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°>>Taehyung PoV<<°
Gestern starb Jungkooks Großvater. Heute fand die private Beerdigung statt. Es war eigentlich keine Beerdigung, da sich sein lebloser Körper in den hellen Blüten auflöste. Jedoch musste man eine Beerdigung vortäuschen, damit die Menschen nichts vom unnatürlichen Geschehen mitbekamen. Dementsprechend plante ich das alles alleine.

Momentan befand ich mich aber in Jungkooks Zimmer, welches er sich bei seinem Großvater vor Jahren eingerichtet hatte. Er hing sehr an den Erinnerungen. Ich hatte ihn vor paar Tagen hier hingebracht. Seitdem lag er in den tiefen Schlaf, aus dem ich ihn gleich wecken würde. Dieser Schlaf sollte die Zeit in der Jungkook leiden würde, etwas kürzen.

Mit einem Tablett auf dem Nachttisch saß ich auf dessen Bett und betrachtete den Jüngeren aufmerksam. Vorsichtig strich ich ihm mit dem Zeigefinger eine Haarsträhne von der Stirn hinter das Ohr und ließ ihn noch einwenig schlafen. Jedoch weckte ich ihn dann doch nach einer Weile, indem ich gekonnt schnippste.
Stumm beobachtete ich, wie er langsam wach wurde. Dabei streckte er sich einwenig und verzog sein Gesicht.

Solangsam realisierte er auch, wo er sich befand und schaute sich um bis sein Blick an mir hängen blieb. Mit einem kleinen Lächeln begrüßte ich ihn stumm, während ich im Schneidersitz neben dem liegenden Jungen saß und so zu ihm runterschaute. Ohne irgendwas zu sagen, schaute er mich nachdenklich an. Wahrscheinlich ließ er sich gerade das Geschehene durch den Kopf durchgehen. Es war auch keine leichte Sache den Tod eines Geliebten zu realisieren & zu verkraften. Aber dafür war ich ja auch hier. Um den Leuten bei dessen Schicksalsschlägen zu helfen. Und das war Jungkooks für ihn bestimmter Schicksalsschlag, womit er nun lernen musste, umzugehen.

„Er lebt nicht mehr.",waren die erste Worte von Jungkook, als er nun richtig wach war. Stumm nickte ich, um seine Aussage zu bestätigen.
„Hm..."
„Setz dich erstmal auf.",sprach ich in einem ruhigen Ton und half ihm dabei sich richtig hinzusetzen.
„Es fühlt sich nicht real an.",wisperte er leise, während er mich langsam mit glasigen Augen anschaute.
„Das ist in den ersten Wochen normal bis man sich an der neuen Situation gewöhnt hat. Es braucht alles seine Zeit.",erklärte ich ihm aufmerksam.
Nun griff ich nach der Suppe, die ich für ihn gekocht hatte, damit er nach all den Tagen in denen er schlief, was essen konnte.
„Ich bin bereits volljährig und trotzdem fühle ich mich so waise und... und... hinterlassen.",sagte Jungkook unter Tränen. Wieder kullerten ihm unzählige Tränen über die Wangen, weshalb ich diese immer wieder sachte mit meinem Ärmel wegwischte.

„I-Ich kann das nicht, Taehyung. I-Ich verkrafte es nicht.",gab er nun komplett am Weinen von sich, weshalb ich die Schüssel erstmal wegstellte. Ohne zu zögern, zog ich ihn in meinen Armen und drückte ihn feste an mich, damit er in Ruhe seine Seele von der Last befreien konnte.
„Wieso Ich? Warum denn Ich? Was habe ich getan, dass ich nicht ein normales Leben leben kann? Wieso muss ich alles verlieren, was mir wichtig ist?",murmelte er schluchzend gegen mein Hals, der mittlerweile nun auch feucht von dessen Tränen war.

„Was, wenn ich dich auch bald verliere?",gab er in einem leisen Ton von sich, als er seinen Blick wieder hob und mir in die Augen schaute. Meinen Arm hatte ich fest um seine Hüfte gelegt und mit der freien Hand strich ich ihm vorsichtig über die feuchten Wangen.
„Hör mir zu, mein Kleiner.",fing ich dann auch an. Aufgelöst schaute er mich an.

„Du kannst darüber weinen, dass dein Großvater gegangen ist, oder du kannst lächeln, weil er gelebt hat.
Du kannst die Augen schließen und beten, dass er wiederkommt, oder du kannst sie öffnen und sehen, was er hinterlassen hat.
Dein Herz kann leer sein, weil du ihn nicht sehen kannst, oder es kann voll mit der Liebe sein, die er für dich hatte.",fing ich mit meiner typisch tieferen und sanften Stimme an zu sprechen, während ich ihm mit den Finger auf sein Herz tippte, um meine Aussagen zu betonen.

„Du kannst weinen und ganz leer sein, oder du kannst das tun, was dein Großvater von dir wollte: dass du lächelst, deine Augen öffnest, Liebe gibst und weiterlebst, Jungkook.",vollendete ich meine Aussagen, wobei ich ihm durchgehend in die Augen geschaut hatte. Ich wollte wirklich, dass er das alles versteht, was ich ihm sagen wollte.

Er senkte seinen Blick für einen Moment. Dabei entstand Stille, die den ganzen Raum füllte.
Danach griff er langsam nach meiner Hand, die zuvor auf seiner Wange lag und verschränkte seine Finger mit meine. Dies tat er mit beiden Händen. Nun schaute er mich wieder an, wobei er aufmerksamer und ruhiger wirkte. Anschließend kletterte er auf mein Schoss und nahm keine Sekunde seine Augen von mir. Lautlos beobachtete ich ihn und seine Taten, die ich zu ließ. Denn ehrlich gesagt, genoss ich die Nähe des Jüngeren, weshalb ich mich immer mehr nach seiner Nähe sehnte.

Er verlor erneut einzelne Tränen, weshalb ich einwenig Druck auf dessen Hände ausübte. Jungkooks Tränen waren in dem Moment keine Tränen der Traurigkeit, sondern Tränen der Sprachlosigkeit und Bewunderung. Ich bemerkte, wie überfordert er eigentlich war und wie entlastend meine Worte auf ihn wirkten. Dadurch spürte ich, was für eine mentale Stärke sich in mir aufbaute. Man konnte sagen, dass ich mich aus seinen Gefühlen aufbaute.

Denn das was Jungkook fühlte, fühlte ich auch. Wir fühlten dasselbe, zur selben Zeit. Das machte uns zu Seelenverwandte. Nur, dass er es noch nicht wusste.

¡Beschütze mich!  °&gt;&gt;TaeKook&lt;&lt;°Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt