One more Überraschung

417 27 20
                                    

Sie sahen sich stumm in die Augen, bis Patrick zaghaft seinen Blick senkte und auf ihre verbundene Hände schaute. Auf einmal wirkte er so verletzlich und Lumen wurde bewusst, was für eine Ehre sie doch hatte, dass er so etwas gerade ihr erzählte. Über solche Sachen zu sprechen war für niemanden einfach und er vertraute sich einem Menschen an, den er kaum kannte. Sie war sprachlos und erschüttert zugleich. Bei der Vorstellung, dass er es tatsächlich getan hätte, wurde ihr speiübel. War es nur ein Zufall, dass genau im gleichen Moment, wenn er springen wollte, sie auf dem Stein ausgerutscht war? Oder war es wirklich ein Eingriff einer höheren Macht, wie Patrick sagte? Wie auch immer es war, sie war unglaublich froh, dass er jetzt neben ihr saß, lebend und heil.

"Danke", sagte sie leise und er sah sie erneut an.

"Wofür denn?", fragte er etwa überrascht. Seine Augen glänzten noch und auf seinen Wangen glitzerten Spuren von Tränen. Sie würde ihm am liebsten über die Wange streichen, doch sie traute sich nicht. Stattdessen drückte sie leicht seine Hand und schenkte ihm ein ermutigendes Lächeln.

"Dass du dich eröffnet hast. Ich weiß wie schwer es ist und es bedeutet mir wirklich sehr viel. Und ich will dir sagen, dass du nicht allein sein musst. Ich bin da und obwohl wir uns nicht lange kennen, verspreche ich dir, dass ich alles nur für mich behalte," antwortete sie entschlossen.

"Mein Herz sagt mir, dass ich dir vetrauen kann, Lumen. Du musst wissen, dass ich mich schon unzählige Male in den Menschen enttäuscht habe und dass ich das Vetrauen zu jemanden nur sehr schwer aufbaue. Bei dir habe ich keine Angst, dass du mich enttäuschst..." flüsterte er.

Ihr Herz fing sofort an, schneller zu schlagen, als er es ausgesprochen hat. Er legte sein Vertrauen an sie und sie wusste sehr gut, wie zerbrechlich das Vertrauen sein konnte. Sie wird damit behutsam umgehen müssen.

"Patrick?" Sie sah ihn fragend an. "Soll ich mir noch Sorgen machen?", fragte sie vorsichtig. Sie musste einfach wissen, dass er es nie wieder versuchen wird. Er musterte sie eine Weile, worauf er seinen Kopf schüttelte.

"Nein. Ich denke, ich habe jetzt eine Hoffnung", flüsterte er und ein sanftes Lächeln überflog seine Lippen.


Lumen half Patrick noch mit dem Seil einen Balken in der Scheune umzubinden, der zu zerbrechen drohte. Er sagte, dass er einen geschickten Tischler finden muss, der ihm die ganze Scheune reparieren hilft, da diese in einem desolaten Zustand war.

"Wir haben geplant, hier ein paar Tiere zu haben. Früher hatte ich nähmlich schon irgendeine und es hat immer Spaß gemacht, sich um sie zu kümmern", erklärte er Lumen. Ihr Herz verkrampfte sich wieder, als er den Plural verwendete.

Als sie später auf seiner Veranda saßen und Kartoffeln mit Quark und Butter aßen, musste sie unwillkürlich daran denken, dass dieser Ort ursprünglich als ein Zuhause für ein glückliches Ehepaar dienen sollte. Der junge Mann, der neben ihr saß, hatte bestimmt seine Träume, die er mit seiner geliebten zukünftigen Frau teilen wollte. Sie sah ihn in ihrer Fantasie hier mit der schönen Rosalie zu sitzen und ihre tobende Kinder zu beobachten. Eine glückliche junge Familie. Sie schluckte schwer und vergaß komplett zu essen.

"Schmeckt es dir denn nicht? Es ist ein schlichtes Gericht, doch mehr habe ich leider nicht. Ich werde wohl einkaufen fahren müssen", grinste Patrick sie an, womit er sie aus ihren Gedanken herausriss.

"Nein, es ist sehr lecker! Ich bin nicht anspruchsvoll, was das Essen betrifft. Ich habe nur nachgedacht", gab sie zu.

"Bist du oft so nachdenklich?", fragte er und lächelte breit. Es war wieder das sorgenfreie Lächeln, das ihr Herz höher schlagen ließ.

"Ab und zu...", meinte sie stirnrunzelnd. Als sie jedoch sein zweiflerisches Gesichtausdruck bemerkte, lachte sie los und er stimmte mit ein. "Eigentlich sehr häufig," gestand sie schließlich.

Zwischen den ÄhrenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt