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°>>Jungkook PoV<<°
Seufzend schmiss ich meine Tasche auf den Boden und entledigte mich meiner Jacke. Ungewohnt, diese Stille, dachte ich mir, als ich in meiner eigenen leeren Wohnung stand. Weder mein Großvater, der mich öfters besuchen kam, noch Taehyung, der täglich nach der Uni hier auf mich gewartet hatte, war hier.

Ich war alleine.

Innerlich fragte ich mich, ob ich nicht schonimmer irgendwie alleine war. Wenn ich mal jemand an meiner Seite hatte, dann wurde mir derjenige auch so schnell genommen wie auch gegeben. Das zeigte sich ja schon doppelt und dreifach bei mir.

Es vergingen Wochen nach Taehyungs Verschwinden, und ich verbrachte diese Wochen ganz alleine. Dank Hoseok wusste ich noch, was die Außenwelt war. Ohne ihn hätte ich mich in meinen vier Wänden eingesperrt. Im Schlepptau ging ich zu meinem Tisch, der ebenso einen großen Spiegel besaß.
Mein Spiegelbild schreckte mich ab. Ich erkannte mich kaum wieder. Meine Lebensfreude erkannte ich nicht mehr. Meine Freude war wie erloschen. Es war ein schweres Gefühl, dass mich konstant durch mein Alltag begleitete, was es auch so schwer anfühlen ließ.
Ich vermisste.
Ich vermisste Taehyung. Seine Liebe, Seine Anwesenheit, Seine weisen Sprüche, Seine Zuneigung & Aufmerksamkeit. Alles an ihm.
Ich wollte meinen Beschützer zurückhaben.

Das war der einzige Part, den ich bei meiner Präsentation nicht ausführlich erklärte. Undzwar, wie sehr ich Taehyung eigentlich vermisste.

Es ging mir einfach viel zu nahe, und ich würde mich kraftlos den Tränen hingeben. Momentan war ich auch kurz davor, als ich mich vor dem Spiegel hinstellte und mich betrachtete. Plötzlich realisierte ich, wie still es um mich herum war. Niemand war da.
Das Einzige, was ich vernahm, war das Rascheln der Blätter da draußen, sobald ein Windstoß vorbeizog.

Ich verstand, wieso er mich verlassen musste. Es tat einfach weh zu wissen, dass mein einziger Halt nicht mehr für mich da war. Mit meinen Fingern strich ich mir über das blasse Gesicht und atmete tief durch, um nicht komplett zusammenzubrechen.
Ebenso strich ich mir durch das fettige Haar, welches ich keine Aufmerksamkeit mehr schenkte, seitdem Taehyung weg war. Wieso noch gepflegt sein, wenn doch eh keiner mehr da war, der das an dir wertschätzen würde?

Als ich dann aber wirklich nichts mehr zutun hatte und mich bereits seit 20 Minuten im Spiegel anstarrte, schlenderte ich doch unter die Dusche und ließ das kühle Wasser auf meine empfindliche Haut prasseln. Wie es wohl wäre, mit Taehyung zu duschen? Bei dem Gedanke fing ich an frech zu grinsen und legte meinen Kopf in den Nacken. Wurde ich schon verrückt, oder woher kamen plötzlich all diese Fragen über ihn?

Zu Ende geduscht, begab ich mich zum Schreibtisch und fing an etwas zu zeichnen. Auch nach der Dusche fühlte ich mich nicht frischer oder fit,  wie es alle immer so schön behaupteten. Ich fühlte mich genauso schleppend und angespannt wie zuvor. Meine Augenlider fühlten sich ziemlich schwer an, und meine Augen fühlten sich so an, als würden sie gleich austrocknen. Vielleicht lag es ja daran, dass ich seit einer elenden halben Stunde verzweifelt versucht habe, mich auf das Zeichnen zu konzentrieren. Aber auch hier scheiterte ich kläglich und warf mein Zeichenblock an die nächstgelegene Wand. Anschließend brach ich komplett in Verzweifelung & Einsamkeit versunken, in Tränen aus und vergrub mein Gesicht in meinen Handflächen.

Ich war sichtlich überfordert und wusste nicht weiter. Ich hatte schließlich niemanden mehr, der mir sagte, was in solchen Situationen zutun war.
Taehyung wurde mir ja weggenommen!
Wie an dem Tag, wo ich meine Liebe voller Wut angeschrien hatte, stand ich auf und warf den nächsten Gegenstand gegen die Wand. Meine Vase & meine Bücher hatten ebenso mit darunter zu leiden. Ich sah rot und zertrümmerte alles, was mir ins Augenwinkel stach.

An dem Tag hatte er mich beruhigt. Er nahm meine Handgelenke und drückte meine Hände gegen seiner so wärmespendende Brust. Er sagte zu mir, alles sei okay und ich könnte ihm vertrauen. Er sagte, ich sollte mich beruhigen, da er für mich da sei.
Und nun kniete ich in all den Scherben, Büchern und meiner kapputen Nachtischlampe und passte perfekt zum ganzen Chaos hier rein. Schließlich war ich ein Haufen Verzweiflung.

¡Beschütze mich!  °&gt;&gt;TaeKook&lt;&lt;°Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt