Das Vergehen der Nacht

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Fleisch. Das war es was Ace aus seinem komaartigen Schlaf weckte.
Sein Magen hatte so heftig und laut in seiner schmerzenden Oberkörper geknurrt, dass Ace erschrocken aus dem Schlaf gefahren wäre, wenn er sich denn hätte bewegen können.
Irritiert blinzelte er, während seine Augen sich langsam an das viel zu helle Licht im Raum gewöhnten. Es dauerte einige Sekunden bis Ace begriff, dass es die Sonne war, deren Licht durch die offene Tür in den Raum fiel, sein Gesicht wärmte, die Augen blendete .
Er fühlte sich als hätte er ewig nicht mehr gegessen und so unternahm Ace einen erneuten Versuch sich aufzusetzen, während er schlaftrunken gähnte. Aber etwas hinderte ihn daran sich aufzusetzen, etwas das ihn fest umschlungen hatte und ihm keine Chance ließ sich überhaupt zu bewegen. Mit einem Mal war der junge Pirat hellwach. Etwas hatte sich so eng um seinen Körper geschlungen, drückte ihn so fest, dass Ace spüren konnte wie frisches feuchtes Blut unter dem Verband aus seiner Brust sickerte. Je mehr er sich bewegte, desto fester wurde Ace gedrückt. Hektisch riss er die Augen trotz der blendenden Sonne auf, sein Körper in voller Alarmbereitschaft, bereit sich zu verteidigen, bereit für den Kampf. Etwas feuchtes tropfte auf seine rechte Wange, sodass er reflexartig den Kopf in diese Richtung drehte.
In seinem Kopf setzten sich die Puzzleteile nur langsam zusammen.
Das Sonnenlicht das durch diese unbekannte offene Tür fiel, das feuchtnasse Lacken unter ihm.. Er war nicht in seinem Bett in der Mannschaftskabine der Whitebeardpiraten wie gewohnt. Er war nicht einmal an Bord der Moby Dick - so viel war klar. Einzig der Geruch des salzigen Meeres war vertraut. Und während sich in Ace Kopf die Ereignisse der vergangenen Tage langsam zu einem schlüssigen Bild zusammensetzenund ihm dämmerte wo er sich befandund was passiert war, ihm klar wurde, dass er nicht nur einen schrecklichen Albtraum gehabt hatte, landeten die nächsten feuchten Tröpfchen diesesmal auf seiner Nasenspitze. Ungerührt davon durchfuhr seinen Körper ein unwillkürlicher Schauer beim Gedanken an die letzten 24 Stunden, sein Körper begann zu beben und er spührte wie auch seine Hände begannen unkontrolliert zu zittern. Währenddessen versuchte Ace zu unterscheiden was Wirklichkeit war und was nur Relikt seiner Albträume von letzter Nacht. Das nassgeschwitzte Bett ergab sogleich auch mehr Sinn. Fieberhaft versuchte Ace einen Anhaltspunkt zu finden um zu unterscheiden was Realität war und was nicht, als erneut etwas feuchtes sein Gesicht streifte. Langsam gewöhnten sich seine Augen an den starken Lichteinfall und die bunten Flecken die vor seinen Augen getanzt hatten getanzt hatten, lichteten sich. Es musste noch früh am Morgen sein, überlegte Ace, wenn die Sonne so noch so tief stand. Vor seinen Augen zeichneten sich nach und nach die Umrisse eines menschlichen Kopfes ab der anscheinend direkt an seinem lag. Und in diesem Moment begriff Ace endlich. Er begriff was sich zu seiner rechten Seite rythmisch an seinenKörpers drückte um sich dann wieder zurückzuziehen. Und er begriff was ihn so fest im Griff hielt - oder eher wer.
Luffy. Sein kleiner Bruder Luffy schlief eng an ihn gekuschelt.
All die schrecklichen Erinnerungen und Gedanken schienen in dem Moment wie weggefegt als Ace das Gesicht seines kleinen Bruders nun deutlich vor sich erkennen konnte.
Luffy lächlete leicht im Schlaf und er sabberte auch ein wenig, aber nichts hätte Ace egaler sein können in diesem Moment. Sein Bruder aus Fleisch und Blut lag neben ihm. Atmend. Schlafend. Friedlich. Sabbernd. Wahrscheinlich hatte auch Luffy im Schlaf das Fleisch gerochen. Denn Ace kleiner Bruder war sogar noch verfressener als er selbst, eigentlich bezweifelte Ace irgendjemand zu kennen, der mehr verdrücken konnte als Luffy. Dank seiner Gummifrucht Teufelskraft, dehnte sich nicht nur Luffys Magen ungeheuerlich, sondern gleich sein ganzer Körper mit aus. Beim Gedanken an den kleinen Luffy, der vollgefressen und rund wie eine Bowlingkugel einen Hang hinuntergerollt war, nicht in der Lage anzuhalten, musste Ace leise lachen. Er hatte erst angehalten als Ace und Sabo ihn mit vereinten Kräften gestoppt hatten und danach war ihm so schlecht gewesen, dass er schwor nie mehr so viel zu essen. Natürlich hielt er das Versprechen nicht. Manchmal hatten Luffy und er auch regelrechte Fresswettbewerbe mit den Vorräten von Dadan veranstaltet, unnötig zu erwähnen, dass diese darauf etwas gereizt reagierte. Dadan. Ace hatte sie nicht wieder gesehen seit er aufgebrochen war. Er hatte immer gedacht dafür bliebe noch genug Zeit, aber plötzlich spührte er das dringende Verlangen sie so bald wie möglich einmal wieder zu besuchen.
Luffy hatte seine langgedehnten Arme und Beine um Ace Körper geschlungen, als befürchte er Ace würde sich sonst davonstehlen.Ganz offenbar hatten sie beide so die Nacht verbracht.
Die Erinnerung an sein gespräch mit Law kehrte zu ihm zurück. Marco! Marco war hier.
Erleichterte bließ Ace Luft aus von der er gar nicht gewusst hatte, dass er sie angehalten hatte.
Zwei der Menschen die er am Meisten liebte, waren hier bei ihm und in Sicherheit. Sie lebten.
Und obwohl Ace sich sicher war, dass die Erinnerung an den verwundeten Marco der vom Schlachtfeld zu ihm aufs Schiff zurückgekehrt war, mehr als nur ein verrückter Wunschtraum war, musste er sich zurückhalten, nicht sofort samt dem schlafenden Luffy aufzuspringen nur um zu kontrollieren, dass dies eine richige Erinnerung war. Dass Marco noch hier war.
Aber das war er und er hatte selbst gestern an seinem Bett gesessen und ihm beim Einschlafen zugesehen bis er sich sicher sein konnte, er würde nicht plötzlich aufhören zu atmen.
Trafalgar Law hatte ihn schließlich in dieses Zimmer geschickt und ihm gesagt er solle ein wenig Schlafen. Ace hatte sich zu seinem kleinen Bruder gelegt, eigentlich nicht in der Erwartung tatsächlich noch in den Schlaf zu finden, aber in der Hoffnung, dass ihn die Anwesenheit seines jüngeren Bruders und dessen gleichmäßiger Atem, seine warme Haut beruhigen würden.
Er hatte gehofft ein wenig Trost und Ruhe zu finden. Die Wunden des Jungen hatten ihm große Sorgen bereitet und er war mehr als froh ihn so ruhig schlafend vorzufinden und der Körper des jüngeren Pirat an seinem hatten Ace tatsächlich so weit beruhigt, dass er schließlich auch in einen unruhigen Schlaf geglitten war. vermutlich war es Luffys rhythmischer Herzschlag, den Ace durch seinen Rücken hindurch an der eigenen Brust hatte spühren können, der ihm dazu verholfen hatte loszulassen, besaß Ace doch gerade selbst keinen Herzschlag.
Luffy schnarchte laut an Ace Ohr. Zwar hatte Ace in diesem Moment das Gefühl statt eines Magens ein rießiges Loch in seinem Bauch mit sich zu tragen - womit er wohl angesichts seiner eigenen starken Verletzungen gar nicht so unrecht lag- aber er hätte es niemals gewagt seinen Bruder aufzuwecken. Nicht so lange Luffy ebenfalls verwundet war und noch dazu so friedlich schlief. Bei dem Gedanken schossen Ace erneut die Tränen in die hellgrauen Augen und er fragte sich wie viel Tränenflüssigkeit ein Mensch wohl verlieren konnte, bevor er vertrocknete wie eine vergessene Topfpflanze. Ace hatte selber viele solcher Topfpflanzen gehabt.
Die bloße Erinnerung an lächerliche Topfpflanzen die auf der Moby Dick in seinem Zimmer darauf warten würden nicht gegossen zu werden, wäre all das nicht passiert, brachten da Fass zum überlaufen. All die Tränen die sich in den Augen des Piraten gesammelt hatten, brachen frei und Ace kam zu dem Schluss, dass zähe Leute wie er vermutlich dazu verdammt waren ein unerschöpflicher Quell an Tränen zu sein. Trotzdem fühlte sich Ace wie ein Heuchler wie er hier lag, sein Bruder neben sich. Die Liebe die Luffy ihm entgegenbrachte und was er riskiert hatte nur um Ace zu retten. Die Liebe die Marco ihm entgegenbrachte, und Whitebeard...
Sein Überleben war nicht sein Verdienst. Luffys Überleben war nicht sein Verdienst. Aber der Tod etlicher seiner Kameraden und befreundeter Piraten - sein Verdienst.
Er war zu schwach gewesen seinen Vater zu retten, er hatte den Gefallen nicht erwidern können, genauso wie all die Gefallen zuvor. Er hatte das Gefühl metertief in der Schuld dieses Mannes zu stehen, der ihn wieder und wieder gerettet hatte. Er war auch zu schwach gewesen Luffy zu retten. Selbst zu schwach auch nur den Namen seines Vaters zu verteidigen.
Statt eine Hilfe im Kampf gegen die Marine und Blackbeard zu sein, war er nur der Verursacher. Feige abgehauen. Geschlagen. Blackbeard!
Er hätte ihn vernichten müssen als er die Chance hatte. Oder er hätte ihn gleich gar nicht jagen dürfen so wie Whitebeard verlangt hatte. Er war immerhin der Kaptain gewesen.
Ace konnte das Schluchtzen das sich in seiner Kehle gebildet und aus seinem Mund geschlichen hatte nicht verhindern. Es entschlüpfte seinem Mund und es war als wäre ein Kartenhaus zusammengefallen. Eine Welle schrecklicher Schmerzen überrollten ihn, vor Kummer geschüttelt bahnten sich erneut Tränen einen Weg aus seinen Augen. Er hatte ihn verloren.
Pops. Er erinnerte sich an das Gespräch mit Marco in der Abstellkammer als sein bester Freund vor ihm gesessen hatte. Einen Ausdruck im Gesicht den Ace nie zuvor an ihm gesehen hatte, die sonst so funkelnden Augen leer.

Feuerkaiser [AcexMarco]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt