1- Das Haus-Gefängnis

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Kapitel 1

„Kannst du mal endlich aufhören auf dein Handy zu glotzen sondern mit mir hier ein anständiges Gespräch zu führen?", kam es aus meinem Vater. Anständig. Er? Schon lange nicht mehr. Ohne ihn dabei anzusehen lachte ich ungläubig.

„Ich hab dir gesagt du sollst gefälligst dein Handy weglegen!", schrie er und wurde etwas leiser am Ende. Den Grund wusste ich nicht. Oder vielleicht doch. Vermutlich weil die Nachbarn sich letzte Woche schon beschwert hatten, da sie das Rumgeschreie nicht mehr aushielten.

„Ich hab echt keine Lust darauf mit dir zu diskutieren, könntest du bitte mein Zimmer verlassen?", bat ich ihn in einer noch normalen Stimmlage. Noch. Ich konnte wirklich ausrasten und alles und jeden um mich so sehr anschreien, dass die Trommelfelle von alljeglichen Lebewesen zerplatzen würde.

Das kann doch nicht sein kompletter Ernst sein? Welches Recht hatte er denn um meine Entscheidungen zu treffen?! Ich war schon 20! Also schon 2 Jahre über meinem Alter in der ich schon laut Gesetzen meine eigenen Entschlüsse ziehen durfte.

Ich werde zu den Videodays gehen, Punkt.

„Das Gespräch ist hier nicht beendet Lalita!" Und schwups war die Tür zuknallt. Er kann mir doch nicht einfach Sachen verbieten. Wo leben wir denn? In Narnia oder was?

Ich legte meinen Kopf genervt in meinen Nacken und starrte die Decke an. Sie war in Pastell-blau gestrichen, genau sowie meine restlichen vier Wände, in denen ich mich gefangen fühlte, wie in einem Gefängnis. Nur waren sie Blau und nicht Grau und obwohl mein Zimmer klein war sah es optisch, durch die helle Farbe, größer aus.

Ich schmiss mich auf mein Bett und rief Sebastian an. Da mein Vater mein Zimmer wiedermal stürmte und mir nicht erlaubte mit Jungs zu reden musste ich das Telefonat, das ich geführt hatte abrupt unterbrechen.

„Hey Seb." Ich zog das hey in die Länge sodass es 3-4 Sekunden dauerte und eine Entschuldigung ansetzen sollte.

„Wieder dein Vater?", riet er und hatte auch Recht. Schon irgendwie traurig. Meine Mundwinkeln neigten sich nach unten. Ich nickte, ohne daran zu denken, dass wir telefonierten und er mich womöglich nicht sah.

„Ja", sagte ich schnell hinterher.

Ich kenne Sebastian seit zwei Jahren wenn nicht mehr trotzdem konnte ich behaupten, dass er eines der nettesten und einfach motivierendsten Menschen ist, den ich kenne. Einfach aus dem Grund, weil er jeden immer zum Lächeln bringt. Er versucht immer jedem in irgendeiner Art zu helfen und schaut immer darauf jedem Menschen die schöne Seite des Lebens zu zeigen. Beispiel: Wie ihr schon wisst, darf ich eher selten raus. Inwiefern könnte man einen Menschen in dieser Situation aufmuntern? Das dachte ich auch am Anfang, dann hab ich Sebastian angerufen und er erklärte mir energisch davon, dass ich jetzt noch mehr mit ihm Minecraft zocken konnte. So war er nunmal, ein Minecraft-Suchti was jeden Tag bis spät in die Nacht Blöcke auf eine virtuelle Welt setzte. Auch mit mir, obwohl ich jedesmal bei Murder starb oder bei Masterbuilders mein ‚Kunstwerk' immer mit einem vollen Krach in die Luft sprang.

„Hör zu das geht doch nicht weiter so, spätestens wenn du dein Studium in Köln anfängst muss er dich irgendwie rauslassen und da kann er dir auch nicht verbieten mit männlichen Wesen was zu unternehmen." Er hatte wiedermal Recht. Genau darauf wollte ich auch kommen, mein Studium.

Ich wollte Medizin in Berlin studieren, mein Vater hat es nicht erlaubt. Seine Ausrede war, dass mir das sowieso nichts bringe weil es schon so viele Ärzte gab. Fällt euch ein besserer Grund ein mit etwas weniger Niveau? Nein? Hätte ich mir gedacht.

Tränen |Dner FF|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt