13. Veränderung

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Angst und Panik vernebelten mir den Verstand und Alles, woran ich noch denken konnte, waren die Schläge und der Schmerz. Ich war am Ende, mein Körper war kaputt und obwohl ich glaubte, dass Lotor schon alle Foltermethoden an mir ausprobiert hatte, wusste ich jedes mal, wenn er den Raum betrat und dieses Grinsen im Gesicht trug, dass es schlimmer werden würde, als all die male zuvor.
Mein schwacher Atem und das Surren der Lampe lagen hypnotisierend in meinem Ohr während ich regungslos zu dem großen Regal rechts von mir starrte, das ich in all der Zeit so oft betrachtet hatte, dass ich bereits all seine Fächer und Schränke auswendig kannte. Ich wusste nicht, wann das letzte mal keine Träne in meinen Augen lag und die Welt um mich herum wie unterwasser verschwommen und unscharf wirken ließen. Aber das musste ich auch nicht um zu wissen, dass der kleine graue Fleck, dessen rot leuchtender Rand, der mich seit Stunden in einen grausamen Bann gezogen hatte, mein Messer war, dessen Klinge mit Blut überzogen war.
Meinem Blut, von dem ich immer noch glaubte, es aus den vielen kleinen Wunden überall an meinem Körper herauslaufen zu spüren. So heiß und langsam, dass es auf seinem Weg hinunter meine Haut verbrannte und einfach nicht aufhören wollte, aus mir heraus zu quellen, bis es den gesamten Raum gefüllt und mich zum Ertrinken in sich verschlungen hatte.

So oft hatte ich gebetet, endlich zu sterben und ich war mir sicher, dass manchmal nicht mehr viel gefehlt hätte um es zu sein. Doch keine der Schnitte oder Stiche an meinem Körper war tief genug, um mein Leben beenden zu können.
Nein. Wieder und wieder, vor jedem mal hatte Lotor voller Vorfreude erklärt, dass er mir weder lange noch tiefe Schnitte zufügen würde. Er wollte nur den Schmerz, nicht den Tod.

Gefangen in den Erinnerungen an jeden einzelnen der unzähligen Stiche und Schnitte auf meiner Haut, starrte ich auf das dunkle Rot, das das getrocknete Blut auf meiner Klinge hinterlassen hatte, weil es die einzige Farbe war, die in meinem schmerzend grauen Leben zu existieren schien. Immer wieder sah ich sein Gesicht, fühlte die Schläge und hörte sein Lachen, das mir jedes mal das Blut in den Adern gefrieren ließ.

Ich war nicht tot, aber ich fühlte mich nicht lebendig. In einer Zwischenwelt gefangen, in einem Traum, der von der Realität nicht zu unterscheiden war.
Schwach, erbärmlich und zerstört, körperlich sowie geistig.
Der Halbgalra hatte mich unter Kontrolle, auch wenn ich versuchte, mich gegen die Angst zu wehren, war es sinnlos. Ich fürchtete ihn mehr, als alles Bisherige in meinem Leben und dass wusste er ganz genau. Und egal wie laut oder oft ich geschrien und ihn angefleht hatte, es endlich zu beenden, er war erst zufrieden gewesen, wenn meine Lunge nicht mehr weiter machen wollte und ich dachte, ich würde sterben. Erst wenn ich den heißen Schmerz nicht mehr spüren konnte, aufhörte zu wimmern und zu schluchzen und der weißhaarige Galra keinen Spaß mehr hatte, erst dann hörte er auf.

Langsam spürte ich eine heiße Träne über meine Haut fließen, so warm und sanft, dass mich ihre sanfte Berührung, selbst wenn es nur ein flüchtiger Moment war, daran erinnerte, dass ich jetzt noch nicht sterben durfte.

Tage, Wochen oder Monate, ich hatte keine Ahnung, wie lange ich schon hier war. Wann Tag und wann Nacht war. Es fühlte sich alles gleich an. Und doch schien selbst die Zeit Spaß daran zu haben, mich leiden zu sehen, wenn ich gefühlte Jahre darauf wartete, dass die Galra endlich damit aufhörten, ihre Krallen an mir zu wetzen. Während es nur Sekunden waren, in denen mir Schlaf und Erholung gegönnt waren, in denen ich keine Schmerzen hatte. Verzweifelt versuchte ich mich an kleinen Details, wie die nicht immer regelmäßigen Besuchen von Lotor oder den wenigen malen, wenn ich Wasser oder Nahrung bekam, zu orientieren, ob Tag oder Nacht war.
Doch das hatte alles nichts geholfen. Das Einzige, was mir die Gewissheit gab, bereits länger hier zu sein, als mir lieb gewesen wäre, waren die Besuche bei seinem lieblings Werkzeug.
Die schlimmste Folter, die ich mir vorstellen konnte. Nicht nur, weil mir jedes mal Stromschläge durch den Kopf geschossen wurden und ich das Gefühl hatte, mein Hirn würde zu Brei verlaufen und mein Blut kochen, bis ich explodieren würde. Nein, kein einziges mal hätte ich etwas dagegen tun können, dass diese verfluchte Maschine meine Gedanken angezapft hatte.

So wie ich bin.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt