★ Kapitel 17 ★

12 1 4
                                    

Als Taehyung das Schlafzimmer betrat, saß Jungkook auf einem der Betten und hörte Musik. Er hatte die Augen geschlossen, und seine Lippen bewegten sich stumm zu den Lyrics mit.
Seine Haare lagen wie Hasenohren auf dem Kissen, und Tae musste lächeln. Ob sie so flauschig waren wie sie aussahen? Verwirrt von sich selbst hockte er sich auf das gegenüberliegende Bett, in dem er auch aufgewacht war, und lehnte sich an die Wand.
Sein Blick fiel erneut zu dem Schwarzhaarigen hinüber. Jungkook hatte einen Arm unter den Kopf geschoben, und da er nur ein T-Shirt trug, konnte Taehyung problemlos die Muskeln seines Gegenübers bestaunen. Narben zogen sich über seinen Unterarm, aber sie trugen eher zu seiner Schönheit bei, als dass sie ihn verunstalteten. Narben von einem Kampf? Sie schienen kreuz und quer über seinen Arm zu laufen, und viele waren noch rot, wie frisch verheilt. Eine dünne schwarze Kruste klebte drum herum.
Taes Blick wanderte wieder zu Kookies Gesicht, er sah schön aus, wie er da lag. So ruhig und zart wie ein Strahl Mondlicht. Man glaubte gar nicht, dass sich in diesem Körper ein grässlicher Dämon mit sechs Beinen und Reißzähnen befand.

Der Rothaarige hielt sich die Hand vor den Mund als er gähnen musste. Wie viel Uhr war es eigentlich? Er quälte sich ein Stück hoch, um das Handy aus seiner Hosentasche zu retten. Es lag kalt und irgendwie unschön in seiner Hand. Fast wie ein Fremdkörper, wo es ihm in den letzten Jahren doch so ans Herz gewachsen war. Die normale Welt hatte sich entfernt. Twitter, Facebook, Instagram... alles Zeug das ihn nicht mehr interessierte. Ob das mit der Zeit wieder kam wenn er sich an sein neues Dasein als Werwolf gewöhnt hatte?
Er sah auf die Uhr, es war wohl bereits dunkel draußen. Schon merkwürdig. Kaum war es Nacht und sie hätten nichts mehr draußen zu befürchten, schliefen sie wie normale Menschen. Da brachte einem die Nachtsicht ja gar nichts. Es wäre doch viel cooler irgendwo ein Geheimversteck zu haben, und nacht auf die Jagd nach bösen Werwölfen zu gehen. Ein Regen aus Animeszenen prasselte auf Taehyung ein. Da hatten die Helden auch immer krasse Geheimorganisationen, und er hockte hier in einer WG inmitten von Tokio.

Tae zog sich die Schuhe aus und lehnte sich im Schneidersitz wieder an die Wand. Aus Langeweile entsperrte er sein Smartphone und tippte den Flugmodus aus. Komischerweise hatte er eine Nachricht. Interessiert öffnete er sie, sie war von Hoseok:
»Hi Tae xD Hab mir mal deine Nummer gespeichert, I mean wenn ich dein Handy schon reparieren darf dann hab ich sicher auch das Recht dazu :P Ne mal im Ernst könnte gut sein für Notfälle oder so, man sieht sich :))«
Taehyung lächelte und schickte ein Daumen nach oben zurück. Wahrscheinlich würde der Guhl die Nachricht erst später ansehen, aber so wichtig war es ja nicht.

Ein herzzerreißendes Oh want you, staaayyyy with meee ließ den Rothaarigen aufblicken. Jungkook sang in sein Handy als wäre es ein Mikro, die Augen an die Decke gerichtet. Als die Strophe kam, wusste er den Text nicht, und beschränkte sich darauf im Takt mit dem Fuß zu wippen.
Tae konnte sich ein Kichern nicht verkneifen, und der Dämon sah ihn grinsend mit seinen schwarzen Augen an. Sie glitzerten vor Freude wie der Nachthimmel.
Beim nächsten Refrain stand Jungkook auf, und warf sich vor Taehyungs Bett auf die Knie: "Oh, won't you stayyyy with meee", er hielt sich eine Hand ans Herz, als würde es ihm jemand stehlen wollen, "'Cause you're aaaaall I need", Taehyung fiel mit in das Gesinge ein, "This ain't love, it's clear to seeeee - But darling, stayyyy with meee!"

