Taehyung kam zu sich, als Schritte auf dem Flur zu hören waren, und eine Tür ins Schloss fiel, und er öffnete die Augen.
Er schloss sie wieder, er öffnete sie wieder, aber es blieb unverändert.
Er lag in einem großen Bett in einem dunlen schönen Zimmer. Verwirrt setzte er sich auf und musterte den Raum. Er fühlte sich wie in einem Hotel: Ein kleiner Tisch, Schrank, und vier weitere Betten. Das war definitiv kein Krankenhauszimmer.Da entdeckte der Koreaner einen Kleiderstapel auf einem Stuhl neben dem Bett. Neugierig schwang er die Beine über die Bettkante und spürte verdattert, dass ihm kaum noch was wehtat. Der Raum war augenscheinlich leer, also zog er sich den Kittel über den Kopf und bestaunte seine nur leicht vernarbte Brust.
War er etwa Wochen ohne Bewusstsein gewesen? Und wer hatte ihn überhaupt hierher gebracht und warum? Und wo war dieses hier?
Wieso sagte ihm nie jemand was los war?Mit einem Seufzen zog er ein Shirt aus dem Kleiderstapel. Es war schwarz und hatte vorne einen Totenkopf mit Hörnern. Nicht gerade sein Geschmack, aber sein altes T-Shirt war zerfetzt worden, wie er sich erinnerte.
Er zog sich weiter um, bis er merkte, dass sein Gürtel fehlte. Er hing über der Stuhllehne. Na danke. War seine Hose gewaschen worden oder was? Wie viele Hürden wollte man ihm denn noch in den Weg legen. Er war müde. Und hungrig. Und irgendwie genervt.
Ungelenk fing er an den Gürtel durch die Schlaufen seiner Jeans zu fädeln, und gerade als er fertig war und nach dem Hoodie griff, sagte jemand: "Du hast da eine Schlaufe vergessen."
Taehyung zuckte zusammen und drehte sich schnell um. Fast schon erwartete er Jungkook, aber die Stimme war tiefer und klang monoton, selbstgefällig und kalt. Kalt war auch das Äußere des Fremden, der keine zwei Meter von Taehyung entfernt im Schneidersitz auf dem Bett saß. Seine weißen Haare und die gespenstisch bleiche Haut, bildeten ein krasses Gegenteil zu den schwarz-blauen Klamotten und den funkelnden dunklen Augen.Emotionslos zeigte der Fremde auf Taehyung: "Hinten." Der Rothaarige brauchte ein paar Sekunden um die Verwirrung, die in seinem Kopf entstanden war, zu entfernen, und weitere Sekunden, um seine Kleidung zu richten. Unterdessen wurde er ständig von dem Weißhaarigen gemustert, bis Taehyung fertig war und fragend zurückschaute: "Wer bist du?" In Gedanken setzte er noch hinzu: Und seit wann bist du schon hier drin?
Kurz zuckten die Mundwinkel des bleichen Koreaners zu einem frechen Grinsen nach oben, aber schnell war seine Miene wieder wie versteinert: "Min Yoongi. Und ich bin erst gekommen als du schon halb angezogen warst." Taehyung ging einen Schritt zurück. Halb!? Wo war er hier gelandet? In einem Haufen psychisch kranker Leute, die weder etwas gegen Mord hatten, und ihren Gästen nachspionierten? Oder in einem Haufen viel zu attraktiver Gangster, die sich noch nicht einig waren wie und wann sie ihn ermorden wollten? Beides sagte ihm nicht wirklich zu.
Wieder war dieses flüchtige Grinsen in Yoongi Gesicht zu sehen, aber er sagte nichts.
"Ich bin Kim Taehyung... kannst du Gedanken lesen oder was?" Yoongi zuckte die Schultern, "Vielleicht?", er stand auf und lief zur Tür. Taehyung folgte ihm ohne dazu aufgefordert worden zu sein.Er fand sich in einem großen Wohnzimmer wieder. Davor hatte er es irgendwie nicht in Betracht gezogen einfach aus dem Fenster zu blicken um nachzuschauen wo er sich befand, aber jetzt fiel es ihm auf: Alle Fenster waren mit grauen Vorhängen verhangen, sodass nur schwaches Tageslicht von außen eindrang. Merkwürdigerweise konnte er alles um sich herum perfekt erkennen, obwohl nirgendwo Licht brannte.
Zögerlich beobachtete Taehyung Yoongi, der sich auf die Couch hockte und anfing in einer Zeitung zu blättern. Offenbar hatte er nicht vor, irgendwann wieder Notiz von dem Rothaarigen zu nehmen, so musste dieser wohl oder übel von sich aus Aufmerksamkeit erwecken: "Uhm... sorry wenn ich störe, aber ich würde ganz gern wissen wo ich mich befinde."
"Japan", antwortete Yoongi kurz angebunden.
"Schön, geht es auch ein bisschen genauer?"
Der Weißhaarige zuckte mit den Schultern.
"Okay. Ich gehe jetzt, klar? Tschüss.", Taehyung hatte nur ein Problem: wo ging es raus? Da war eine Küche, und drei Türen. Er beschloss spontan, dass niemand seine Eingangstür in der Küche hatte, und er wusste noch hinter welcher Tür dask Schlafzimmer lag. Also blieb ihm eine Fifty-Fifty-Chance den Ausgang zu erwischen.
Ohne lange zu überlegen lief er auf die linke Tür zu und öffnete sie. Dahinter lag eine Treppe, die sich nach unten wand wie der gezackte Schweif eines Drachen. In welchem Stockwerk befanden sie sich eigentlich?
Unentschlossen schloss er die Tür wieder. Erstmal schauen was hinter der andren Tür war.
Als er am Sofa vorbeiging, blickte er kurz zu Yoongi hinüber, um festzustellen ob er schon wieder gestalkt wurde, aber sein komischer Gastgeber hatte seine Aufmerksamkeit komplett einem Sudoku gewidmet. Auch gut. Mit neuem Antrieb steuerte er die rechte Tür an und griff nach der Klinke, allerdings wurde sie im selben Moment von außen geöffnet, und eine Frau stürmte in den Raum, während Taehyung an die Wand gepfeffert wurde. Zum Glück wurde die Tür ebenso schnell wieder geschlossen, wie sie geöffnet worden war.
Er rieb sich die Schulter und betrachtete die Frau skeptisch. Gefährlich sah sie nicht aus, nur schien sie keine Ahnung zu haben dass sie nicht alleine im Zimmer war. Schweratmend tastete sie an der Wand nach einem Lichtschalter, den sie aber niemals finden würde, denn er lag viel höher als normalerweise, und somit nicht gut zu erreichen in einer solchen Paniksituation. Aber warum suchte sie einen Lichtschalter? Es war doch hell genug?
Dann blieb sie einfach still und lauschte mit einem Ohr an der Tür. Wurde sie verfolgt?
Yoongi legte den Kopf schief und kratzte sich am Hals, allerdings galt dieses Verhalten nicht der Frau sondern seinem Rätsel, er hatte die Dame nicht einmal angeschaut. Taehyung war sich nicht einmal sicher, ob er sie schon bemerkt hatte. Er selbst stand an der Wand und beobachtete die Japanerin stumm, sollte er sie ansprechen? Oder einfach in Ruhe lassen, und warten dass sie wieder ging?
