chapter five

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Ein kurzer Kuss und schon verschwand er.

Ich ließ mich seufzend auf die große Wohnzimmercouch fallen und überlegte, was ich heute unternehmen könnte. Das erstbeste was mir einfiel, war Jungkook. Vielleicht hat er ja für heute noch nichts vor. So fischte ich aus meiner Hosentasche mein Handy und betätigte den Anfuf, der an den Jüngeren weitergeleitet werden sollte.

Einige Sekunden wartete ich geduldig ab, bis mir nur die typische weibliche Stimme der Mailbox entgegen kam. Toll, was soll ich jetzt den ganzen Tag machen ohne Beschäftigung?

Ich schwang mich auf die Beine, um ein wenig das Haus aufzuräumen. Schließlich muss das ja auch jemand erledigen. Somit kramte ich den Staubsauger aus dem Abstellraum und saugte somit den Dreck, der hier herum lag, weg. Lange hielt das nicht an, da ich in einer unscheinbaren Ecke der Küche viele winzige Glasscherben entdeckte.

Sofort hielt ich inne in der Bewegung, stellte das Gerät ab und starrte regelrecht mit einem undefinierbaren Blick auf die zerbrochenen Splitter.

„Y-Yoongi! Hör auf damit!" versuchte ich meinen Ehemann mit zittriger Stimme aufzuhalten. „Halt verdammt nochmal deinen Mund!" brüllte er mir mit voller Wut entgegen, wobei mir seine starke Alkoholfahne in die Nase stieg.
Meine Versuche, ihn zu stoppen, halfen leider kein bisschen, denn einen Augenblick später, schmetterte er mir seine leere Whiskyflasche gegen den Hals. Nur ein kleines Stück weiter oben und er hätte mein Gesicht getroffen. Ich schrie schmerzerfüllt auf und versuchte den Druck standzuhalten, doch gleich im Anschluss schlug er mich zu Boden.

All die Szenarien, die sich gestern abspielten, kamen mir wieder in den Sinn. In diesem Moment spürte ich die Verletzungen nur noch intensiver und weil ich den Anschein gehabt hatte, gleich umzukippen, hielt ich mich mit einer Hand gerade noch so am Küchentresen fest.

Ich atmete einmal tief ein und aus, während ich vor meinen Augen, den mit Aggressivität vollgestopften, Yoongi wahrnahm. Nicht nur physisch schmerzte mein ganzer Körper. Mein Herz zog sich mit einem Mal zusammen und ich hatte Angst, dass es jeden Moment aufhören könnte, zu schlagen. Die Hand, mit der ich mein Gleichgewicht behielt, begann stark zu zittern. So stark, dass ich nirgends mehr Halt fand und somit auf die Knie fiel.

Langsam beruhigte ich mich wieder, doch die einzelnen Szenen in meinen Kopf, die wie kurze zerfetzte Filmclips wirkten, spielten sich immer weiter ab. Meine Augen schlossen sich automatisch und so war ich eine geraume Zeit auf dem Boden niedergekniet.

Mir war bewusst, dass ich stark bleiben musste. Mir war bewusst, dass es nicht gut war, mich so behandeln zu lassen. Mir war bewusst, dass das nichts mehr mit Fairness zu tun hatte. Und mir war bewusst, dass ich ihn jederzeit verraten hätte können.
Doch ich tat es nicht.
Und warum?

Weil mir die Liebe zu ihm meine Sicht versperrte.

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