Lachend stand Jungkook auf: "Hey du singst gut Tae!" Taehyung lachte ebenfalls und war an die Bettkante gerutscht: "Naja, wenn du meinst. Dein Singen war aber auch gut!" Er spürte wie seine Wangen irgendwie heiß geworden waren, und sagte hastig: "Was für Musik hörst du denn so?" Jungkook nahm die Kopfhörer ab und scrollte durch seine Playlist, um verschiedene Interpreten aufzuzählen. Manche hörte Tae auch ziemlich gerne, und so redeten sie gut gelaunt über banale Dinge, bis Yoongi reinkam: "Ihr seid ja noch lauter als die andren beiden. Wo soll ich denn dann hin wenn ihr alle Räume belagert? Ins Bad?" "Oh, tut uns Leid Yoongi-san", Taehyung senkte den Blick bei der verärgerten Stimme des Phantoms, "wir..." "Wir dürfen auch Spaß haben, und keiner hat dich ausgeladen, Yoongi", Jungkook schlug dem Weißhaarigen noch immer gut gelaunt auf die Schulter, was der Ältere mit einem Schnauben kommentierte: "Dann redet zumindest über was anständiges, und singen könnt ihr auch nicht."

Den beiden anderen hatte es die Sprache verschlagen, und zufrieden ließ sich Yoongi auf sein Bett fallen: "Außerdem ist langsam Schlafenszeit für euch, es ist zehn Uhr."
"Wir sind doch keine kleinen Kinder mehr!" motzte Jungkook, Tae ging gar nicht erst davon aus, dass es ernst gemeint war.
"Jungkook, du willst das Frühstück nicht noch einmal verpassen. Und du Taehyung", verwundert sah Tae dem Nachtläufer ins Gesicht, "du hattest einen anstrengenden Tag also ruh dich aus."
"Jaaaa, na schön", knickte der Schwarzhaarige tatsächlich ein und trottete aus dem Raum. Wohl ins Bad. "Ach und Taehyung, im Schrank da drüben auf dem untersten Regalboden liegen Anziehsachen für dich.", Yoongi sah nicht von dem Buch auf, welches er unter seinem Bett hervor gezogen hatte. Taehyung nickte aber war mit den Gedanken woanders. Diese Geste - unter das Bett greifen - hatte ihn an das Messer erinnert. Er sah sich im Raum um, um sich zu orientieren. Dann stockte ihm der Atem. Der Besitzer des Messers war Jungkook, und das schwarze Zeug musste Blut sein! Blut - das Messer mit der scheinbar unversehrten Klinge weil es nur weiche Dinge, nämlich Fleisch, schneiden musste - die Narben - ritzte sich Jungkook? Tat er sich selbst weh? War es wegen dem Dämon? Hatte noch keiner etwas davon bemerkt? Wie sollte er im helfen?

Noch komplett traumatisiert von seiner gerade gewonnenen Erkenntnis, ging er zum Schrank und holte sich von besagter Stelle ein T-Shirt und eine Jogginghose. Rasch zog er sich um, vor allem so schnell weil Yoongi keine fünf Meter entfernt saß. Auch wenn der ihn wohl schon gestalkt hatte, als er sich das erste Mal umgezogen hatte. Kaum war er fertig kam Jungkook ins Zimmer. An seinem Kinn hing etwas Zahnpasta: "Ich hab dir ne neue Zahnbürste im Bad hingelegt Tae, ach und Jihope schlafen auf der Couch glaub ich." Min-san nickte, und Tae bedankte sich, ehe er das Badezimmer aufsuchte um sich fertig zu machen.

Blood, Sweat And TearsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt