Am darauffolgenden Tag regnete es den ganzen Morgen und somit war das Wetter am Nachmittag auch dementsprechend kühl. Da Daphne Uno und Schach mit nach Italien gebracht hatte, versuchte sie mir dieses gerade zu erklären.
,,Also der König ist die wichtigste Figur, denn nur mit dieser kann matt gesetzt werden. Wie die Dame, kann auch der König in jede Richtung ziehen'' belehrte sie mich und hielt eine Figur hoch, den ich als König identifizieren konnte.
Durcheinander legte ich die Stirn in Falten und stöhnte innerlich auf. Meine Güte, war das kompliziert! ,,Warum kannst du so Sachen wie Schach spielen oder stricken? Du siehst gar nicht wie jemand aus, der solche Dinge tut''
Ein Lächeln stahl sich auf Daphnes Gesicht. ,,Weil ich mit all dem Zeug aufgewachsen bin. Meine Familie kannst du mit einer aus einem Kinderbuch vergleichen. Eltern seit Jahrzehnten verheiratet, großer Bruder, kleine Schwester, genügend Geld und eine wundervolle Oma. Alle zivilisiert und intelligent und darauf hatte ich vor einem Jahr einfach kein Bock mehr, hab mich tätowieren lassen und mir solche Klamotten besorgt. Meine Mutter ist total ausgerastet, aber ich hab die Unterschrift gefälscht und ein bisschen Geld aus dem Sparbuch abgehoben. Allerdings mache ich immer noch die Dinge, die mir gefallen. Ich nähe, stricke und spiele Schach''
Nie wäre ich so mutig gewesen, einfach meinen Kopf durchzusetzen, was Daphne eindeutig ohne sich groß Gedanken zu machen tat. Ich hätte Bange gehabt vor den Reaktionen anderer oder davor, dass es mir selbst am Ende nicht mehr gefiel. Aufgrund von ihrem Mut und ihrem Charakter war mir Daphne so unglaublich sympathisch.
Die ruhige Atmosphäre des Zimmers wurde mit einem Schlag zerrissen, als es an unserer Tür klopfte. Wer war das denn jetzt?
,,Du gehst!'' kommandierten Daphne und ich im Chor und grinsten uns dann beide an.
,,Ching Chang Chung?'' Sie hob ihre Augenbrauen.
Nickend streckte ich meine geballte Hand aus. ,,Ching Chang Chung''
Als es das zweite Mal drängender klopfte, hatte ich gerade gewonnen und Daphne lief Barfuß zur weißen Tür. Ohne um Einlass zu bitten, kamen drei ziemlich große Jungs in unser Zimmer.
,,Natürlich, kommt einfach rein'' meinte Daphne bitter und schloss die Tür hinter ihnen.
,,Habt ihr Bock mit ins Zentrum zu kommen? Wir wollen ein Eis essen'' teilte uns Maik mit und sah mit seinen blauen Augen erwartungsvoll zu mir.
Ich zuckte mit den Schultern, sagte jedoch: ,,Okay''
Zu fünft schlenderten wir zum Zentrum, das nicht weit von unserem Schullandheim entfernt war. Wir suchten uns eine der dutzenden Eisdielen aus und setzten uns dann mit den Waffeln auf eine eiserne Bank. Lange unterhielten wir uns und scherzten. Eigentlich konnte ich die Jungs ziemlich gut leiden, sie waren ganz okay, auch wenn Jan ein rücksichtsloses Schleimpacket war und David ein selbstgefälliger Aufreißer. Als Freunde waren sie echt große Klasse.
,,Ich hab noch nie so viel Eis in fünf Tagen verdrückt wie bei dieser Klassenfahrt'' stellte ich überrascht fest und biss in die Waffel.
,,Dito. Am Ende der Studienfahrt bin ich ein fetter, zufriedener Klops'' Daphne strich sich das hellblonde, beinahe weiße Haar hinter die Schulter.
,,Die paar Kilo braucht ihr beide, ihr seid totale Bohnenstangen'' meinte Maik und seine besten Freunde nickten.
David machte sich eine Zigarette an, da er das Eis schon fertig gegessen hatte.
,,Erstens: Ich esse noch'' teilte ich ihm mit und nahm ihm das Ding weg. ,,Zweitens: Es ist ungesund und eklig'' Mit den Worten ließ ich sie auf den Boden fallen und zerdrückte sie mit den Schuhsohlen.
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Lie to me
RomanceSo stellt es sich doch jeder vor: Der unglaublich beliebte Junge verliebt sich in das hässliche Mädchen, welches immer alleine ist und kein Wort raus bekommt. Nur die Realität sieht anders aus, denn das Schicksal ist ein ziemliches Arschloch. ~ Tex...