„Nein! Auf keinen Fall, weiß Gott was alles währenddessen passieren kann!"Mama fuchtelt wild mit den Armen um sich und ihr Gesicht nimmt einen leichten Rotton vor lauter Aufregung an. Ich hatte mit keiner freudigen oder allzu positiven Reaktion gerechnet, aber definitiv ebenfalls auch nicht mit dieser.
„Ich bin erwachsen, willst du mich festketten oder was?!"
Mein Geduldsfaden beginnt auch gefährlich zu reißen. Wir sind beide Dickköpfe und es ist klar, dass keiner von uns beiden nachgeben wird.
Ich hatte Luke vor ein paar Tagen von Majas Urlaubsidee erzählt und ihn angebettelt, dass er mit mir dorthin fahren soll. Nur wir beide, ganz allein. Letztendlich hatte er zugestimmt, denn auch Picasso will sich keinen Urlaub zu zweit an der Nordsee entgehen lassen, doch gerade stehen wir vor der größten Hürde, die erst noch überwunden werden muss und sich meine Mutter nennt.
„Du bist todkrank, denkst du ich will meine Tochter wegen oder während eines dämlichen Urlaubs verlieren?!"
„Verlieren wirst du mich so oder so, also wie wäre es, wenn du schonmal einen kleinen Schritt in Richtung loslassen machen würdest?"
Mir ist bewusst, dass dies sehr harte Worte sind, aber wenn ich aufgebracht bin ist mein Mundwerk schneller als ich denken kann. Denkt sie mir wären die Risiken nicht bekannt? Natürlich sind sie es, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. No risk, no fun und wie auch immer diese hunderttausend anderen Sprüche lauten.
„Wie wäre es, wenn wir erst einmal mit dem Arzt sprechen, Anne? Sie ist wirklich erwachsen und wenn es vom Gesundheitszustand passt, sollte dem Ganzen doch nichts im Wege stehen, oder?"
„Genau, ich habe heute sowieso einen Termin, da können wir Doktor Carter direkt fragen!"
Meine Mutter möchte gerade wieder anfangen zu protestieren, als Papa ihr einfach das Wort abschneidet und sie mit in die Küche schleift. Ich reibe mir angestrengt die Schläfen, Konversationen solcher Art gehen mir mehr an die Nerven als sie es sollten.
„Ich hätte wirklich nicht damit gerechnet, dass es derartig schlimm wird."
Ich schüttele ungläubig den Kopf, immer noch fassungslos von der übertriebenen Reaktion meiner Mama. Irgendwo kann ich sie verstehen, natürlich, aber ich bin kein kleines Kind mehr und wenn ich mich in der Lage dazu fühle, dürfte der Sache doch nichts im Wege stehen. Jetzt heißt es nur noch hoffen, dass Herr Carters Urteil positiv ausfällt, denn sonst können wir den Urlaub vergessen.
„Sie macht sich eben Sorgen."
Luke zuckt bloß mit den Schultern, es wundert mich nicht, dass er wie immer die Ruhe in Person ist und für alles und jeden Verständnis zeigen kann. Mein Körper macht mir schon wieder deutlich, dass ich mich hinlegen und ausruhen sollte, da mich sonst eine böse Überraschung erwartet. Außerdem will ich bei dem Krankenbesuch fitter aussehen als ich es eigentlich bin, nicht, dass sie mich noch dort behalten wollen. Das wäre der absolute Horror.
„Ich lege mich aufs Ohr."
„Mach das, ich muss jetzt auch los. Ich komme heute Abend wieder, ja?"
Er drückt mir einen flüchtigen Abschiedskuss auf den Mund, bevor er wenige Sekunden später seine Schuhe anzieht und aus dem Haus verschwindet. Ich selbst setzte meine Worte in die Tat um, stelle mir jedoch vorher noch den Wecker um den Termin nicht zu verschlafen.
Meine Lider werden sofort schwer, sodass ich kurze Zeit später schon in einen tiefen Schlaf versinke, der nur leider nicht allzu lange andauert.
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Für den Augenblick
Teen FictionIch bemerke, dass ich ihm vielleicht doch etwas zu lange in die Augen gestarrt habe und wende meinen Blick wieder zur Wasseroberfläche und zu den anderen Booten hin, die ebenfalls auf dem Wasser treiben. Irgendwie sind wir doch alle Segler auf dem u...