„Lalita, was hat der Polizist gesagt?", befragt mich Rewi schon die ganze Zeit. Ich hingegen saß einfach auf seinem Bett und hatte mittlerweile das Handy umgekehrt auf das Bett fallen lassen. Meine Blicke waren an einem Punkt gerichtet: Auf die Bettlaken, die ich mit meiner Hand zupfte. Wahrscheinlich sah ich total lebensmüde aus.
Irgendein Superman müsste jetzt kommen um mir die Energie zu geben, die ich brauche um zu reden. Ich hatte entweder kein Bock oder mir fehlte einfach die Kraft, wenn ich nichts mache und ganz simple da stehe. Diesmal war es die zweite Option. Ich sah Seb kurz bittend an und sank meinen Blick wieder nach unten.
Mir ging schon seit dem Telefonat mein bisheriges Leben wie eine Filmschleife vor meinen Augen, so als würde ich sterben. Es gab keine schönen Vibes mit meinem Vater auf dem Urlaub, wo wir uns sonnen und dann Volleyball spielen. Oder wo wir draußen waren und picknickten. Was viele Mädchen auch machen, nämlich shoppen, hasste ich aber. Das taten wir auch nie. Ein normaler Dad hätte seine Tochter trotzdem zum einkaufen gezwungen.
Wo meine Mutter ist? Sie ist tot. Als ich 5 war ist sie durch Krebs gestorben. Sie war, so weit ich mich erinnern kann, eine nette Person und damals war mein Vater nett. Sehr sogar. Aber nach dem Tod meiner Mutter, hat er sich komplett verändert.
Krebs. Krebs ist so eine bescheuerte Krankheit, ich kann es einfach nicht fassen wie Menschen einfach von Tag zu Tag auf ihren Tod warten aber trotzdem in die Chemotherapie gehen und die Hoffnung haben, dass alles wieder gut wird. Klar, es schaffen einige durch die Chemo den Krebs zu besiegen, aber der Großteil weiß sogar wann sie ungefähr sterben werden. Das ist so schrecklich.
Seb war inzwischen still und schwieg mich an. „Sie haben was gesagt, aber ich hab nicht zugehört.", gestand ich ihm mit einer etwas kratzigen Stimme. Ich hustete um sie wegzubekommen. Er sah mich fragend an. „Ich hab da an was anderes gedacht, versteh mich. Es ist nicht leicht, einer komplett fremder Person kurz und verständlich die ganze Sache zu erklären." Ich hob leicht meinen Kopf und schaute ihn mit etwas wässrigen Augen an. Was ist los mit mir in den letzten beiden Tagen alter? Immer weine ich bei jeder Kleinigkeit los. Normalerweise passiert mir das nicht oft, dass ich neben jemandem weine oder überhaupt erst weine. Wenn ich heulte, dann wegen meiner Mutter. Das kam aber auch eher selten vor. Auch wenn ich sie wahrscheinlich nicht gut kannte, liebte ich sie so sehr und vermisse sie immer noch. Sie spielte mit mir immer in meiner Puppenecke und imitierte immer die Hexe aus den Märchen. Ich konnte Seb gerade noch identifizieren, denn meine Augen sahen alles, durch die Tränen, viel unklarer und verschwommen.
Er lächelte. Das konnte ich zuordnen. „Alles wird gut.", flüsterte er und hielt mich an meinen beiden Schultern fest. Ich nickte. „Alles wird gut.", bestätigte ich seine Aussage und wurde kurz darauf in etwas muskulöse Arme geschlossen. Ich erwiderte die Umarmung und legte meinen Kopf seitlich auf seine Schulter. Meine Augen sahen jetzt Richtung Tür. Wie unpassend es wäre, wenn jemand jetzt einfach die Tür aufreißen würde.
„Meine maximale Dosis an Liebe ist somit erfüllt, bitte nicht mehr nachfragen.", teilte Seb mir mit und löste sich. Kichernd ließ ich ihn los und lächelte ihn an. Er war einfach alles was man brauchte, sei es ein guter Freund, ein verrückter Minecraft Letsplayer, ein Zuhörer, ein Ratgeber, ein Motivierender, einfach alles was man will. Patrick ist genauso eine Person. Er war nur ganz ein bisschen fantasievoller und mehr Gummibärchen Liebhaber. Als ich zur Tür sah, war der Gummibärchen Liebhaber schon da und sah uns aufmerksam zu.
Palle stand strahlend am Türrahmen. „Pat, Seb. Ich wollte mich bei euch persönlich richtig bedanken, für das was ihr für mich gemacht habt. Ihr wisst, ich bin kein Fan von solchen Reden und zu viel Liebe auch nicht so mein Ding ist. Der Plan war nicht selbstverständlich, auf gar keinen Fall. Einfach Danke.", sprach ich und sah die beiden abwechselnd an. War es nicht etwas ‚unfair' wenn ich mich nur bei Seb und Pat bedankte? Ich mein, Felix war ja auch dort. Passiert, ich sag ihm später dann Danke.

DU LIEST GERADE
Tränen |Dner FF|
FanfictionEin Mädchen, eine Kamera, ein Schicksal. Lalita oder meistens auch Lally genannt, scheint für ihre Fans ein nettes, humorvolles und auch selbstbewusstes, 20-jähriges Mädchen zu sein. Doch was sie in ihrem privaten Leben durchmacht könnte keiner ahne...