Ich habe die ganze Nacht kein Auge zu bekommen, weil ich das Gefühl hatte mein Kopf explodiert vor Gedanken und die zusätzliche Übelkeit hat das Ganze leider auch nicht unbedingt besser gemacht.Mittlerweile zeigt der Wecker auf meinem Nachttisch sieben Uhr an, sodass ich beschließe einfach aufzustehen. Das Rumgewälze kann ich mir sparen...
Luke kommt mich um 13 Uhr abholen. Wir wollen erst etwas zusammen essen gehen und dann weiter schauen, beziehungsweise werden wir nach meinem Plan zu mir fahren und ich werde reinen Tisch machen. Ich hoffe sehr, dass er zu seinem eigenen Wohl geht, meine Nummer löscht und mich aus seinem Gehirn, denn wenn er nicht verletzt werden will, ist das die einzige Lösung. Luke hat so viel Besseres verdient...
Das heiße Wasser rinnt meinen Körper herunter, während ich das anstehende Gespräch gedanklich durchgehe. Wenn alles glatt läuft, erkläre ich ihm meine Situation und er geht. Für immer.
Der egoistische Teil in mir möchte ihn nicht als einen Freund verlieren und ihn bitten zu bleiben, aber es wäre nicht das Richtige.
Ich muss Schadensbegrenzung betreiben und alle Menschen von mir fernhalten, für die es noch nicht zu spät ist und Luke gehört eben zu diesen Menschen.
Nachdem ich fertig geduscht habe, erledige ich noch den Rest im Badezimmer und ziehe mir dann eine Jogginghose und einen Hoodie an.
Als ich meinen Spiegel schaue, sehe ich nicht mehr mich selbst. Es ist eine schwaches, ausgelaugtes Mädchen mit tiefen Augenringen und blasser Haut, die beinahe alle Lebenskraft verlassen hat.
Das kleine Fünkchen der restlichen Lebenskraft lodert schwach vor sich hin und es ist ein Wunder, dass es überhaupt noch brennt, immerhin ist es schonmal fast erloschen...
Der Regen prasselt gegen die Fensterscheibe, wodurch ich in eine Art Trance versetzt werde. Ich sitze auf meinem Bett und starre ins Nichts.
Ich bin Nichts. Meine Zukunft ist Nichts. Meine ganze Existenz ist Nichts.
Nach einer ganzen Weile begebe ich mich schließlich an meinen Schreibtisch und zeichne, um genau zu sein Augen. Weinende Augen.
Ehrlich gesagt ist mir auch nach Weinen zumute, aber ich denke, dass ich später noch genug Tränen vergießen werde.
Das Zeichnen versetzt mich in meine ganz eigene Welt, sodass ich fast gar nicht die Türklingel höre. Luke sollte erst in einer Stunde hier sein, aber sonst erwarte ich niemanden und meine Eltern sind bei Freunden.
Widerwillig laufe ich die Treppe herunter, öffne die Haustür und erblicke, wer hätte es gedacht, Luke Bennett höchstpersönlich. Unpünktlichkeit scheint ihm wohl kein Begriff zu sein.
„Hey, ich hoffe es ist nicht schlimm dass ich etwas zu früh bin, aber mir war so schrecklich langweilig..."
„Passt schon, ich müsste mich nur schnell umziehen, außer du willst mich so mitnehmen." Ich deute währenddessen auf meinen Pennerlook, den ich übrigens wirklich aus tiefstem Herzen liebe.
„Kannst es ruhig angezogen lassen, du siehst immer wunderschön aus." Oh nein. Nicht gut, wirklich ganz und gar nicht gut, er darf nicht so über mich denken, vor allem nicht vor dem heutigen Gespräch!
Das Angebot meine Lieblingsjogginghose anzubehalten, schlage ich aber natürlich nicht ab.
„Dann mal los!" Ich gehe ganz unauffällig nicht auf das Kompliment ein und schnappe mir mein Handy und die kleine Tasche, in der sich etwas Geld und anderer Kram befindet und laufe zu Luke's Auto.
Wir steigen ein und sofort entfacht die Diskussion wo wir essen. Letztendlich schaffe ich es mich durchzusetzen, sodass wir zu McDonald's fahren.
Mit Jogginghose in einem richtigen Restaurant wäre dann doch etwas peinlich gewesen...
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Für den Augenblick
Teen FictionIch bemerke, dass ich ihm vielleicht doch etwas zu lange in die Augen gestarrt habe und wende meinen Blick wieder zur Wasseroberfläche und zu den anderen Booten hin, die ebenfalls auf dem Wasser treiben. Irgendwie sind wir doch alle Segler auf dem u...