Kapitel 1: Der Anfang von etwas Unbekanntem

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Es begann alles in einem kleinem, rustikalem Dorf, fernab von großen Städten und in der Nähe von Wäldern und Feldern. Die Dorfbewohner gingen ihren Tätigkeiten nach. Manche gingen in den Wald um Holz für die Feuer in ihren Häusern zu holen. Andere wiederum gingen fischen, jagen oder ihr Land bestellen. Alles in allem war es sehr friedlich und idyllisch. Vögel sangen und flogen durch die Luft, Bienen summten und Blumen, Gräser und dergleichen gediehen. Jedes Jahr gab es eine Volksversammlung mit den Dorfältesten, um die Ereignisse des Jahres zu besprechen und Entscheidungen zu fällen. Jeder lebte in Häusern mit Stroh- oder Holzdächern, hölzernen oder steinernen Wänden und einem Feuerplatz über dem ein Loch nach draußen führte. In einem dieser Häuser lebte Vetor mit seiner Frau Methilda und seinen Kindern Tim und Lydia. Vetor war Holzfäller und musste dadurch oft in den Wald, um mehr Bäume zu fällen. Jedoch keiner der Dorfbewohner ging gerne in den Wald. Dies lag daran, dass in diesem ein dichter Nebel, viele Spinnweben und eine gruselige Atmosphäre war. Je weiter man in den Wald hinein ging, desto weniger lebendige Bäume sah man. Es war so, als ob ein böses Grauen in diesem Wald wohnte, weswegen auch immer ein paar Wachen in der Nähe des Waldes stationiert waren, um Wölfe und dergleichen vom Dorf fern zu halten.

Als Vetor eines Tages in den Wald ging, ging er weiter als je zuvor, da das diesjährige Baumwachstum, aufgrund des wenigen Regens, sehr gering ausfiel. Auch wenn ihm die Atmosphäre, die in dem Wald herrschte, Angst einjagte, ging er immer tiefer in den Wald hinein. Immer, wenn er ein merkwürdiges, schreiartiges Geräusch hörte, schreckte er zurück. 'Wer weiß, von welchem Ungetüm diese Geräusche wohl stammen?' Dies dachte sich Vetor und ging den Geräuschen, nach kurzem Zögern, nach.'Warum bin ich nur so neugierig?' dachte er sich, vollen Wissens, dass dies ein sehr gefährliches Vorhaben sein könnte. Aber er konnte einfach nicht anders. Es war so, als ob ihn die Geräusche immer näher zogen.

Je näher er den Geräuschen kam, desto lauter wurden diese. Er ging immer weiter, bis das Geräusch ganz aus der Nähe zu kommen schien. Vetor sah sich um, erblickte allerdings nichts. Nur tote Bäume und Nebel. Er guckte über den Boden, in der Hoffnung dort irgendetwas zu finden. Bis er plötzlich ein Loch in einem Baum bemerkte, welches die anderen Bäume nicht zu haben schienen. 'Warum ist da ein Loch?' fragte er sich und ging näher an das Loch heran, um es besser inspizieren zu können. Im Loch konnte er grob die Figur von etwas ausmachen, was aussah wie ein Baby, das in eine Art Fell gewickelt war. Er zögerte kurz. 'Soll ich es anfassen?' Er dachte kurz an seine Familie und wie traurig diese wäre, wenn er nicht zurückkommen würde. Doch dann bewegte er seine Hand in das Loch und holte das noch unbekannte Wesen heraus. Als Licht auf dieses viel, erkannte Vetor, dass es sich tatsächlich um ein Baby handelte, dass zu schlafen schien. 'Wie ist es in diesen Baum gekommen? Warum ist es hier? Wem gehört es?' All diese Fragen schossen durch Vetors Kopf. Plötzlich erklang ein Schrei, der von ganz in der Nähe zu kommen schien und sich wie der eines Bären anhörte. Da er wusste, dass Bären sehr gefährlich sein konnten, rannte er, in der Hoffnung zum Dorf zu gelangen, mit dem Kind in den Armen los. Er konnte es ja schließlich nicht zurücklassen. Es war ja noch ein Kind, das sehr verwundbar war.

