5tes Kapitel

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5tes Kapitel

Den halben Sonntag hatte sie schon mit Entscheidungsvermeidungstechniken herumgebracht. Sie wurde wirklich langsam verrückt.

Gegen Nachmittag fertigte sie eine Pro-und-Kontra-Liste an:

Kontra:

Er ist nervig.

Er kennt kaum Grenzen.

Er ist ein zu guter Beobachter.

Er ist ein Frauenheld, dessen Leben sich auf Seite 6 der Zeitungen abspielt.

Pro:

Er hat Geschmack.

Er ist ein guter Beobachter.

Die Karten meinen, er sei gut für sie.

Er ist vielleicht nicht nur der Playboy, sondern hat eine Tochter, die er allein erzieht. (Das weiß sie von Seite 6 …) Die Tochter ist sehr nett. Also kann er nicht so schlimm sein.

Er schreibt wirklich gute Bücher.

Er hat faszinierende Augen.

Den letzten Punkt strich sie wieder von der Liste. Hatte sie das ernsthaft geschrieben?! Oh. Mein. Gott. Ihr wurde schwindelig. Es stand nicht gut um sie …

Da konnte nur Lanie helfen. Kate wählte die Nummer ihrer besten Freundin.

 Kurz darauf klingelte es an der Tür. „Lanie, ich bin so froh, dass du da bist!“ Sie umarmten sich. „Mein Gott, Kate, du siehst gar nicht gut aus! Was ist denn los? Wenn du mich am Sonntag anrufst, hat es meistens einen triftigen Grund. Also: Spuck es aus!“ Kate musste unwillkürlich lächeln. Das war typisch Lanie. Sie bemerkte alles. Egal wie gut sie sich verstellte! Und sie brachte es auf den Punkt. Eine Fähigkeit, die nur die wenigsten Menschen besaßen. „Komm rein, es ist eine längere Geschichte.“ Lanie folgte ihr durch den Flur und fragte: „Hat es was mit dem Fernsehauftritt und dem Superschriftsteller zu tun?“ Wie gesagt. Sie bemerkte alles. Und schlussfolgerte auch gut. Wäre sie nicht Gerichtsmedizinerin geworden, hätte sie eine unglaublich gute Mordermittlerin abgegeben!  
„Ja, das hat es. Es fing aber schon früher an. Hat dir Javier schon von dem Mädchen erzählt, dem ich geholfen habe?“ Lanie nickte.
„Ja? Gut. Die ist nämlich die Tochter von Richard Castle.“ Lanie zog die Augenbrauen hoch. „Du hast dich in ihn verliebt?!“ Kates Wangen färbten sich leicht rosa. „Nein Lanie, bestimmt nicht, das kann …“ Lanie unterbrach sie. „Na komm, du hast schon von ihm geschwärmt, als sein erstes Buch gerade erst erschienen war. Und jetzt könntest du seine Muse werden. Und deine Wangen sind knallrot. Mehr Beweise brauche ich nicht!“ Sie grinste. „Ach, sollte das etwa ein Geheimnis bleiben?“ Kate schluckte. „Nein, Lanie, das ist unmöglich! Du täuschst dich!“ Sie umarmte Kate. Sie war wie eine große Schwester. „Kate, habe ich mich jemals getäuscht?“ Nein, Lanie hatte meistens recht. Eigentlich immer. „Auch du kannst dich mal täuschen!“ Sie wand sich aus der Umarmung und ging in die Küche. Lanie schmunzelte. Typisch Kate! „Ok, wenn es nicht das ist, weshalb du mich angerufen hast, was dann?“ Kate seufzte. Lanie würde nicht gehen, ohne zu wissen, warum sie eigentlich hätte kommen sollen. Sie seufzte noch einmal und drehte sich zu ihrer besten Freundin um. „Ich weiß einfach nicht, ob ich diesem Artikel über mich zustimmen soll oder nicht.“
„Was spricht dagegen?“
„Er ist nervig, kennt keine Grenzen und ich will nicht in diversen Magazinen auftauchen und von allen möglichen Leuten auf der Straße angesprochen werden. Der Fernsehauftritt hat schon gereicht!“ Lanie sah sie an. Eine ganze Weile. Schließlich sagte sie: „Ich denke, du solltest es versuchen. Die diversen Magazine verschwinden wieder. Du wirst vielleicht angesprochen werden, aber das wird auch wieder vorbeigehen. Außerdem: Du brauchst Abwechslung. Du verkriechst dich hinter deiner Arbeit, das wäre die beste Chance für dich, aus dem Teufelskreis auszubrechen. Und – schlecht sieht er wirklich nicht aus …“ Damit stand sie auf und lächelte ihr große-Schwester-Lanie-Lächeln. „Hat es dir weitergeholfen?“  Kate lächelte ein wenig. „Ja, ich denke schon, danke.“ Lanie lachte. „Hat es nicht, du wusstest es eigentlich schon selber, oder?“ Sie umarmten sich noch einmal bevor Lanie ging.

Safe With MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt