Von den Toten

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"Danke Shanks."
Das dumpfe klopfende Geräusch von Händen die einander auf den Rücken klopfen war in die Stille hinein zu hören. Das Schreien einer Möwe die am Himmel über die Szene hinwegzog, das einzig andere vernehmbare Geräusch.
"Ja, vielen Dank Shanks." Ace eigene Stimme drang tonlos und matt an seinen Ohren und er fühlte eine breite Hand in einer tröstenden Geste auf seine Schulter klopfen. Der rote Shanks lehnte zwischen den beiden ersten Kommandanten des ehemals so gefürchteten Whitebeards.
Er hatte sich Ace zugewandt, aufgrund seines fehlenden linken Armes , in der Lage nur einer Person auf einmal den Rücken zu klopfen. Ace hatte nichts gegen den roten Shanks.
Im Gegenteil, er war ihm von jeher zu großem Dank verpflichtet. Der erwähnte fehlende linke Arm eine ewige stille Erinnerung daran, dass der Piratenkaiser es gewesen war, der Luffy damals vor einem Seekönig gerettet hatte.
Und nun stand Ace noch mehr in seiner Schuld, dachte er matt als er dem rothaarigen Mann einen Seitenblick zuwarf, bevor er die Geste erwiderte. So schlimm die vergangenen Tage gewesen waren - Ace war ehrlich überrascht von der Hilfsbereitschaft die sie von allen Seiten erfahren hatten. Erst die Allianzen Whitebeards, alle aufgetaucht um Ace vor seiner sicheren Hinrichtung in Marineford zu retten, ebenso alle Divisionen, dann die entflohenen Insassen aus Impel Down, Boa Hancok, Trafalgar Law und schlussendlich sogar einer der Yonko, der 4 Kaiser der Meere, der rote Shanks. Ace war schon allein von Luffy und Whitebeards Auftauchen dort mehr als gerührt sowie definitiv überrascht gewesen. Dass sein kleiner, verrückter Bruder solche Mühen auf sich genommen hatte und ins Gefängnis eingebrochen war um ihn zu befreien war auf eine Art so typisch für Luffy, dass es Ace eigentlich gar nicht hätte überraschen dürfen. Er hätte so etwas niemals zu hoffen gewagt. So sehr Ace ihm auch böse sein wollte, dass er sein eigenes Leben für ihn riskiert hatte, bedeutete es ihm mehr als er je mit Worten hätte ausdrücken können. Es berührte ihn tief. Der Gedanke, dass jemand ihn so sehr lieben könnte, wie Luffy es tat, hatte ihm schon als sie noch Kinder waren immer Angst eingejagt. Ace hatte wirklich versucht Luffy von sich fern zu halten. Ace hatte alles versucht was ihm eingefallen war um den kleinen Quälgeist auf Abstand zu halten, ihn dazu zu bringen doch endlich zu erkennen was für ein undankbarer, schlimmer Satansbraten er doch war.
Wie Dadan damals gesagt hatte, nicht einmal sie hatte Hoffnung für ihn gehabt. Es wäre ihnen allen egal gewesen, wäre Ace gestorben, er benahm sich so ekelhaft, niemand war in der Lage ihn zu lieben. Das hatte er zumindest gedacht. Aber Luffys frohe Natur und sein Glaube an das Gute waren auf Dauer stärker gewesen als Ace Versuche ihn weiter von sich zu stoßen.
Er hatte ziemlich schnell eine Schwäche für den frechen Knirps entwickelt, ohne das er das jedoch je zugegeben hätte. Er redete sich selbst gerne ein er hätte nur Mitleid mit der kleinen Heulsuße. Tatsächlich fühlte Ace sich verantwortlich für Luffy. Der Grund dafür war aber gewiss nicht, dass der schwächere Junge allein ihm kaum überlebensfähig erschien.
Damals war Ace nicht in der Lage gewesen so etwas zuzugeben. Mit der Zeit hatte sich die Angst davor jemandem wichtig zu sein, jemanden zu enttäuschen oder verlassen zu werden in Mut zum Wagnis verwandelt. Er akzeptierete, dass er Luffy sowieso nicht davon abhalten konnte, seinen eigenen Dickschädel durchzusetzen und seine eigenen Entscheidungen zu treffen, auch wenn manche davon Ace selbst betrafen.
Trotzdem, war jede Person die neu in Ace Leben trat eine Herausforderung für ihn, besonders wenn er diesen Menschen sehr schätzte. Die Ängste zu überwinden und der tief verwurzelte Glaube an das Schlechte in ihm, wurden nie leichter. Aber zu wissen, dass es dort Luffy gab, auch wenn er gerade irgendwo weiß Gott wo auf der Welt war und wer weiß was tat, dieses Wissen beruhigte Ace ungemein. Das Wissen darum, dass es dort draußen jemanden gab, der ihn liebte und an ihn glaubte, obwohl er wusste wer Ace war, wer sein Vater war. Obwohl er Ace ekelhafte Seiten kannte. So wenig er es sich hatte vorstellen können, dass der kleine Luffy ihm noch etwas beibringen würde, er verdankte ihm viel. Ganz besonders linderte er seinen Schmerz und das Gefühl in sich allein zu sein. Seit er Luffy hatte, fühlte Ace sich weniger einsam und er musste zugeben, dass es ihm gefiel. Dieses Gefühl fehl am Platz zu sein, keinen Ort zu haben an den er gehen konnte, und keinen Menschen bei dem er willkommen war, wurde ersetzt durch die Gewissheit um einen kleinen Bruder der ihn so sehr bewunderte, wie nur Luffy es konnte.
Ähnlich war es Ace mit Whitebeard ergangen. Nie hätte er sich träumen lassen einmal unter dem Kommando eines anderen Mannes zu segeln, jemandem zu unterstehen und die Befehle anderer auszuführen, sich selbst in ein großes Ganzes zu fügen - und damit auch noch zufrieden zu sein.
Ace hatte die Leute verachtet, ihnen Angst, Unterwürfigkeit und Schwäche unterstellt, die so etwas taten. Frei zu sein, ohne irgendeine Verpflichtung zu sein, das war es was sein Leben lang sein Traum gewesen war. Er wollte nie jemandem etwas schuldig sein. Sein Bedürfnis nach Freiheit war Ausdruck seiner Angst vor Anderen. Die Menschen hielten ihn für ein Monster aufgrund seiner Abstammung? - Dann würde Ace ihnen zeigen was für ein Monster er wirklich war. Wie ein Irrer war er vorgeprescht, hatte s ich einen Namen gemacht. Whitebeards Kopf hatte für ihn nie wirklich eine großartige Bedeutung gehabt. Mehr war es ein verzweifelter Versuch Ace sich selbst etwas zu beweisen. Er war immerhin Gol D. Rogers Sohn - es erschiend ihm nur logisch. Er würde erfüllen was die Welt in ihm zu sehen glaubte.
Mit Luffys Befreiungsaktion hatte Ace irgendwo gerechnet, dass sein kleienr Bruder nicht still halten würde, während er halb darauf hoffte, sich halb wünschte sein Brüder würde sich aus seinem Scheiß heraushalten nicht sein Leben, all seine Träume aufs Spiel setzen nur um ihn zu retten. Aber mit Whitebeard, mit Pops Aufgebot - für Ace war der Anblick seines Wahlvaters, wie er bei Marineford aufkreuzte und alle herausforderte nur um seinen Sohn, ihn, zurückzubekommen wie ein Fiebertraum gewesen. Ähnlich wie auch Garps gefühlsduseliger Auftritt. Der alte Mann war vielleicht eine nervtötende Plage, aber Ace hatte erst dort oben auf dem Schaffott erkannt, warum es seinem Großvater immer so ein großes Anliegen gewesen war, dass er und Luffy teil der Marine würden. Er wollte sie auf seiner Seite wissen um sie beschützen zu können, wenn es nötig war. So war er der Situation ebenso ausgeliefert wie Ace gewesen, ohne eine richtige Möglichkeit etwas zu tun.

Feuerkaiser [AcexMarco]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt