Jenny PoV
Nach einer unruhigen Nacht versorge ich mein Pferd und mache mich bereit mit Manuel über die Sache mit der Hochzeit zu reden. Warum hat er mich angelogen und so hintergangen? Das möchte ich gerne von ihm selbst hören. Kaum habe ich mir genügend Mut zugesprochen, als die Tür zum Stall geöffnet wird und Patrick in Begleitung des Prinzen eintritt. Sofort schlägt mein Herz wieder unkontrolliert bei seinem Anblick, aber die Wut auf ihn behält die Oberhand und so fauche ich sie nur an „Was wollt ihr denn hier?" Manuel kommt etwas auf mich zu, aber ich weiche vor ihm zurück. Ich kann seine Nähe gerade nicht ertragen, weil sie mich wieder total durcheinander bringt. Einerseits möchte ich ihn am liebsten Ohrfeigen und auf der anderen Seite würde ich ihm wieder in die Arme fallen und bitten, dass er mir sagt, es wäre alles nicht wahr. Todernst sagt er jetzt zu mir „Jenny, es ist besser, wenn du aus der Stadt verschwindest." Fassungslos starre ich ihn an „Dein Ernst? Du schickst mich wieder weg? Warum? Damit du in Frieden mit deiner Ehefrau herum machen kannst?" Meine Worte verletzen mich anscheinend mehr als ihn, denn seine Miene bleibt ausdruckslos. Auch wenn seine Stimme ein wenig niedergeschlagen klingt „Du verstehst das nicht. Das ist Politik..." Ich entgegne mit einem sarkastischen Unterton „Ja, das ist Politik. Ich bin wahrscheinlich zu dumm das zu verstehen." Er will etwas einwerfen, aber ich bin wütend und unfassbar verletzt „Das einzige, was ich von dieser Politik verstehe ist, dass Menschen verhungern. Dass Frauen nichts weiter als minderwertige Angestellte und Gebärmaschinen sind. Dass Menschen, die sich eigentlich lieben nicht zusammen sein dürfen. Da hast vollkommen recht: Ich verstehe es nicht!" Ich bemerke, dass Patrick angefangen hat Manolito zu satteln und ich werfe dem Verräter einen tödlichen Blick zu, den er aber gekonnt ignoriert.
Manuel versucht seine Fassung zu bewahren und sagt jetzt in dem autoritären Ton, den ich so sehr an ihm hasse „Es ist nun mal so. Man kann es nicht ändern." Ich spüre Tränen vor Wut und Enttäuschung in mir aufsteigen, aber ich will auf keinen Fall vor ihm Weinen. Meine Stimme ist heiser und brüchig, als ich ihm traurig antworte „Doch Manu. Man kann es ändern. Du könntest es ändern..." Damit nehme ich die Zügel meines kleinen Wallachs und ziehe mir meine Kapuze tief ins Gesicht. Ich lasse den Mann, den ich über alles liebe einfach stehen und gehe. Ich werde ihn nie mehr wiedersehen. Er wird heiraten, die Politik betreiben, die schon seit Jahrhunderten die ärmeren Menschen und auch uns Frauen benachteiligt... und er wird mich vergessen..." Dieser Gedanke sticht tief in mein Herz, dass ich keuchend ausatme. Niemals im Leben hat mir etwas so weh getan, wie das Gefühl ihn verloren zu haben. Am Stadttor klettere ich auf den Rücken meines braven Schimmelchens und ohne mich noch einmal umzudrehen lasse ich ihn in einen leichten Trab fallen. Ich will nur noch weg von hier. Hin und wieder wische ich mir mit dem Ärmel über meine Augen. Ich kann die Tränen einfach nicht zurückhalten und still, aber unaufhörlich laufen sie über mein Gesicht.
Nach einiger Zeit höre ich den Hufschlag eines galoppierenden Pferdes und mein Herz macht einen hoffnungsvollen Hüpfer. Aber als der Reiter mich erreicht hat, erkenne ich Pats dunkelbraunen Wallach neben mir und ich will ihn anschreien, dass er mich in Ruhe lassen soll, aber es dringt nur ein heftiger Schluchzer aus meiner Kehle „Geh weg." Mit sanfter Stimme redet Pat auf mich ein „Nein. Ich werde bei dir bleiben und dich beschützen. Ich habe ein Versprechen gegeben." Ein Versprechen? Wem? Seinem sauberen Herrn? Was schert es ihn denn noch, was aus mir wird? Es kann ihm doch vollkommen egal sein. Ich möchte Pat an den Kopf werfen, dass er ein heuchlerischer Verräter ist und mir mit seinem Versprechen gestohlen bleiben kann, aber die Verzweiflung und der Schmerz schnüren meine Kehle zu und nehmen mir alle Kraft zum Atmen und erst recht zum Reden. Also ignoriere ich ihn einfach nur und reite stur weiter gerade aus und er folgt mir schweigend.
Wir reiten weiter bis es anfängt zu dämmern. Die Temperaturen sind unerbittlich kalt und so langsam müssen wir uns einen Gedanken überein Nachtlager machen. Draußen zu schlafen wäre unser Tod, was mir allerdings gar nicht so viel Angst macht, wie es sollte. Vielleicht würde dann dieser stechende Schmerz in meiner Brust endlich aufhören. Da bricht Pat unser Schweigen „Da hinten ist ein Licht. Vielleicht ein Bauernhaus." Jetzt sehe ich es auch und lenke mein Pferd in diese Richtung. Es ist tatsächlich eine alte Bauernkate. Wir steigen von den Rücken unserer Pferde und Pat geht zur Türe und klopft fordernd. Die Tür öffnet sich einen Spalt und ein schon recht betagter Herr fragt vorsichtig „Wer ist da?" Pat antwortet ihm, dass wir auf der Durchreise sind und einen Platz für die Nacht benötigen. Zögernd öffnet er den Eingang ganz und schaut uns misstrauisch an. Ich lächele ihm höflich zu, auch wenn mir momentan eigentlich immer noch nach Weinen zumute ist. Dann nickt er und sagt zu Pat „Die Pferde könnt ihr in den Stall hinten bringen. Aber wir können euch leider nichts anbieten. Der Winter ist hart und er wird wahrscheinlich sehr lang in diesem Jahr." Pat meint fröhlich darauf „Das ist kein Problem. Wir haben Proviant dabei." Haben wir? „Das können wir gerne mit euch teilen." Und wieder schießt es mir durch den Kopf, dass er mich verraten hat. Aber ich bin zu erschöpft mich jetzt noch mit ihm zu streiten. Ich versorge mein Schimmelchen und gehe dann in die warme gemütliche Stube. Nach kurzer Zeit bin ich einfach mit dem Kopf auf meinen Armen am Tisch eingeschlafen.
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Ups... Das Kapitel hatte ich eigentlich vor dem "gebrochenes Herz" geschrieben, aber keine Ahnung, warum ich es nicht hochgeladen hatte :/ Geht das von der Logik her so, da es ja eine andere Perspektive ist oder soll ich es vor das letzte veröffentliche Kapitel schieben? Liebe Grüße und gute Nacht (oder guten Tag, da es die meisten eh erst nachher lesen werden ^^) Eure verplante Miss Moonlight XD und natürlich #ganzvielliebe <3
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Der Prinz und das Bauernmädchen | GLP | Freedomsquad
FanfictionJenny ist ein 16jähriges Bauernmädchen. Sie lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Dorf, was von einem tyrannischen und geizigen Grafen regiert wird. Nach dem Tod ihrer Mutter übernimmt sie die anfallenden Hausarbeiten und hilft bei der Ernte. Aber...