Da waren Schritte von der Treppe her zu hören, und die Frau zuckte mit einem heißeren Schrei zusammen, und presste sich die Hand vor den Mund. Taehyung war nicht wirklich erschrocken, aber fragte sich doch wer da jetzt kam. Zu seiner Verwunderung blickte Yoongi auf, als zwei Leute das Wohnzimmer betraten. Irgendwas an ihnen kam Taehyung bekannt vor, nur konnte man sie gerade eher weniger gut erkennen, denn sie waren überall mit Blut besudelt."Hi Yoongi!", Hoseok hockte sich neben den Weißhaarigen, und nahm ihm die Zeitung weg, "Wo ist Kookie?" Yoongi zuckte auf die Frage nur mit den Schultern: "Macht euch mal sauber es gibt gleich Essen." "Also ich bin satt, du Jiminie?" Jimin kam aus der Küche, wo er sich die Hände gewaschen hatte: "So unbedingt brauch ich jetzt auch nichts, aber um euch Gesellschaft zu leisten komm ich gern mit." Hoseok nickte und stand auf: "Gute Idee Chimchim, du denkst immer so sozial." Er lachte und zog Jimin dann in Richtung Bad.
Taehyung sah ihnen entgeistert nach. Was hatten die denn da unten gegessen?!
Yoongi stand auf und lief auf die Tür zu, packte die Frau, die der Konversation ständig still gefolgt war, am Arm und schob sie auf den Flur: "Sayonara." Aber die Frau klammerte sich an ihn: "Nein! Bitte, da draußen ist ein Monster, Sie müssen mir helfen!"
Taehyung beobachtete die Szene. Was hatte die Frau im Flur gesehen, dass ihr weder der Anblick von zwei blutigen Gangstern Angst einjagte, noch jemand wie Yoongi? Vielleicht hatte sie Jimin und Hoseok nicht so genau gesehen wegen dem schwachen Licht, dachte er bei sich, und der bleiche Koreaner vor ihr war wirklich weniger angsteinflößend. Sie sollten einfach Mal fragen und versuchen sie freundlich zu beruhigen.
Aber Yoongi sah weder hilfsbereit aus, noch war er es: "Gehen Sie." Er kniff seine dunklen Augen etwas zusammen, und die Frau ließ ihn los. Aber sie bewegte sich keinen Millimeter den Gang entlang. Schweigend lieferten sich die beiden einen Starrwettbewerb, bis Taehyung es wagte etwas zu sagen: "Was... was hat Sie denn so erschreckt?" Die Japanerin blickte zu ihm, und schluckte, bevor sie antworten konnte: "Da war ein Wesen, komplett schwarz wie aus reinem Schatten! Nur seine Augen haben rot geglüht, und es hatte Flügel!", sie breitete demonstrativ die Arme aus, "riesige Flügel! Und sechs Beine, wie ein großer Hund mit Hörnern sah es aus."
Yoongi zeigte keinerlei Reaktion. "Hat es Sie verfolgt, Hoshi-san?", Taehyung war bereits ganz in seinem Element als Reporter, und hatte sich an Yoongi vorbeigeschoben, um der Frau in die Augen blicken zu können. Ihren Namen, Hoshi Akiko, hatte er von dem Namensschild abgelesen, das an ihrem Blazer hing, und sie als Putzfrau kennzeichnete.
"Ja... nein, ich weiß es nicht. Ich bin einfach weggerannt als ich es gesehen habe..."
"Haben Sie die Polizei verständigt?"
"Nein, ich habe kein Telefon bei mir, und nachdem ich dieses Ding gesehen habe, bin ich sofort hierher gelaufen."
"Es ist bestimmt weg und es gibt gleich Essen.", Yoongi schob Taehyung vor sich her durch durch den Flur. Akiko blieb hinter ihnen zurück. "Hey! Das ist un..." Taehyung erstarrte, als sie um die Ecke bogen, und stemmte sich so stark gegen Yoongi, dass dieser von ihm abließ, und ebenfalls auf die Kreatur starrte, die dort auf dem Boden hockte, und sie aus roten Augen böse anblickte.
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Blood, Sweat And Tears
Fanfic★ Taehyung konnte nicht anders als ihn anzustarren, was waren das für gutaussehenden Gangster holly shit. "Aber denk dran, nicht gleich töten Hobi-chan", meckerte Jimin zurück, auch er lief auf das Fenster zu, wo sich der Vorhang offenbar immer bedr...