Jede einzelne Faser meines Körpers fühlt sich unglaublich träge und komisch an, während sich langsam meine Augen öffnen.Ehrlich gesagt hätte ich nicht damit gerechnet weiterhin Bewohnerin des Planeten Erde zu sein, denn wenn mich jemand fragen würde, wie es sich anfühlt in den Tod zu gleiten, würde ich mit dem Moment in der vorigen Nacht antworten.
Da dies jedoch nicht der Fall ist, kann der wahre Tod nur noch schlimmer werden, also jeder Grund zur Freude.
Einige dieser komischen Flecken tanzen vor mir herum, da ich mich erst an das helle Licht gewöhnen muss und generell ist meine Orientierung nicht gerade auf Vordermann.
Die Erinnerungen an die Nacht überkommen mich wie eine meter hohe Welle und reißen mich hinunter auf den Grund des Meeresboden. Und dann kommen die Erinnerungen an Luke und den Kuss dazu und ich drohe wieder zu ertrinken.
Die Atemmaske auf meinem Mund nimmt meinen armen Lungen einige Arbeit ab, doch mein Körper scheint weder in der Lage zu sein genug Sauerstoff in meine Lungen zu transportieren, noch irgendetwas anderes zu tun. Es fühlt sich so an als könnte ich mich auch sonst nie wieder bewegen. Als wäre ich nicht der Herr meines eigenen Körpers.
Außerdem fühlt sich meine Kehle unheimlich trocken und kratzig an, sodass ich am liebsten zum Kamel mutieren und 200 Liter Wasser trinken würde.
Meine Augen haben sich mittlerweile endlich an den neuen Anblick gewöhnt, jedoch stockt mir erneut der Atem.
Ein Sternenhimmel, direkt über mir.
Und es ist unverkennbar, dass er von keinem geringerem als Picasso höchstpersönlich stammt und dadurch eine winzige Träne aus meinem Augenwinkel löst.
Normalerweise bin ich nicht so emotional, das muss an den Medikamenten liegen, die wahrscheinlich auch daran schuld sind, dass ich nicht nur keine Schmerzen spüre, sondern absolut gar kein Körperteil mehr.
Er muss also hier gewesen sein. Ich hab zwar noch in keinen Spiegel geschaut, doch wenn ich es tue verliere ich sicherlich wieder das Bewusstsein. Wer weiß, vielleicht liegt Luke hier auch irgendwo auf der Station, nachdem er mich so gesehen hat.
Die Tür zu meinem Krankenzimmer, in dem ich anscheinend alleine liege, öffnet sich und meine Mama tritt mit einer Tasse Tee hinein. Erst scheint sie nicht zu bemerken, dass ich wach bin, doch dann lässt sie fast die Tasse fallen.
„Kate! Mein Liebling! Du bist wach!"
Sie kommt an das Bett heran gestürmt, streicht mir durchs Haar und drückt mir einen dicken Schmatzer auf die Stirn, wodurch ich mich wieder wie ein vierjähriges, kleines Mädchen fühle. Unter ihren Augen zeichnen sich tiefe, dunkle Ringe ab, sie sieht aus als hätte sie tagelang geweint und wenn ich mich nicht irre, hat sie sogar stark abgenommen. Sie wirkt älter und kraftlos und das ist alles nur meine Schuld.
„Nein, eigentlich tue ich nur so. Das ist alles nicht real."
Meine Stimme hört sich rau und schwach an, so wie ich mich momentan auch fühle. In den Blick meiner Mutter tritt etwas empörtes, aber gleichzeitig erleichtertes.
„Scheinst ja wieder ganz die Alte zu sein."
Sie grinst mich an, doch gleichzeitig kullern ihr einige Tränen die Wangen herunter. Wahrscheinlich aus purer Erleichterung, dass ich überhaupt noch lebe. Ich meine das hätte es endgültig mit mir sein können.
Ich will mir gar nicht vorstellen was meine Eltern in diesen Stunden, Tagen oder Wochen durchmachen mussten. Da fällt mir mal auf, dass ich keinen Plan habe, welcher Tag heute ist.
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Für den Augenblick
Teen FictionIch bemerke, dass ich ihm vielleicht doch etwas zu lange in die Augen gestarrt habe und wende meinen Blick wieder zur Wasseroberfläche und zu den anderen Booten hin, die ebenfalls auf dem Wasser treiben. Irgendwie sind wir doch alle Segler auf dem u...