnamen?", ich lächelte Mislina zögernd an, als wir vor der Eingangstür des Hauses zum Stehen kamen. „Bilir", sie drückte auf die Klingel und die Stimme ihrer Nachhilfelehrerin ertönte.
„Abla, mir geht's gut, okay? Lass Zümra abla nichts anmerken (Abla = ältere Schwester, auch ein Ausdruck des Respekts)", die Worte meiner Schwester brachten mich zum harten Schlucken — sie sollte nicht so selbstlos sein — und dennoch nickte ich zustimmend, da mir nichts anderes übrig blieb.„Überraschung", riefen wir erfreut und grinsten Zümra abla breit an, die uns ihre Wohnungstür geöffnet hatte. Ihr fragender und verdutzter Gesichtsausdruck war so amüsant, dass sowohl Mislina als auch ich leise kicherten. „Wir haben den Auftrag bekommen, dich unter Menschen zu mischen. Wir müssen für eine Verlobung einkaufen", klärte Mislina sie auf und streifte sich die Schuhe von den Füßen ab. „Und wir haben beschlossen, dass du mit uns in die Stadt kommst" , fuhr ich fort und machte es meiner Schwester nach.
„Azad?", erkundigte sich Zümra abla und wir nickten lediglich zustimmend. „Oh mein Gott, das ist ja eine süße Katze", rief Mislina erfreut und kniete sich auf den Boden und strich über das graue Fell des wunderschönen Tiers, das sich an Zümra Ablas Beine schmiegte. Leise murrend gab es ihr zu wissen, dass ihm ihre Berührungen gefielen, sodass ich ein Lächeln nicht unterdrücken konnte. „Mädels, das ist Bisasam mein neuer Mitbewohner und Schatz, das sind Mihriban und Mislina", stellte sie uns ihren Kater vor, den sie in die Arme nahm. „Ihr könnt euch gerne etwas zu trinken holen, die Küche ist gleich hier", sie zeigte auf eine der offenen Türen. „Ich mache mich kurz fertig", erklärte sie, setzte Bisasam auf dem Boden ab und verschwand hinter einer der anderen Zimmertüren.
Ihre Bereitschaft mitzukommen verdeutlichte mir nochmal, wie nötig sie es vermutlich hatte, mal rauszugehen — den Kopf abzuschalten. Innerlich versprach ich mir in dem Moment ihr das Gefühl zu vermitteln, dass sie bei uns immer willkommen war und wir jederzeit für sie da waren.
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Mein Leben für Deins
Teen Fiction„Maktub. Wenn ich ein Teil deiner Bestimmung bin, dann wirst du eines Tages wiederkommen." Diese Geschichte ist eine Art Fortsetzung meiner ersten Geschichte „Fels in der Brandung", ist aber keine Voraussetzung um diese Geschichte zu verstehen.