Vor uns öffnet sich ein großflächiger Platz aus strahlend, weißem Marmor. Die weitläufige Fläche ist durch eine aus demselben Stein erbauten Mauer abgegrenzt. An dieser winden sich schlanke Kletterpflanzen empor, die mit prallen Blüten in den unterschiedlichsten Farben geschmückt sind. Menschen allen Geschlechts laufen geschäftig umher und lassen mich vermuten, dass dies ein Knotenpunkt meiner „Familie" sein muss. Das Erstaunlichste ist aber die riesige gläserne Kuppel, die den Platz elegant überspannt. Feine silberne Linien durchziehen das klare Glas in geometrischen Formen. Warmes, natürliches Licht spielt verzückt mit dem zartblauen Wasser eines feingliedrigen Springbrunnens. Aus den Flügelspitzen vierer Eulen schießen glitzernde Fontänen hervor. Ihre Schnäbel treffen sich über der Mitte des Brunnens und werden von einer verspielten Säule in der Luft gehalten. Somit entsteht die faszinierende Illusion als würden die Eulen über dem Brunnenrand fliegen.
Mit dem schimmernden Staub von tausenden Diamanten treffen die Fontänen in leichten Wellen in dem runden Brunnenbecken auf. Der Rand dieses ergießt sich kunstvoll auf den Boden, sodass das Wasser über ihn fließt und in einer Rinne im Boden schließlich endgültig verschwindet. Das Becken ist unter dem Meer aus funkelnden Edelsteinen nicht mehr zu erkennen und nur noch die marmornen Eulen schweben über dem Wasser. Die Vollkommenheit des Saales hat wohl nicht nur mich zum Keuchen gebracht, denn der Namenlose lässt mir wie selbstverständlich Zeit mich zu sammeln und die gesamten Facetten des geschäftigen Platzes in mich aufzunehmen.
„Sie müssen bestimmt hungrig sein", fordert mich der Namenlose dann doch irgendwann ungeduldig auf.
Erst jetzt fällt mir schmerzhaft auf, dass in meinem Magen eine traurige Leere herrscht.
Ich schiebe das Plastikstück tief in meinen Ärmel. Wenn sie mir schon Essen geben.... Ich darf nicht auf ihre Tricks reinfallen, und doch wäre jetzt eine warme Mahlzeit genau das, was ich bräuchte. Ich könnte mich selbst schlagen, als ich dem Arzt folge, wie ein Lamm in die Wolfshöhle.
Wir treten aus der atemberaubenden Halle in einen nicht weniger faszinierenden Raum. Seine Tür grenzt direkt an die Halle - als möglichen Fluchtweg vielleicht nicht zu gebrauchen, aber möglicherweise hilft mir die Information ja später noch.
Der Speiseraum übertrifft nicht nur meine Erwartungen, sondern auch meine kühnsten Vorstellungen. Hölzerne Tische stehen gemütlich eingebettet zwischen kräftigen Bäumen, deren Art ich noch nie zuvor gesehen habe. Unter ihrer mattweißen Rinde scheinen lila glitzernde Adern hervor. Sie ziehen sich auch kunstvoll durch die Blätter, deren Farbe vor einem so satten Grün strahlt, dass sie fast angemalt wirken. Geschlossene Blüten bilden einen violetten Kontrast zu den perfekten Blättern. Die schlanken Äste formen ein natürliches Dach, sodass eigentlich der Raum in sanften Schatten liegen müsste. Aus dem Inneren des durchscheinenden Stammes erstrahlt aber ein mystisches Licht, sodass sich hier nicht weniger Helligkeit befindet, als auf dem Platz vorhin. Kein einziges Blatt verunstaltet die makellos blanke Erde, die einen natürlichen Untergrund gestaltet.
Der Namenlose unterbricht meine Bewunderung: „Sie können sich ihr Essen an dem Buffet im hinteren Teil des „Speisesaals" holen. Das Einzige was sie tun müssen ist sich mit ihrer Nummer auszuweisen."
Ich nicke verstehend.
„Perfekt. Ich bin wirklich sehr beschäftigt und alles Weitere werden sie von ihrer Familie erfahren. Sie kommen allein zurecht?"
Ich nicke abermals.
„Frohes Mahl", ruft er mir noch zu, als er durch eine andere Tür verschwindet.
Eine Gruppe Jugendlicher in meinem Alter läuft an mir vorbei und ich schließe mich ihnen an. Wenigstens falle ich so nicht allzu sehr auf, auch wenn man bestimmt immer noch in meinem Gesicht sehen könnte, dass ich so überhaupt keinen Schimmer habe, was das alles hier soll. Außerdem würde ich unglaublich gerne meine grummelden Magen fühlen. Das schlechte Gefühl in meinem Brustkorb, genau in ihre Falle getappt zu sein, schiebe ich zur Seite. Mir bleibt doch nichts übrig als mich einzufügen. Entschlossener folge ich den anderen als einer der Letzten durch den unbekannten Wald.
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Divit
Science Fiction„Wir haben das erschaffen, wodran Götter ganzer Völker gescheitert sind. Es ist doch mehr als berechtigt uns als Götter zu bezeichnen. Wenn wir den Eingriff überstanden haben sind wir nicht nur Götter. Wir sind Diviten. Eine höhere Macht, die selbs...