chapter six

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Der Tag neigte sich langsam dem Ende zu. Der Mond machte sich am Himmel bemerkbar, während die Sonne langsam verschwand und dabei ein wunderschönes Farbenspiel zurückließ. Somit sollte es auch gar nicht lange dauern, bis Yoongi nachhause kam.

Ungeduldig saß ich im Schneidersitz auf der Couch, während ich mit meinen kleinen Fingern spielte. Ich hatte Angst davor, was in den nächsten Minuten passieren würde. Schließlich war ich mir sicher, dass es heute Nacht nicht gut für mich enden würde. Ich tat nichts gegen diesen ganzen Rubel, ich war zu machtlos und zu durchsetzungsinkompetent dafür. Und auch wenn, ich hatte schon alles versucht. Mit meinen eigenständigen Versuchen, ihn vom Alkohol fernzuhalten, kam ich nicht besonders weit und die professionelle Hilfe: Bei der fang' ich erst gar nicht an. Selbst solche Menschen scheiterten und ich wusste nicht mehr, wie ich vorangehen sollte.
Schließlich konnte ich ihn nicht jeden Tag so handeln lassen, aber ich hatte keine andere Wahl.

Immer wieder hatte ich ein schlechtes Gewissen deshalb. Ich ließ ihn jedes Mal aufs Neue einfach machen, konnte ihn nicht aufhalten, weil der Alkohol ihn zu sehr überragte. Ich brachte ihn jeden Tag in Gefahr, es könnte sonst noch etwas mit ihm passieren, auch wenn der Extremfall noch nicht eingetreten war und ich hoffte, dass das nicht vorkommen wird. Ich konnte nicht einmal Acht auf meinen eigenen Ehemann geben und das erschütterte mich zutiefst.

Und das Allerschlimmste: Ich war nicht in der Lage dazu es ihm zu sagen. Ich konnte ihm nicht sagen, wie sehr er mich krankenhausreif schlug und ich schon viele Male durch seine Fäuste in Lebensgefahr war.
Und das aus reiner Liebe zu ihm. Er war ein guter, liebevoller, fürsorglicher, in meinen Augen ein absolut perfekter Mensch. Nur gab es dieses Gift, dass ihn zu einer komplett anderen Person werden ließ. Ich konnte solch einem Menschen derartiges einfach nicht antun.

Es war jedes Mal das Gleiche. Nachdem er mit mir abgeschlossen hatte, begab er sich ins Bett. Während ich die Nacht damit verbrachte, meine Wunden zu verarzten oder auch einen Besuch im Krankenhaus abstatten musste. Und am nächsten Tag musste ich mir immer wieder eine neue Ausrede einfallen lassen. Die Treppen runter gefallen, irgendwo dagegen gestoßen, und und und.
Natürlich machte er sich Sorgen, wenn meine Verletzungen schwerwiegend aussahen oder auch wenn es nur kleine unscheinbare Kratzer waren. Was wäre er denn für ein Mann, wenn nicht?

Yoongi war eine Person, wenn er einmal anfängt zu trinken, hört er nicht auf. Erst dann, wenn er zu impulsiv wurde und alles rausgelassen hatte. Ich kann mich nicht einmal mehr daran erinnern, wann dieses ganze Thema angefangen hatte oder wie es überhaupt jemals dazu kam. Sonst hatte er immer seine Finger von alkoholischen Getränken gelassen, es war wie von ein auf den anderen Tag.
Es schien so, als wäre es schon seit einer Ewigkeit reiner Alltag. Für mich jedenfalls. Alltag, jeden Abend mit der Angst zu leben, totgeschlagen zu werden. Von seinem eigenen Ehemann.

Weiter konnte ich nicht darüber nachdenken, da die Haustür laut geöffnet wurde und sie dabei, von den Geräuschen zufolge, stark gehen die Wand abprallte.

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