ボード上の死 - Tod an Bord

250 31 125
                                    

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

. . .
Mors in tabula - Lateinischer Ausdruck für den Tod auf dem Operationstisch während eines chirurgischen Eingriffs.
Die künstliche Beatmung befestigt, sukzessiv schliessen sich die Augenlider. Der Anästhesist verabreicht das Narkosemittel in Form einer Spritze, ein kurzer Krampf zieht zuvor noch durch, bevor der Körper sich seelenlos in den Ruhezustand begibt.

Dies wird wohl meine erste Operation sein - teilgenommen als fortlaufender Hochschüler, der heute als Assistent beiseite stehen darf. Die Zeit eines auszubildenden Arztes wird von der Mehrheit als Wunschvorstellung bezeichnet - livid blicken die Leute auf einen herab, falls man dieses Stadium nicht erfolgreich und mit Anmut absolviert. Der Beruf ist höchstgefragt und sehr begehrt. Die Nachfrage nach Studienplätzen für das Fach Humanmedizin übersteigt trotz rückläufiger Tendenzen immer noch bei weitem das Angebot. Ärzte können gut verdienen, und Ärzte kommen wie bisher überwiegend aus höheren sozialen Schichten, nur was mag geschehen, wenn ein Fehler unterläuft?
Sporadisch kommt es vor, dass der Patient mitten im Eingriff in den Tod geleitet wird - die Narkose stark wirkend; die Blutung kaum zu stoppen.

Die erste Geburt, die ich mitbekam,
war auch der erste Tod.

Nach all den Jahren lernten die Studenten die Tiefen ihres Buches kennen; jede einzelne Theorie perfekt und bis ins kleinste Detail auswendig gelernt, keine Lücke scheint ungefüllt zu bleiben. Stark verankert rufen sie problemlos die Informationen auf, die sie sich hauptsächlich im zweiten Jahr ihres Studiums angeeignet haben. Der Theorieblock warf einige potenzielle Lehrlinge aus der Bahn; Prüfungen gefüllt mit Denkaufgaben, die keinen typischen Fall widerspiegeln, sondern weit über den Normalfall in dunkle Räume ragen.

"Bitte reichen Sie mir den Skalpell, Yoongi", der Oberarzt und gleichzeitig operierende Facharzt wendet sich an den Unterbauch der Frau, abgedeckt mit einem weißen Laken, und betrachtete das Abbild der kleinen Wölbung, "Klassifizierung P07.2, wurde es bereits in den Akten dokumentiert?"

"Natürlich, Dr. Jung."

Die Klassifizierung Po7- drückt Störungen im Zusammenhang mit kurzer Schwangerschaftsdauer und niedrigem Geburtsgewicht, die anderenorts nicht klassifiziert sind, aus. Als P07.2 bezeichnet man ein extrem unreifes Frühgeborenes - extreme Primaturität.

Erst vor kurzem hatte ich Schritt 1 meiner medizinischen Boards unternommen - hatte zwei Jahre intensives Lernen in Büchern, tief in Bibliotheken eingepackt, über Vorlesungsnotizen in Coffeeshops geblickt und handgefertigte Lernzettel im Bett gelesen - die nächsten zwei Jahre werden nun die praktischen Umsetzungen, dieses theoretische Wissen schließlich zu gebrauchen, um konkretes Leiden zu lindern.
Gekleidet in einer weißen Pracht, sonst getragen von Abbildern, die sagenumwobenes leisten. Meine Finger geleiteten über das Besteck, bereit die Frau ein Junges auf die Welt setzen zu lassen.

Die chirurgische Instrumente werden in offenen Wunden eingesetzt. Früher wurde Silber seiner edel aussehenden, sauberen, glatten Oberfläche wegen verwandt. Außerdem verfügt Silber über einen oligodynamischen Effekt, geht in geringer Menge in Lösung und tötet Mikroorganismen ab. Das Silber korrodiert beim Sterilisationsprozess schnell, sodass das funkelnde Werkzeug nicht in meinen Händen liegen kann.

Als Medizinstudent bestand meine Aufgabe darin, durch Beobachtung zu lernen und zu verhindern, dass ich in die Quere komme. Lehrlinge, die ein Medizinstudium abgeschlossen hatten und nun eine Ausbildung in einer ausgewählten Spezialität absolvierten, sehen Krankenschwestern, mit ihrer langjährigen klinischen Erfahrung, als Betreuer.
Nur lauerte die Angst immer noch - ich konnte ihr Flattern spüren - dass ich durch Zufall oder Erwartung dazu aufgerufen werde, ein Kind von mir selbst zu retten.

Rückblickend an den Tag, an dem mir berichtet wurde, dass ich zum ersten Mal operieren darf. Erfüllt von Euphorie schepperten meine Nerven abrupt in den Abgrund.

Frau. Choi, die heute werdende Mutter, betätigte vor einigen Minuten den Alarm im Patientenzimmer. Kurz darauf raste die Krankenschwester in den Raum hinein, kontaktierte den Anwesenden im Hospiz und redete schnell in einem Jargon - Milieu geprägter Kreise mit speziellem Wortschatz, basierend auf die Tätigkeit - den ich nur teilweise verstand.

"Das Kind ist in Bedrängnis und ihr einziger Überlebensschuß war eine Notoperation."

Ich wurde mit dem Tumult in den Operationssaal getragen. Sie haben Frau Choi auf dem Tisch platziert, Medikamente liefen durch ihren Adern. Eine Krankenschwester bemalte den geschwollenen Bauch der Frau mit einer antiseptischen Lösung, während ich mit Alkoholreiniger meine Hände und Unterarme desinfizierte. Ich nahm ihre dringenden Blicke auf und stand schweigend da, als sie in ihren hektischen Atemzügen vor sich hin fluchten. Die Anästhesisten intubierten den Patienten. "Wir haben nicht viel Zeit. Yoongi, geben Sie mir bitte die Klammer", befahlt der leitende Chirurg.

Ich stand neben dem operierenden Arzt, als er den Bauch der Frau aufschlitzte und einen einzigen langen; krummlinigen Schnitt unter ihrem Bauchnabel zog, direkt unter der Spitze ihres hervorstehenden Mutterschosses. Die Haut glitt bei der Berührung des Skalpells auseinander. Jeder Bewegung versuche ich zu folgen und grub in meinem Gehirn nach Anatomieskizzen aus dem Lehrbuch, die wir damals alle im Schlaf zeichnen konnten. Perfekt eingebrannt erzählten wir unseren Professoren die auswendig gelernten Theorien; strahlen förmlich mit unseren Augen, als wir diese ohne Fehler wiedergaben.

Er schnitt sich zuversichtlich durch die zähe weiße Rectus-Faszie, die den Muskel bedeckte, spaltete dann die Faszie und den darunter liegenden Muskel mit seinen Händen auf und enthüllte den ersten Blick auf die melonenartige Gebärmutter. Diese spaltete er ebenfalls auf, sodass ein kleines Gesicht erschien, dass dann im Blut verschwand.

Der Arzt tauchte die Hände ein, zog das Baby heraus - es bewegte sich kaum, die Augen waren geschlossen, als würden kleine Vögel zu früh aus ihrem geborgenen Nest fallen. Die Haut so dünn, die Knochen sichtbar.

Frühgeburten scheitern mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit am Leben. Die Organe sind funktionell nicht dazu in der Lage den Körper mit Blut und Nährstoffen zu versorgen. Das Gehirn ist nicht soweit entwickelt; das Herz schlägt, dennoch nicht bereit den Organismus eigenständig zu betreiben.

Sie war zu klein für die Wiege, nicht viel größer als die Hände des Chirurgen und wurde rasch an die wartenden Neugeborenen-Intensisten weitergegeben, die sie umgehend zur neugeborene Intensivstation eilte. Mit der unmittelbaren Gefahr, die abgewendet wurde, verlangsamte sich das Tempo der Operation. Der Geruch von verbranntem Fleisch wehte auf, als der Kauter kleine Blutschübe festhielt. Die Gebärmutter wurde zugenäht. Die letzten Stiche saßen uneben, aufgrund der Tatsache, dass ich mit zitternden Händen die Fäden spannte und durchstach. "Du musst nur die Hautschicht einfangen. Siehst du den weißen Streifen?", fragte Mina mich und wendete sich an die chirurgischen Werkzeuge. Den Streifen sah ich.

Nicht nur meinen Kopf müsste ich trainieren, sondern auch meine Augen. Die Fähigkeit mit Leichtigkeit zu hantieren sollte ich mir aneignen.

Vielleicht nicht nur die Fähigkeit zu operieren, sondern auch zu ahnen, was für Folgen auftreten könnten. Folgen, die das eigene Leben in die Tiefen des Abgrundes ziehen können; es sogar beenden.

Ich scheiterte.
Welchen Wert ein kleines Leben im Rahmen einer Klinik hat - es wurde nicht gerettet.

. . .

a/n
Das zweite Kapitel und ich habe das Gefühl, dass ich auch scheitere.

Lost In Dying Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt