Der erste Juni war stets der Tag, worauf wir das ganze Jahr hin gefiebert haben. Warum der erste Juni ? Niemand beantwortete uns je unsere Frage, wobei auch niemand wagte sie Auszusprechen. Wir hatten eine stille Übereinkunft nicht zu hinterfragen, in der Angst uns könnte dieser kostbare Zeit verloren gehen könnte.
Dieses Jahr sind wir am Meer. Natürlich nicht wirklich aber immerhin fühlt es sich so an.
Und es ist sicher. Wie konnte die Menschen vor der Rettung nur jede Sekunde sich der Möglichkeit von tödlicher Gefahr aussetzten? Eine seltsame Vorstellung.
Der Tag am Meer war wie erwartet idyllisch und marklos.
Es hat wirklich irgendwie Spaß gemacht.Ich schlage meine Augen auf. Der Traum fühlte sich so real an. Ich würde nichts lieber tun, als meine Augen wieder zu schließen und nie mehr aufzuwachen. Aber das muss ich.
Das Zimmer, mein Zimmer, sieht noch fast genauso aus wie ich es von gestern in Erinnerung habe nur mit dem kleinen Unterschied, dass ein Stapel frisch gewaschener Kleidung neben mir aufgetaucht ist. Bei dem Gedanken, dass in der Nacht jemand in meinem Zimmer gewesen ist, läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken.
Nichtsdestotrotz ziehe ich die Kleidung dankbar an.
Ein hellblaues Kleid umspielt distanziert meine Hüfte, während schlichte braune Boots das Outfit komplett mache.
Alles passt mir wie angegossen. Ich würde gerne wissen wie das Kleid mir steht, aber Spiegel wurden schon im letzten Jahrhundert ausgerottet. Der Spiegel-Krieg war der letzte seiner Art und endete mit einem Haufen Verlieren aber keinen Gewinner. Wann wurde schon ein Krieg richtig gewonnen?Der selbe Weg, wie gestern, führt mich in den Speiseraum. Das flourenziereden Bäume werden nun gar nicht mehr benötigt, da erste Sonnenstrahlen durch das Blätterdach fallen. Ich bin einer der Ersten, deshalb setze ich mich allein an einen der zahlreichen freien Tische. Kein Buffet, wie gestern Abend, ist heute aufgebaut. Stattdessen befindet sich eine Reihe von Behältern an einer Wand. In ihnen befinden sich Flüssigkeiten in allen möglichen Farben.
Jede Flüssigkeit besitzt den Geschmack von einem Lebensmittel. Keinen gibt es zweimal.Wenn man einen Hebel runter drück, fließt ein Teil der Flüssigkeit heraus. Sobald sie die Luft berührt, erstarrt sie zu einem kompakten Bonbon.
Die entstandene feste Masse hat keinen richtigen Geschmack, sondern auch imitiert viel mehr den Geist des Lebensmittel: Das Gefühl, das im Magen verbleit wenn man einen heißen Tee trinkt. Die Glückseligkeit, die einem den Kopf verpestet wenn man den ersten Bissen von einem warmen Schokoladenkuchens nimmt.Ich entscheide mich für Pancakes und Milchshake.
Um einiges glücklicher als vorher will ich gerade den Speiseraum verlassen, als mir 197 entgegen kommt.
Sie scheint noch schlechter gelaunt zu sein als gestern.
„Hi!", begrüße ich sie freundlich.
„66 will, dass wir uns im Saal der Lichter treffen", teilt sie mir mit und macht mir deutlich klar, dass sie nicht mit mir reden will. Ohne mich noch eines Blickes zu würdigen beeilt sie sich noch etwas von der Flüssigkeit mit der Aufschrift „Cupcakes" zu bekommen, die sich schon gefährlich ihrem Ende zu neigt.Da ich nur drei Räume kenne, bewege ich mich auf die große Halle mit dem seltsamem Springbrunnen zu und hoffe einfach, dass das gemeint war.
In dem Saal der Lichter, der wirklich der Raum mit den Springbrunnen ist, geht gerade die Sonne unter.
Die Dunkelheit der Nacht hat schon fast die Kuppel übergenommen, nur ein schmaler Streifen violettfarbenen Lichtes erinnert an den vergangene Tag. Im Speisesaal war doch gerade noch früher Morgen, oder ?
„Umgekehrte Tageszeiten", klingt 66 Stimme durch den fast leeren Raum.
Sie greift fröhlich nach meiner Hand. Ein wenig hinter ihr läuft 43 auf uns zu. Ein kalter Schauer läuft meine Rücken hinunter. Doch als ich ihm in die Augen schaue, kann ich nichts von dem Wahnsinn von gestern erkennen. Ich würde nichts lieber tun als ihn an Ort und Stelle zur Rede zu stellen, am besten mit einem großen Knüppel. Aber irgendwas hält mich zurück. Schon wieder. Ich seufze auf, denn diese Tatenlosigkeit meines eigene Körpers macht mich immer mehr verrückt.
Immerhin wollte er ja nur, dass ich ihm helfe, oder?
Und er hat das Plastikteil gesehen. Ich möchte ihm keinen Grund geben, das gegen mich zu verwenden.„Bereit für deinen ersten Arbeitstag?" fragt mich 66 aufgeregt.
Arbeitstag??Definitiv nein.
„Ja, natürlich", lächele ich.
„Also ich arbeite an dem Landwirtschaftssystem", erzählt 66 mir, „wir sind gerade dabei ein neues Bewässerungssystem zu erfinden, was die interaktiven Maseh-Felder im mittleren Nordwesten zum Blühen bringt. Nicht schlecht, oder?"
„Ja, hört sich toll an", murmele ich, obwohl ich keine Ahnung habe worüber redet.
„Ach Ja, du bist im Zukunfsprogramm. Niemand weiß so richtig, was da gemacht wird.
Es ist eine große Ehre!", flüstert sie ehrfürchtig.Große Ehre? Klingt doch nicht schlecht, oder ?
„Und 197?", frage ich sie, da ich mir 197 weder mit Latzhose in der Erde rum wühlen vorstellen kann noch bei irgendwas anderem.
„Sie schläft",antwortet mir 66 schmunzelnd, „Eigentlich ist sie eine Drohenpilotin"
Das macht allerdings wieder viel Sinn.
„Und dazu eine verdammt gute" unterbricht 43 sie rücksichtslos .
„Auf jeden Fall," , fährt 66 barsch fort und straft 43 mit einem bösen Blick, „bekommt sie schon immer die Nachmittagsschicht. Sonst kam sie einfach nicht aus dem Bett."
Das ist vielleicht ja der Grund warum 197 eben so schlecht gelaunt war.
66 Mutterinstinkte scheinen auch noch nicht richtig wach zu sein. 43 anzuschnauzen ist eine spannende Veränderung.
Die beiden drehen ihre Köpfe ungläubig zu mir um.
Arghhh, ich kann nicht glaube, dass ich das laut gesagt habe.
„Ich meine das als Scherz",versuche ich mich mit einem schwachen Versuch irgendwie zu retten .
66 und 43 scheint es zu reichen.„Jetzt komm mit, niemand war je so spät wie du", stöhnt 66 spielend.
Das Mädchen zeigt auf eine Tür zur meiner Linken.
Gespannt stoße ich sie auf. Hinter ihr liegt ein unglaublich geschäftiger Labor ähnlicher Raum.
Menschen in weißen Kitteln laufen geschäftig herum und tragen seltsam duftende Flüssigkeiten.Ich stehe eine Weile verloren rum.
Bis eine älterer Herr auf mich zu kommt. Seine Haare sind voller Gel und nach hinten gebürstet.
„19.125.18.10 Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie jemanden mit so bemerkenswerten Eingriffswerten gesehen. Ich freue mich sie in meinem Team zu haben. Ich heiße 8.54.
So gern ich sie auch direkt die spannenden Sachen machen lassen würde, müssen sie trotzdem anfangen wie jeder von uns"
Seine Stimme steckt voller Vorfreude, als ob ich ein neues Stück in seiner Sammlung wäre.„Wir haben Tonnen von unsortierten Büchern. Das einzige, was du zu tun hast, ist diese zu katalogisieren. Verstanden?"
Ich nicke geflissentlich.
Er führt mich zu einem Schreibtisch, wo ein Tablet sowie ein Staple Bücher liegt.„Hier ist es ganz einfach", erklärt er mit, „ schreibe einfach die Autoren und den Titel in dieser Spalte auf."
Seufzend mache ich mich an die Arbeit. Das hört sich nach einer langen Tätigkeit an.
Ich nehme das erste Buch in die Hand. Der Titel heißt der kleine Hobbit von J.R.R. Tolkien.
Nach ungefähr einer Stunde bin ich fertig. Niemand kommt um mich abzuholen und 8.54 hat mir ausdrücklich gesagt, nichts anzufassen, was nicht für mich bestimmt ist.
Ich lehne mich genüsslich zurück und fange an zu lesen...__
Ich weiß nicht wie aber irgendwie habe ich es dann doch geschafft weiter zu schreiben.
Wir haben zusammen 500 Views geschafft!
Ich kann es echt nicht glaube.
Danke an alle, die meine Geschichte gelesen haben!
Ich liebe auch alle.
Bitte kommentiert fleißig, das würde mir echt viel bedeuten.Dieses Kapitel widme ich der wundervollen lovelymoonxs
Genieß deinen Tag!
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Divit
Science Fiction„Wir haben das erschaffen, wodran Götter ganzer Völker gescheitert sind. Es ist doch mehr als berechtigt uns als Götter zu bezeichnen. Wenn wir den Eingriff überstanden haben sind wir nicht nur Götter. Wir sind Diviten. Eine höhere Macht, die selbs...