Kapitel 16

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"Jaa Gronkh!! Mein bester Freund ist wahrscheinlich tot, jetzt ist er ein Dämon, Dennis und Tobi sind tot, aber EGAL!!! Hier passieren komische Dinge, ABER man muss alles positiv sehen!!!", schrie Taddl mich an. "Ich..-", er unterbrach mich und schrie weiter: "WIE WÜRDE DIR ES GEFALLEN, WENN DAS ALLES SARAZAR PASSIEREN WÜRDE?? WÜRDEST DU DANN AUCH ALLES POSITIV SEHEN WOLLEN? WAS IST LOS MIT DIR?" Gerade als ich antworten wollte, ging er an mir vorbei, nahm seinen Rucksack mit und verschwand. Ich schlug mir mit der Hand gegen die Stirn. Als ich mich umdrehte, sah ich Pati an der Treppe stehen. Sie schüttelte den Kopf und guckte mich wütend an. Dann sagte sie: "Valle liegt im Bett und ruht sich aus", dann rannte sie die Treppe hoch. "Patricia!", rief ich nach ihr, aber sie ignorierte es. Ich setzte mich auf die Couch. Ich hasste mich selber dafür was ich getan habe. Kollegah kam rein, setzte sich zu mir. Oh nein. Ich mag ihn ja eigentlich, aber ich wollte gerade für mich alleine sein. Also stand ich auf und sagte, dass ich noch Aufnehmen muss. So ging ich die Treppe hoch und klopfte vorsichtig an Valles Zimmer, machte die Tür einen Spalt auf und sah das er schlief. Bedrückt setzte ich mich auf mein Bett und nahm den Laptop. Die Community trauerte immer noch über den Tod von Dennis und Tobi. Und tausende über Fragen, warum keine Videos mehr von Ardy oder Taddl kommen. Ich ließ all diese Sachen unbeantwortet. Etwas traurig klappte ich den Laptop zu. Jetzt begann ich etwas zu weinen. Ich glaub, ich hab erst jetzt richtig realisiert, das zwei Menschen tot sind, die mir unglaublich am Herzen lagen. Nach einer gefühlten Stunde, wischte ich mir die Tränen weg. Sofort musste ich mich bei Taddl entschuldigen.

An seiner Tür klopfte ich ebenfalls. Hm keine Antwort. Ich drehte mich um, aber entschied mich doch rein zu gehen. Langsam machte ich auch diese Tür auf. Er saß auf dem Boden, mit den Rücken zu mir. Man hörte wie Taddl weinte.

"Ahh..", sagte er plötzlich schmerzvoll und wimmerte weiter. Ich runzelte die Stirn und schloss langsam die Tür hinter mir. Dann wagte ich mich, paar Schritte auf ihn zu zugehen.

Nein...er..er..ritzte sich gerade. Die Wunden waren tief, und seine graue Jogginghose war am linken Bein komplett blutig. Seine rechte Hand auch.

"Taddl?..", sagte ich geschockt.

"Erik", sagte er ebenfalls schockiert und guckte mich an. Ich stellte mich vor ihm und kniete mich hin. Ich wusste nicht was ich sagen sollte.

"Warum?", fragte ich ihn.

"Ich kann nicht mehr. Ich kann einfach nicht mehr! Ich hab meinen besten Freund verloren, von Zuhause will ich erst garnicht anfangen und und und.. Ich kann das alles nicht erklären. Patricia ist die Einzige die mich noch versteht. Aber ich will einfach nicht mehr. Es ist so schwierig zu erklären wie ich mich fühle, denn keiner wird je meine seelischen Schmerzen verstehen. Sie wissen nicht wie sich das anfühlt. Alle denken so: 'Taddl ist beliebt und hat alles was er will'

Warum bin ich dann nicht glücklich? Sorry Erik.. Ich fall mit der Tür ins Haus. Aber das musste mal raus. Auch wenn ich es später bereuen werde, das ich es jemanden erzählt habe!", sagte er unter starken Tränen. Langsam bekam ich auch feuchte Augen.

"Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll Taddl. Aber hör bitte auf dich zu ritzen."

"Es ist bald alles vorbei. Dann bin ich bei Ardy und ich störe auch niemanden mehr. Es tut mir leid..", antwortete er mir.

"Taddl mach das nicht.."

"Doch Erik.. Was bin ich schon wert? Wer wird vermissen? In ein paar Wochen erinnert sich eh niemand mehr daran.."

Das war echt hart. Ich habe ihn noch nie so erlebt. Ich starrte seine tiefen Schnitte am Arm an. Das Blut. Sein verzweifeltes Gesicht. Er war nicht mehr der Taddl, der er am Anfang war. Nicht mehr Blödsinn machen, Videos oder sonstiges. Er ist kaputt. Innerlich. Und niemand hat es bemerkt. Er hatte sein gefaketes Lächeln seit paar Wochen drauf. Er hat so getan, als ob es ihn gut ginge, nur um die anderen nicht zu verletzten. Und der, der sich nur drum kümmert, ob es seinen Mitmenschen gut geht, ist zwar ein guter Mensch, aber er geht selber dran kaputt. Ich hatte Schuldgefühl. Und dann redete ich einfach drauf los:

"Also du denkst es interessiert niemanden? Es wird dich keiner vermissen? Ok stell dir vor du nimnst dir das Leben. Patricia wird in dieses Zimmer kommen, und deinen regungslosen Körper da liegen sehen. All diesen Blut, das dich schmückt. Dann wird sie schreien. Zu Boden fallen. Und weinen. Wahrscheinlich wird Dario kommen, weil sein Zimmer direkt hier neben ist. Er wird geschockt sein und ebenfalls weinen. Oder stell dir vor Manuel kommt rein, sieht einen guten Freund von sich da liegen. Anschließend werden ich und Valle dazu stoßen. Wir werden uns alle die Schuld geben. Warum wir nichts bemerkt haben. Warum wir nichts unternahmen. Irgendeiner wird deine Eltern informieren. Deine Mutter wird nicht mehr schlafen können. Dein Vater ebenfalls. Sie werden sich die Schuld geben. Wir alle werden uns die Schuld geben. Und was denkst du wie deine Beerdigung ablaufen wird? Ich wüsste nicht was ich sagen sollte. Patricia nicht. Valle nicht. Dario nicht. Wir alle nicht. Und ich will nicht dein Grab besuchen. Es ist schon schlimm genug das Tobi nicht mehr da ist. Oder Dennis. Denk mal drüber nach. Denkst du ehrlich das es wirklich niemanden interessieren würde?"

Er guckte mich an. Sein Gesicht war voller Tränen. Er machte den Mund zwar auf, aber brachte kein Wort raus.

"Du verstehst nicht, wie ich mich fühle", sagte er schließlich.

"Lass mich alleine", bat er mich. Ohne ein Wort zu sagen, stand ich auf und ging. Im Flur wollte ich in mein Zimmer gehen, bis ich einen lauten Schrei, aus Manuels Zimmer hörte.

Ausflug in die HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt