Der Tag, an dem David sich ein Mädchen mit süßerem Blut suchen musste.

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Trotz meines neu dazugewonnenen Mutes, zitterte meine Hand, als ich den Schlüssel in das Schloss der Haustür steckte und diese öffnete.

,,Bin wieder da'' schrie ich durch das Haus und glücklicherweise hörte sich meine Stimme fester an, wie erwartet. Es  kam keine Antwort, so ließ ich mein Gepäck im Flur stehen und schaute im Wohnzimmer, sowie in der Küche und auf der Terrasse nach.

Verwundert lief ich in das Büro und entdeckte eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter, welche gestern spät am Abend hinterlassen wurde.

,,Saphira'' Die unverwechselbare tiefe Stimme meines Vaters erklang und ich bewegte mich auf einer dünnen Scheibe zwischen Angst und Freude. ,,Wenn du diese Nachricht hörst, bist du wohl wieder zu Hause. Ich werde hier noch ein paar Tage feststecken, überweise aber ein bisschen Geld auf dein Konto. Bis dann''

Kein ,,Ich hab dich lieb'' oder ,,Habe dich vermisst'', nur eine winzige emotionslose Bekanntgabe.

Auch zu ihm hatte ich keinen Kontakt gehabt, er hatte nie das Bedürfnis verspürt, sich zu melden. Meine Freunde hatten zwar hin und wieder kurz angerufen oder eine SMS geschrieben, doch es war mühsam gewesen Zeit zum Antworten finden, denn ich hatte viel davon in andere Dinge investiert. Zum Beispiel bin ich mit ein paar Freunden von Thomas ins Kino gegangen oder mich abgeseilt, um eine Landschaft zu malen.

Die Zeit in Aalen, konnte man mit einer kompletten Umstellung vergleichen und wenn man so eine Phase im Leben erreicht hatte, sollte man für diese gewisse Zeitspanne das andere Leben ruhen lassen.

Aber jetzt war ich wieder da und informierte auch Daphne darüber via SMS.

Cool! :), schrieb sie. Kommst pünktlich: Heute um halb neun bei Maik, wir feiern Jans Geburtstag!

Zwei Stunden später stand ich vor dem Spiegel und strich das dunkelblaue Kleid glatt, welches sich sanft an meine Haut schmiegte. Ab dem Dekolleté kamen Rüschen zum Vorschein, die sich bis zu den Schultern hinaufzogen. Die Farbe betonte meine Augen, welche nicht von einer grässlichen Brille versteckt wurden.

Außerdem hatte ich mich dezent geschminkt, einen Eyeliner-Strich gezogen und etwas Wimperntusche aufgetragen.  Meine Haare hatte ich mit einem speziellen Lockengel zurecht geformt.  An meinen Füßen trug ich allerdings immer noch nur Ballerinas, ich hatte zwar in Aalen versucht auf hohen Schuhen zu laufen, war darin allerdings nicht sonderlich talentiert gewesen und an meinem ersten Tag, den ich wieder im Dorf verbrachte, wollte ich mich nicht gleich lächerlich machen.

Ich sah nicht schlecht aus. Dass ich das je denken würde? Vor meinem Sommertrip hätte ich über den Gedanken gelacht, aber nun starrte ich nur in den Spiegel und richtete nicht meine Aufmerksamkeit auf den kleinen Buckel meiner Nase oder den etwas zu dünnen Beinen.

Ich war okay. Und ich konnte stolz darauf sein, okay zu sein.

Als ich in die Einfahrt von Maik lief, drang schon laute Musik in meine Ohren und die Lichter erhellten den Vorgarten. Nervös biss ich mir auf die Unterlippe, ermahnte mich aber dann und ging zielsicher zur Tür. Kurz nachdem ich geklopft hatte, öffnete sich diese und das bekannte Gesicht von Maiks Mutter sah zu mir auf. Sie begrüßte mich mit einem Lächeln und trat von der Tür zurück, damit ich hineingehen konnte.

,,Danke'' hauchte ich, straffte dann aber meine Schultern und schritt auf die geschlossene Wohnzimmertür zu, welche die Lärmquelle war. Wie schon bei meinem letzten Besuch, war der Flur mit ein paar vereinzelnden knutschenden Pärchen gefüllt, die mir keinerlei Beachtung schenkten.

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