Die glatten Wände glänzen in einem strahlenden Weiß, das weder von einem Fenster, noch von Bildern oder Plakaten unterbrochen wird. Der Raum bietet genug Platz für eine leere Ablagefläche und einen schwarzen Monitor. Ein dickes Kabel baumelt zögerlich von diesem herunter und malt in die Luft eine imaginäre Acht. Ein drehbarer Hocker wurde achtlos in eine Ecke des Zimmer geschoben.
Während die Wand unberührt aussieht, ziehen sich tiefe Rillen durch den sonst makellose Boden. Die hölzerne Optik des Paketts soll der kleinen Zelle wohl eine wohnliche Atmosphäre verschaffen, doch der Hocker hat die täuschendechte Folie aufgeritzt und unter ihr blitzt kalter, trostloser Beton hervor.
Über dem gesamten Zimmer liegt ein Schein von wohliger Wärme, aber wenn man hinter ihn blickt, erkennt man die statische und berechnende Kühle, die sich in jedem Winkel versteckt und von normalen, flüchtigen Augen schnell übersehen werden kann. Doch ich habe nichts Besseres zu tun, als diesen Raum zu betrachten und zu durchschauen:
Verborgen hinter der stählernen Ablage verbirgt sich eine quadratische Klappe, deren Ränder sich nahezu perfekt in die weiße Farbe einschmiegen, nur eine feine, fast unsichtbare Linie, die sicherlich nicht dazu gedacht wurde entdeckt zu werden, zieht sich um die klar definierten Proportionen des Rechtecks . Die grelle Lampe über mir blendet mich so sehr, dass ich mich zwingen muss, sie genau zu betrachten. Ihre facettenreiche Oberfläche spiegelt mein Gesicht abertausendmal wider und verdeckt ein schwaches, rotes Leuchten, das in regelmäßigen Abständen aufleuchtet und wieder erlischt.
Die bestimmt nur stecknadelkopfgroße Kamera blinkt unaufhörlich weiter. Treu und kalt. Langsam lasse ich meine Augen weiter schweifen, denn ich will die Illusion eines nichtsahnenden Mädchens bewahren, weil ich nicht weiß, warum ich hier bin, und für was ich hier liege. Ich weiß nicht, ob die Leute, die mich hier festhalten, meine Feinde oder Freunde sind. Warum haben sie mich angekettet? Um sich vor mir zu schützen? Oder um mich vor mir selber zu schützten? Die undurchdringbare Mauer taucht wieder vor meinem inneren Auge auf. Sie lacht mich mit einem fürchterlich hämischen Grinsen an, verspottet mich für meine Unwissenheit, für meine fehlenden Erinnerungen und für meine Ungewissheit.
Meine gehetzten Gedanken werden durch das Geräusch herannahender Schritte abrupt unterbrochen. Ein eiskalter Schauer läuft durch meinen müden Körper. Ich sollte erst einmal nicht davon ausgehen, dass die Person, die möglicherweise auf dem Weg zu meinem Zimmer ist, mir gut gesinnt ist. So leise wie möglich bäume ich mich gegen meine strammen Fesseln auf, doch wie schon zuvor, geben sie kein Stück nach.
Innerlich fluche ich auf eine nicht sehr höfliche Art und Weise. Der Körper in dem ich stecke, mein Körper, hat nicht gerade viel Kraft. Die Schritte kommen so nah, dass ich schon feststellen kann, welches Geschlecht der Schuhträger hat. Seine Schritte sind kräftig und geprägt von dem Gewicht einer entweder massigen oder großen Statur. Ich denke es ist eine gute Idee, meine Augen zu schließen, denn es besteht vielleicht noch eine winzige Chance, dass der Mann dann vielleicht wieder gehen wird.
Doch dann wird die Tür sanft geöffnet. Ich versuche so gleichmäßig zu atmen, wie mir in dieser Situation möglich ist. Die Schritte kommen näher bis sich kurz vor meiner Liege stoppen. Das grelle Licht der Lampe lässt das Innere meiner Augenlider rot aufleuchten. Das einzige, was ich jetzt noch sehe, ist ein Meer aus spiegelndem Blut, auf dessen ruhige Oberfläche sich warme Sonnenstrahlen brechen.
Die unangenehme Zeit, wo nichts passiert, zieht sich in eine ewige Länge. Die schwache Hoffnung, dass mein Aufwachen nicht bemerkt wurde und meine List funktioniert hat glimmt noch nach, doch dann bewegt sich die Person wieder auf mich zu. Ich spüre wie sie sich über mich beugt. Die Luft um mich herum erwärmt sich entweder von der natürlichen Körperwärme der Person oder meiner eigenen Angst. Alle meiner Muskeln sind aufs Äußere gespannt. Meine Hände schwitzen unkontrolliert. Ich hoffe, er bemerkt es nicht, denn ich schiebe sie langsam unter meinen kalten Oberschenkel. Nur eine kleine Bewegung, die mich verraten könnte. Mein Brustkorb schreit von der Anstrengung die Luft langsam einzusaugen und mit der selben Geschwindigkeit wieder auszustoßen.
Sie schreit nach mehr Sauerstoff. Mein Blut fließt mit einer übermenschlichen Geschwindigkeit durch meinen angespannten Körper. Ich höre es in meinen Ohren rauschen und durch mein Gesicht strömen, dass hoffentlich keinen auffälligen rosigen Schein zeigen wird. Ich kann diesen Zustand nicht mehr lange halten. Dann wendet sich die Wärme plötzlich von mir ab und ich stöhne dankbar auf. Die Schritte entfernen sich stetig. Ich atme hörbar aus.
Ich habe es geschafft. Um meine Tarnung für die Kamera aufzuerhalten, drehe ich mich quälend langsam auf die Seite. Sobald mein Gesicht nicht mehr für die Kamera zu sehen ist, öffne ich entschlossen die Augen und blicke auf den blauen, festen Stoff eines Arztkittel. Die sich entfernenden Schritte stammten von einer zweiten Person, dessen kurze Haare um die Ecke des Zimmers fliegen. Sie schließt die Tür hinter sich. Jetzt bemerke ich auch die kleinen Unregelmäßigkeiten in den Schritten. Die beiden haben sich bemüht perfekt synchron zu gehen, so perfekt, wie es eigentlich nicht möglich sein dürfte. Doch selbst in ihrer Perfektion haben sich kleine Fehler eingeschlichen, die mir jetzt lachend, wie mit rotem Marker hervorgehoben, auffallen.
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Hi,
Ich verspreche, dass in den nächste Kapiteln mal etwas mehr passiert. Ich denke immer noch über Wege nach, wie ich das ganze System erklären kann, ohne dass es zu kompliziert wird, leider passiert mir das häufiger 🤔. Findet ihr besser, wenn mehr Details erwähnt werden oder wenn alles schnell hintereinander passiert?___
-Was würdet ihr in einer solchen Situationen tun?-
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Divit
Science Fiction„Wir haben das erschaffen, wodran Götter ganzer Völker gescheitert sind. Es ist doch mehr als berechtigt uns als Götter zu bezeichnen. Wenn wir den Eingriff überstanden haben sind wir nicht nur Götter. Wir sind Diviten. Eine höhere Macht, die selbs...