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°>>Taehyung PoV<<°
Nach einem langen Tag saß ich wieder hier. Ich spürte den kühleren Wind an meiner empfindlicheren Haut streifen. Das war aber kein Wunder bei der Höhe, in der ich saß.
Ich befand mich nämlich auf eine Art Klettergerüst, welches an seinem See gebaut wurde. Dieses war schon etwas älter, und dementsprechend nicht so stabil.
Dennoch war es eines meiner Lieblingsorte. Ich dachte, wenn ich fallen würde, hätte es mein Auftraggeber so gewollt. Mein Schicksal lag in seinen Händen.
Deswegen saß ich entspannt an den Holzplatten angelehnt rum, und ließ meine Beine runter baumeln.

Ich spürte, wie er seinem Schicksalsschlag jeden Tag näher kam. Er?
Jeon JungKook.
Es wäre seine Lebensprüfung, sagte mein Auftraggeber. Jeder hatte eine Prüfung im Leben abzulegen, bevor man in Frieden weiterleben konnte. Da JungKook seiner Prüfung schon ziemlich nah stand, wurde ich als Beschützer hergeschickt, um auf ihn aufzupassen.

Ich kletterte gekonnt das Gerüst herunter, und begab mich auf den Weg zu meiner Arbeit, die ich nur wegen JungKook angenommen hatte. Derzeitig arbeitete ich als Altenpfleger, und pflegte darunter auch JungKooks Großvater. Er war ein Diabetiker, und auch durch seine niedrige Gesundheit körperlich eingeschränkt.

Ich war kein Mensch.
Ich brauchte auch nicht arbeiten.
Dennoch war es ein Teil meiner gesamten Aufgabe, um ans Ziel anzukommen.
Mit langsamen Schritten begab ich mich ins Büro, wo ich all meine Sachen in eine Tasche platzierte, und mit dem Auto Richtung Jeon fuhr.
Während der Fahrt dachte ich einwenig nach, aber ließ mich durch meine Gedanken nicht beirren.
Schließlich musste ich konzentriert bleiben. Da ich aber als ungewöhnliches Wesen sehr besonnen war, fiel mir dies nicht all zu schwer.

Als ich angekommen war, klingelte ich an der Haustür. Ich konnte Jungkooks Anwesenheit bereits spüren, und lächelte sanft, als mir die Tür von ihm geöffnet wurde.
Er jedoch, schien sehr überrascht über meine Anwesenheit, und stand perplex dort.
„Guten Tag, Jungkook. Darf ich reinkommen?",fragte ich ihn höflich.
„B-Bist du der neue Pfleger von meinem Großvater?",erwiderte er verwirrt auf meine Frage, und schaute mir konzentriert auf das Gesicht.
„Ja, der bin ich.",erwiderte ich schmunzelnd.
Er schien kurz nachzudenken. Dann nickte er etwas unsicher, und trat zur Seite.
„Du bist natürlich willkommen. Herein."
„Danke."

Ich trat schnell hinein, und begab mich direkt ins Wohnzimmer. Laut Anweisungen von meinen Kollegen hielt sich der ältere Mann immer im Wohnzimmer auf, und wartete auf uns.
Heute auf mich.
Somit stellte ich meine Tasche auf einen Stuhl im Wohnzimmer ab.
Jungkook folgte mir, um mich bei meiner Aufgabe wohl zu beobachten.
„Guten Tag, Herr Jeon. Ich bin der neuer Mitarbeiter. Kim Taehyung!",sprach ich motiviert, und zog mir meine Einweghandschuhe an.
Der Ältere schaute zu mir, wobei er mich einwenig musterte.
„Guten Tag, Herr Kim.",begrüßte er mich ruhig, und schenkte mir ein leichtes Lächeln. Man erkannte, wie schwach er körperlich eigentlich war. Er lag unter eine Decke, und war an der Couch angelehnt. So, als sei es das Einzige, was ihn noch aufhält.

„Wie geht's Ihnen heute? Haben Sie Schmerzen?",fragte ich wie immer in einem sehr sanften Ton.
„Es ist immer dasselbe. Mein Rücken schmerzt so sehr."
Von Außen konnte ich Jungkooks besorgten Blick sehen, was mich auch etwas trauriger machte.

Egal, was er fühlte: Ich, als sein Beschützer & als sein unbekannter Seelenverwandter spürte immer dasselbe, wie er.

Ich setzte mich neben dem älteren Mann hin, und krempelte sein Oberteil etwas hoch, damit ich ihm seine Insulinspritze geben konnte. Die brauchte er, um seinen hohen Blutzucker wieder zu senken.
„Ich verstehe. Ich sage immer: Wer leidet, hat es im späteren Leben viel einfacher.",erwiderte ich entspannt, während ich ihm die Spritze vorsichtig verabreichte.
Dann meldete sich Jungkook wieder besorgt.
„Bitte sei vorsichtig mit ihm. Ich mache mir etwas Sorgen.",murmelte er leise, und man konnte die Sorge komplett heraushören.
Mein Blick wandt ich zu ihm, und meine Lippen formten ein beruhigendes Lächeln.

Das Besondere daran war, dass ich als Nicht-Mensch ihn mit meinen Taten beeinflussen konnte. Somit das Lächeln, welches ihm für einen Moment die Sorgen nimmt.

Der Großvater beobachtete mich haargenau, was ich im Augenwinkel gut erkennen konnte. Jedoch ignorierte ich das, und nahm die Spritze wieder zu mir.
„Und sehen Sie! Schon sind wir fertig.",sprach ich lächelnd zu ihm, und schaute den Großvater von Jungkook an.
Er lächelte dankbar, und nickte stumm.

Ich eilte zum Schreibtisch, wo ich im Heft erstmal eingetragen hatte, was ich gemacht habe.
„Wir sehen uns in den nächsten Tagen wieder. Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen noch."
Ich ging wieder zu ihm hin, und strich ihm vorsichtig über den Oberarm.
„Vielen Dank. Bis Morgen. Pass auf dich auf.",sprach er leise.

Anschließend wurde ich von Jungkook zur Haustür gebracht, und zog mir draußen meine Jeansjacke an.
„Danke...",meldete sich Jungkook leise, und lehnte sich etwas am Türrahmen an.
„Wofür denn?",fragte ich ihn ziemlich entspannt nach.
„Dafür, dass du diesen Job machst. Es gibt wirklich wenige Leute, die sich um die älteren Menschen kümmern. Ich habe mich einfach gefreut.",sagte er, wobei er mich das erste Mal so wirklich anlächelte.
„Nichts zu Danken. Wir sehen uns ja wieder."
Ich verbeugte mich höflich vor ihm, und mit einem ruhigen "Schönen Tag noch." verließ ich das Haus.

¡Beschütze mich!  °&gt;&gt;TaeKook&lt;&lt;°Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt