Kapitel 6

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Es waren mittlerweile einige Tage nach dem Ausflug mit Luke vergangen und inzwischen ist es schon Freitag, also endlich wieder Wochenende.

In den letzten Tagen ist nichts sonderlich Spannendes passiert, ich hatte lediglich einen Arzttermin, jede Menge Schule plus Hausaufgaben und Luke hat mir, wie immer, regelmäßig geschrieben. Dieser bescheuerte Husten ist leider auch nicht besser geworden.

Ich muss zugeben, dass Luke mir in dieser kurzen Zeit schon unheimlich ans Herz gewachsen ist, obwohl es eigentlich nicht sein darf und entgegen meiner Vermutung entfernt sich Luke immer noch nicht von mir. Ich hab absolut keinen Plan warum er sich so um mich sorgt, wirklich absolut keinen Plan.

Inzwischen ist mir aber auch klar geworden, dass ich ihn nicht auf Abstand halten kann, zudem es jetzt zu spät ist... Ich habe ihn schon zu nah an mich heran gelassen. Leider muss ich ihm dadurch früher oder später erzählen, was mit mir los ist und das ist eigentlich das Letzte was ich will.

Vielleicht wird ihm aber dann klar, dass er besser den Kontakt zu mir abbrechen sollte. Zu seinem eigenen Wohl...
Wenn er vernünftig ist, wird er es auch tun.

Die Schulglocke ertönt und somit hat nun offiziell das Wochenende begonnen. Thank god.

Ich packe schnell meine Sachen zusammen und stoße auch direkt im Flur auf Maja und Finn. Jedes Mal wenn ich die beiden sehe, überkommt mich mein schlechtes Gewissen. Sie wissen nichts von meinem Selbstmordversuch und auch nichts von dem Grund und irgendwie fühle ich mich schlecht, weil ich ein so großes Geheimnis vor ihnen habe.

Mir ist bewusst, dass sie es erfahren müssen, da es sonst wirklich nicht fair von mir wäre und sie sind meine besten Freunde. Sie haben ein Recht darauf, aber ich habe Angst. Riesige Angst. Ich will es auch noch nicht aussprechen, denn wenn ich es ausspreche ist es endgültig.

„Endlich Wochenende, noch eine Stunde mehr und ich wäre gestorben!" Maja seufzt, während sich mein Magen zusammenzieht. Sterben. Tod.

„Wie sieht's aus, Kate, Maja und ich wollten gleich ein Eis essen und dann ins Kino, kommst du mit?"

Eigentlich wollte ich heute meiner Oma den Besuch abstatten und die Beiden möchten vielleicht auch alleine sein, auf der anderen Seite hätten sie aber ja sonst nicht gefragt, ob ich mitkommen möchte...

„Eis essen hört sich gut an, nur muss ich mich danach vom Acker machen. Ich will heute noch zu Granny."

„Zu einem Eis sagt unsere Kitty, wie Luke so schön sagt, natürlich nicht nein."

Maja grinst mich verdächtig an, während ich das Ganze nur mit einem Augenrollen quittiere.

Ich hatte versucht sauer auf sie zu sein, beziehungsweise so zu tun, nach dem Verrat von Montag, aber natürlich hatte es nicht geklappt. Ich gehöre zu den Menschen, die nie wirklich lange sauer, geschweige denn überhaupt sauer auf ihre besten Freunde sein können.

Wir machen uns also auf den Weg zur besten Eisdiele der ganzen Stadt und reden dabei über Gott und die Welt. Es tut einfach unheimlich gut so unbeschwert mit den Beiden zu reden, obwohl mein Leben im Moment alles andere als das ist.

Natürlich entgehen mir nicht die Blicke, die Maja und Finn sich immer wieder zuwerfen. Wie lange brauchen sie denn noch um endlich den nächsten Schritt zu wagen?! Das dauert ja noch länger als dieser endlos lange Satz bei Marry Poppins, in diesem Lied, falls ihr versteht was ich meine...

Ich bestelle wie immer eine Kugel Cookieeis und eine Kugel Joghurteis, die ich dann genüsslich verspeise. Eis könnte ich wirklich IMMER essen.

Nachdem wir noch etwas herumgealbert haben, verabschiede ich mich von Maja und Finn und mache mich auf den Weg zu meiner Oma. Es fühlt sich an als hätte mir jemand Tonnen an Steinen in den Bauch gelegt und augenblicklich muss ich an Rotkäppchen und den bösen Wolf denken.

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