Chapter 01

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(vor 3 Jahren)

Ich spürte, wie mich jemand von hinten umarmte. Heute war so ein Tag, an dem man sich wünscht, dass er nie gekommen wäre. Mein bester Freund, mein Ersatz-Papa, mein Superheld, mein großer Bruder wird heute in 10 Stunden nach London fliegen. Ihr fragt euch wieso Ersatz-Papa? Mein - nein unser Dad ist Geschäftsmann, das heißt er ist viel unterwegs und hat kaum Zeit mit uns etwas zu Unternehmen. Deswegen spielt Luke den Ersatz-Papa oder hat es getan als ich noch ein Kind war. Mittlerweile ist er nur noch mein 2 Jahre älterer Bruder und bester Freund. Aber das ist jetzt zweitrangig. Wichtig war, die letzten Stunden zu genießen, die mir mit meinem Helden bleiben. Ich drehte mich um und kuschelte mich an seine warme Brust. Luke flüsterte mir ein raues „Guten Morgen Vale" zu, er ist der einzige, der meinen zweiten Namen „Valentine" in irgendeiner Weise verwenden darf. Da Valentine ihm aber irgendwann zu lang wurde, haben wir uns auf Vale geeinigt. „Ich lass dich nicht gehen", grummelte ich unmotiviert in seine Brust. „Ich bin doch nicht für immer weg. Ich komme euch besuchen" versuchte er mich aufzumuntern. „Und was ist, wenn du uns vergisst und wie Dad fast nie da bist?", fragte ich ihn mit Tränen in den Augen. „Ich könnte euch niemals vergessen, ihr seid mein Ein und Alles" versprach er mir und drückte mich näher an sich heran.

„Essen ist fertig" schrie Mom von unten aus der Küche. „Na los Vale, unser letztes Essen zusammen" sagte Luke, wurde am Ende immer leiser. Ich rappelte mich also auf und Luke trug mich in die Küche runter. Das Essen war lecker, aber alles andere als Unterhaltsam. Es kamen lediglich Sätze wie „Kann ich die Butter bitte haben?" oder „Gibt es noch Kakao?" zu Wort. Nach dem Frühstück haben wir uns zum Flughafen aufgemacht, ohne Dad natürlich. Dort angekommen musste sich Luke tränenreich zuerst von Mom verabschieden. Nachdem Luke todgeknuddelt war, kam er zu mir. Ich nahm Luke fest in den Arm „Luke lass mich nicht allein, geh nicht", weinte ich. „Mach es nicht noch schlimmer, als es ohnehin schon ist, Vale", flüstert er. Ich konnte seine Tränen in den Augen sehen, als er ein letztes „Ich liebe euch" ruft.

(Gegenwart)

Wenn das nicht ein hollywoodreicher Auftritt war, dachte ich mir. Wie naiv ich doch war, wie konnte ich nur denken, mein Held würde zurückkommen. Von wegen. Stattdessen genießt er sein Leben als Superstar und verschwendet nicht mal einen Gedanken an seine Familie. Ich kann immer noch nicht verstehen, wie Mom ihn einfach so gehen lassen konnte. Er war 16! Er wusste nicht was es heißt Sänger zu sein. Jetzt ist er berühmt und abgehoben. Denkt nicht mal in seinen Träumen daran, seine Familie an Weihnachten zu besuchen. Natürlich vermisse ich Luke, aber das zeige ich nicht, genauso wenig, wie ich zeige, dass ich seine Musik und Interviews höre, nur um seine Stimme zu hören.

Gerade mache ich mich für Weihnachten fertig, denn heute ist es soweit, das Fest der Liebe. Komisch ist aber, dass Luke noch keine Absage geschickt hat. Vielleicht taucht er ja noch auf, denke ich bitter. Mom scheint auch nervöser als sonst zu sein, was ich aber damit verbinde, dass Luke eventuell kommen könnte. Naja egal. Mein Makeup hielt ich heute nicht so dezent, wie sonst. Ich trug Concealer, Lidschatten, Mascara und roten Lippenstift auf. Zum Schluss puderte ich mir nochmal mein Gesicht ab. Plötzlich klingelt es an der Tür. Komisch eigentlich sind alle da, also Mom und ich. Dad ist auf Geschäftsreise und Luke ja Luke keine Ahnung wo der ist. Dem Anschein nach ist derjenige ins Haus gekommen, denn ich hörte aufgeregte Stimmen. Nein! Nein das konnte nicht sein. Luke? Ich hörte Lukes Stimme. Das konnte nicht sein. Was fällt ihm ein? Nach drei Jahren wieder aufzukreuzen. Verdient wohl kein Geld mehr, denke ich mir bitter.

Ich zog schnellmein Kleid an, und kam leiste die Treppe runter. Und da stand er. Luke Robert Hemmings. Zusammen mit meinem Dad. Ich stellte mich neben Mom, die überglücklich schien. Luke guckte mich skeptisch an und fragte meine Mom: „Wer ist das neben dir Mom?" „Das ist-" wollte sie anfangen, wurde aber von mir unterbrochen. „Ich zitiere dich Luke: Ich könnte euch niemals vergessen, ihr seid mein Ein und Alles" sagte ich emotionslos. „Vale?" fragte ungläubig. „Pff", rollte ich ironisch mit meinen Augen. „I-Ich...D-Du... i-ich meine Du bist... groß geworden" versuchte er sich zu retten. „Ja", sagte ich. „Das bin ich. Naja eigentlich habe ich mich nur verändert, wie du vielleicht mitbekommen hast. Und noch was. Ich heiße Tiffany für dich ab jetzt! Du hast kein Recht mehr meinen zweiten Namen in irgendeiner Weise zu verwenden" sagte ich ihm kalt ins Gesicht. Ich sah Tränen in seinen Augen hochkommen, aber das interessierte mich relativ wenig, genauso wie ich ihn wenig interessiert habe in den letzten drei Jahren. Nun saßen wir also zu viert am Tisch. „im Kartoffelsalat ist diesmal kein Thunfisch drinn, ich habe leider keinen mehr bekommen, entschuldigte sich Mom. „Kein Problem, schmeckt trotzdem lecker", munterte ich sie auf. „Habt ihr schon mit Va- Tiffany darüber geredet?", meldete Luke sich zu Wort. „Nein, aber das werden wir jetzt tun" antwortete Dad ihm. „Worüber?", fragte ich verwirrt. „Warte, ihr habt mit Luke geredet und es mir verheimlicht?!", schrie ich. „Tiffany, es sollte eine Überraschung für dich werden", versuchte Mom alles zu retten. „sie sollte besser gut sein", gab ich bissig von mir. „Du wirst mit Luke und seiner Band auf Welttour gehen", haute Dad raus. Nach einem kurzen Moment Stille, lachte ich los. „Ich dachte du meintest das ernst", merkte jedoch, dass es wohl ernst gemeint war. „Ne oder" fragte ich ungläubig. „Wir fliegen in zweit Tagen los" sagte Luke vorsichtig. „Ich hasse euch alle!" schrie ich und rannte in mein Zimmer.

Moving Along [Michael Clifford]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt