Der Tag, an dem ich vor Dankbarkeit weinte.

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Schnell fuhr ich mein Fahrrad in die Garage und ging mit Schultasche und Tüte mit Lebensmitteln in das Haus hinein. ,,Papa?!'' schrie ich nach ihm, doch keine Antwort kam. Anscheinend hatte er die SMS von der Arbeit geschickt.

Seufzend lief ich in die Küche und fing an die Lebensmittel zu verarbeiten.  Als ich fertig war, schob ich den Topf in den Kühlschrank und ließ alles abkühlen, da man dieses Gericht am besten kalt genoss.

Wieder in meinem Zimmer fing ich an für die letzte Klassenarbeit vor den Sommerferien zu lernen. Mein kleiner Raum war nicht besonders groß oder hell, aber trotzdem liebte ich ihn. Er war überhäuft mit Regalen, welche mit Büchern, Heften und Zeichenblöcken zugestopft waren und mitten im Raum war ein Bett mit einem dutzend Kissen und alten Kuscheltieren. Helle Lichtstrahlen fielen auf meine Schlafgelegenheit, welche aber zur Hälfte von dem Baum vor meinem Fenster gedämpft wurden. Wie die Wände, an welchen Unmengen Fotos hingen, war auch der Boden und die Zimmerdecke aus dunklem Holz. Es war nicht wunderschön oder der Traum eines jeden Mädchens, aber es war perfekt für mich.

Das Zufallen der Eingangstür riss mich aus meinen Gedanken. Rasch schlug ich das Buch zu und stolperte die Treppen herunter. ,,Papa! Hey!''

Überrascht begrüßte er auch mich, zog allerdings skeptisch die Augenbrauen hoch. ,,Ist irgendwas?''

,,Das Essen ist schon fertig, warte ich mach dir etwas in den Teller'' lenkte ich vom Thema ab und huschte in die Küche. Schließlich wollte ich ihn nicht zu sehr damit überfallen, was die Kassiererin gesagt hatte.

Stumm saßen wir uns gegenüber und ich biss mir nachdenklich auf die Lippen. Mein mittlerweile leerer Teller stand vor mir und es war, als würde er ungeduldig schreien: ,Frag doch endlich!''

Mein Vater verschlang mittlerweile den zweiten Nachschlag, schaute dann aber zu mir auf und ließ den Löffel sinken. ,,Na gut, was ist los?''

,,Was soll los sein?'' Nervös strich ich mir eine Strähne aus dem Gesicht.

,,Du guckst so, als hättest du etwas wichtiges zu sagen''

Mit einem tiefen Seufzer rückte ich schließlich mit der Sprache raus. ,,Ich war heute ja in der Nähe der Schule einkaufen. Da war eine Kassiererin, die hat etwas ziemlich bizarres gesagt...''

,,Was genau?'' wollte er wissen und biss von dem Brot ab.

,,Dass ich aussähe wie meine Mutter''

Ich beobachtete, wie er schwer schluckte und mich dann anstarrte.

,,Sowas hat bis jetzt noch niemand zu mir gesagt'' erzählte ich weiter, bevor er mich unterbrechen konnte.

,,Saphira...''

,,Vielleicht kennt sie meine Mutter ja. Glaubst du, sie wohnt in der Stadt? Die Dame hat gesagt, dass die Frau öfter dort einkauft''

,,Saphira!'' Beim zweiten Mal schrie er schon fast, sodass ich zusammenzuckte.

,,Hör auf damit! ICH MÖCHTE NICHT, DASS DU NOCH EINMAL ÜBER SIE REDEST!'' bestimmte er.

,,Aber...'' versuchte ich es trotzdem leise.

,,NEIN!'' brüllte er und schlug auf den Tisch. ,,Und jetzt geh mir aus den Augen!''

Eingeschüchtert nickte ich und lief schnell aus dem Haus hinaus, im Vorbeigehen nahm ich noch meine Jacke vom Ständer.

Kaum hatte ich auf die Klingel gedrückt, ertönte auch schon im ganzen Haus das Läuten.

,,Ich komme!'' schrie jemand und riss die Tür auf. Ein attraktiver blonder Junge stand mir gegenüber und legte den Kopf schief. ,,Wer bist du denn?''

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