Er rannte und rannte. Es war inzwischen schon dunkel geworden. Vetor kam mit viel Glück im Dorf an und ging sofort Nachhause, um mit seiner Frau über den Vorfall und das gefundene Kind zu reden.

„Hey, ich bin wieder da!" rief er, als er durch die Tür trat. Kurz darauf kam ihn seine Frau entgegen. „Hey, wie war dein Tag?" Sie führte ihn in das Wohnzimmer, in dem ein Feuer brannte. Es hingen ein paar Bilder und Kerzen an den Wänden, auf dem Boden lag ein Bärenteppich und es standen ein paar Sessel, Stühle und Bänke im Raum. Vetor setzte sich auf den Sessel gegenüber seiner Frau. „Du wirst nicht glauben, was heute alles passiert ist.." fing er an zu erzählen. Er sagte ihr, was er heute so erlebt hatte. Zum Schluss sprach er über das Kind und zeigte es ihr.

„Wir können es schlecht alleine lassen.. ..jemand muss für es sorgen.." meinte Methilda. „Ich stimme dir zu.. ..wir lassen am Besten den Ältestenrat entscheiden.." erwiderte Vetor.

Also brachte Vetor das Kind am nächsten Tag zu den Dorfältesten. Diese beriefen sofort eine Volksversammlung ein, was zu einer großen Unruhe unter den Dorfbewohnern führte, da dies nie zuvor passiert war. „Ruhe bitte!" rief der eine. Nach und nach wurden die Dorfbewohner leiser. „Wir haben euch hergebeten, weil ein Einwohner etwas merkwürdiges im Wald entdeckt hat.." begann einer. „..und zwar dieses Kind.." beendete ein anderer und hielt das Kind hoch. Sofort begannen die Dorfbewohner wieder zu murmeln. „Ruhe bitte!" rief der eine wieder. Als es wieder ruhiger wurde, sagte der Nächste: „Wir haben entschieden, dass jemand sich um dieses Kind kümmern muss, da es gegen unseren Glauben wäre, wenn wir das Kind sterben lassen würden.. ..gibt es Freiwillige?"

Plötzlich war es totenstill. Es schien, dass keiner der Dorfbewohner es sich leisten konnte, ein weiteres Kind aufzunehmen. Da meldete sich Vetor: „Ich wäre willig, das Kind bei mir aufzunehmen und es aufzuziehen.." Die Dorfbewohner murmelten kurz und nickten dann zustimmend. „Nun.. ..da es scheint, dass niemand widerspricht, sollst du fortan der Vater dieses Kindes sein.. – Allerdings unter einer Bedingung: Wenn sich das Kind nicht an die Dorfregeln hält, droht dieselbe Strafe, wie allen anderen." sagte nun der Dorfälteste. Vetor nickte zustimmend, worauf die Volksversammlung von den Dorfältesten aufgelöst wurde.

Danach ging Vetor wieder Nachhause und berichtete seiner Frau. Da sie leider keine Betten mehr hatten, ging er los um die Materialien dafür zu besorgen.

Als er alle Materialien hatte, wandte er sich an einen der Möbelmacher im Dorf, der ihm das Bett baute. Dieses brachte er nach Hause und stellte es in ein noch ungenutztes Zimmer, welches eigentlich die Besenkammer hätte werden sollen.

Seine Frau kam mit dem Kind und legte es in das Kinderbett. „Wie wollen wir es nennen?" fragte er. Methilda überlegte kurz. „Wie wäre es mit 'Grian'?" Sie ließ den Namen kurz sacken. „Hört sich gut an." meinte Vetor. Von nun an hieß das Kind 'Grian'.

Eine unglaubliche ReiseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt