MIRHIBAN
„Just when you think you know love, something little comes along to remind you just how big it really is."
Es waren drei Monate seit Onkel Durims Tod vergangen. Drei Monate, die uns allen wahnsinnig viel Kraft gekostet hatten. In diesen Monaten hatte Valdetja bei uns gelebt, war in Mislinas Zimmer eingezogen und hatte mit ihr tagein tagaus gelernt. Jeder von uns hatte den beiden geholfen, wo es nur ging.
Zümra Abla, Azad Abi und Okan Abi wechselten sich immer wieder für die Mathenachhilfe ab, während Verâ Abla und ich ihnen in Deutsch und Englisch nachhalfen. Aysema Abla half ihnen mit dem vierten Prüfungsfach Biologie und Gençer Abis Vater übernahm die Nachhilfe in Geschichte — dem fünften, mündlichen Prüfungsfach der beiden.Vor einer Woche — nach ihrer letzten Prüfung — hatten Enesa und ihr Mann Valdetja nach Kosovo gefahren, sodass ich auch meinen letzten Anhaltspunkt aus der Familie Bajrami verloren hatte. Ich konnte mir nicht einmal vorstellen, wie es Mislina dabei gehen müsste, nachdem sie drei Monate lang kaum einen Moment ohne ihre beste Freundin verbracht hatte und nun auf unbestimmte Zeit getrennt von ihr war. Hajdar hatte Mislina und mich ausdrücklich gebeten nicht mit seinen Geschwistern mitzufahren, obwohl wir es anfangs so geplant hatten — denn sobald er uns sehen würde, würde er schwach werden, und wenn er schwach werden würde, würde er mit uns zurück nach Deutschland kommen. Das konnte er jedoch seiner Mutter nicht antun, die ihren Sohn an ihrer Seite brauchte. Zumindest erstmal.
„Ich mache uns allen Kaffee?", ich lächelte die Runde an, die an unserem Esstisch saß. Während der Abiturvorbereitung war es zum Ritual geworden, dass wir uns jeden Sonntagabend bei uns versammelten, gemeinsam aßen, Kaffee tranken und die Zeit miteinander genossen — denn wir hatten wieder einmal gelernt, dass das Leben zu kurz war um genug Erinnerungen mit unseren Liebsten zu sammeln. „Verâ darf nicht", warf Okan Abi grinsend ein und sofort zogen sich meine Augenbrauen zusammen — wieso durfte meine Schwägerin ihr Lieblingsgetränk nicht trinken? „Zümra übrigens auch nicht", versuchte meine Schwägerin die unangenehme Situation zu überspielen, indem sie ihre beste Freundin ebenfalls verriet. „Wie jetzt? Ihr beide?", Aysema Abla hielt sich vor Freude eine Hand vor den Mund, während sich ihre andere auf ihren — inzwischen kugelrunden — Bauch legte. Das sorgte dafür, dass sich bei uns allen Schalter umlegten. „Drei Schwangere? Ach du heilige Scheiße", Selim warf den Kopf in den Nacken und lachte lauthals los, „das werden lange neun Monate für uns alle." Über die Worte meines Verlobten musste ich unwillkürlich lachen, denn er hatte sowas von recht. „Acht", korrigierte Zümra Abla ihn, „wir wissen es aber auch erst seit Montag."
„Herzlichen Glückwunsch", Mislina war die erste, die sich von ihrem Stuhl erhob und erst unsere Schwägerin und dann Zümra Abla von hinten umarmte und ihnen jeweils einen Kuss auf die Wange drückte. Nachdem sie das getan hatte, rannte sie in die Küche und verkündete die freudige Nachricht unseren Eltern. Mit leuchtenden Augen trat mein Vater aus der Küche, blickte zwischen seinen Schwiegertöchtern hin und her — denn für ihn war Azad Abi ebenfalls ein Sohn und somit Zümra Abla eine Schwiegertochter. Beschämt senkten beide Mädels Köpfe, woraufhin sich das Grinsen in dem Gesicht unseres Vaters vergrößerte. „Meine Töchter", rief er freudig und breitete die Arme zu beiden Seiten aus — das war seine Art die beiden zu einer Umarmung aufzufordern, der sie nur gerne nachgingen. Unwillkürlich dachte ich an den Moment, als Aysema Abla uns von ihrer Schwangerschaft erzählt hatte, denn selbst da hatte sich Baba wie ein kleines Kind gefreut — wir waren eine riesengroße Familie geworden.
„Wie schnell ging es bitte bei euch?", Aysema haute lachend gegen Zümra ablas Schulter und setzte sich mit viel Mühe auf mein Bett. Wir hatten uns, um in aller Ruhe reden zu können, in mein Zimmer zurückgezogen und durchlöcherten die beiden neuen Schwangeren mit Fragen.
DU LIEST GERADE
Mein Leben für Deins
Teen Fiction„Maktub. Wenn ich ein Teil deiner Bestimmung bin, dann wirst du eines Tages wiederkommen." Diese Geschichte ist eine Art Fortsetzung meiner ersten Geschichte „Fels in der Brandung", ist aber keine Voraussetzung um diese Geschichte zu verstehen.