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5.8.365 ( neue Zeitrechnung)

Ich wache auf. 

Das Erste was ich wahrnehme, ist das alte Metall, welches  mir scharf in die nackte Haut an meinem Arm schneidet.

Schwere Lederbänder fesseln meine Handgelenke an den harten Untergrund und ein stechender Schmerz durchfährt meinen tauben Körper. Die Stellen unter den ledernen Fesseln fühlt sich wund und aufgeschürft an, als hätte ich versucht, mich gewaltsam gegen  sie aufzubäumen. Der Fakt, dass die Bänder immer noch schmerzhaft straff sitzen, reicht wohl, um zu behaupten, dass der Versuch ziemlich erfolglos war. Ich finde nicht die Kraft meine geschwollenen Augen zu öffnen, also bleibe ich liegen und versuche meine Situation zu erfassen.

Dies stellt sich als nicht gerade einfach heraus, denn ein Haufen von Informationen stürmt erbarmungslos auf mich ein, als ob mein Gehirn einmal aus- und dann wieder angeknipst wurde. Um mich zu beruhigen, versuche ich tief einzuatmen, obwohl die staubige Luft  kratzend durch meinen Rachen strömt und somit meine Lunge wehleidig aufstöhnt

Da mein Körper nicht gerade zufrieden ist mit meinen Versuchen, schlau aus dieser Situation zu werden, verlagere ich meine Konzentration auf meine dröhnenden Kopf. Angestrengt versuche ich mich an die Geschehnisse vor all diesem zu erinnern, ich stoße aber nur auf eine schwarz glänzende Wand, die alles was mir jetzt helfen würde, hinter sich verschließt. Eine Weile starre ich sie nur ungläubig an. Aus irgendeinem Grund weiß mein Geist, dass diese Mauer ein Fremdkörper sein muss, der nicht gerade sehr willkommen scheint. Keine Stelle meines Geistes lässt sie frei oder ungeschützt.

Eine klebrige Flüssigkeit bedeckt den festen Stein und läuft in dicken Rinnsalen zu meinen Füßen in einer spiegelnden Pfütze zusammen. 

Plötzlich fängt die steinharte Mauer an zu pulsieren und etwas hinter ihr scheint nach mir zu greifen. Es ruft verzweifelnd nach Hilfe, wobei ich die einzige bin, die es jemals erhören mag. Aus einem unbekannten Reflex heraus stürme ich auf die Wand zu und werfe mich mit all meiner Kraft dagegen. Ich trete wütend und unkontrolliert gegen den rauen Stein. Tausend verschiedene Emotionen prasseln stetig auf mich ein, sie drücken hart auf meinen Rücken, sodass dieser sich stöhnend krümmt.Ich schreie als die sirupartige Flüssigkeit von meinen Fingerknöchel, wie blutiger Speichel von Fangzähnen, herabtropft. Die Hand, die immer noch unaufhaltsam auf die undurchdringbare Mauer eindrescht, fühlt langsam nichts mehr, doch ich kann sie weder aufhalten, noch kontrollieren. Sie handelt aus einer inneren Überzeugung, die ich weder nachvollziehen noch verstehen kann. Nach einer gefühlten Ewigkeit sinkt sie aber doch an dem immer noch makellosen Stein herab. 

Ich rolle mich an dem Fuß der steinernen Wand in der klebrigen Flüssigkeit zusammen. Mein ganzer Körper ist umhüllt mit perlendem Schweiß und der unbekannten Flüssigkeit, die jeden Fleck meines Körpers bedeckt.  Aus meinen Augen fließen stetig heiße Tränen, die auf die Flüssigkeit mit einem scharfen Zischen tropfen. In meinen Mundwinkeln schmecke ich die salzigen Tropfen. Sie rinnen meinen Hals  unaufhaltsam herab. Dieses ätzende Gefühl, aufgeben zu müssen, gräbt sich zerstörerisch durch meine Eingeweide.

Ich weiß nicht, warum ich so haltlos angefangen habe zu weinen, obgleich irgendwas in mir hinter diese Mauer bebt. Unzweifelhaft, kann dieses Etwas genauso wenig durch undurchdringliche Wand brechen, wie ich mit roher Gewalt. Als die Klarheit, dass ich dieses Etwas für immer verloren habe, mein Gehirn erreicht hat, beginne ich am ganzen Körper zu zittern.

Es bleibt mir nichts mehr übrig, als diese weiche und verletzbare Seite in mir zu stoppen, von ihr  zu lösen, sie loszulassen und weiterzugehen. Lösen, loslassen, weitergehen. Diese 3 Wörter brennen sich stärker und tiefer in meine geschundene Seele, als meine zischenden Tränen es je vermocht hätten.

Mit all meiner noch übrig gebliebenen Kraft ziehe ich mein Bewusstsein aus meinem Geist, wie einen Korken aus einer Weinflasche. In meinen Ohren rauscht es unangenehm, doch dann liege ich ruhig da und nichts deutet auf das Chaos hin, dass sich eben in meinem Kopf abgespielt hat.

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Hi,
Erstes Kapitel .... Ziemlich chaotisch und verwirrend, oder? Wie hat es euch gefallen?

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-Was meint ihr was ihr passiert ist ?-

DivitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt