Chapter Six

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Als Shancai gestern nach Hause gekommen war, hätte sie ihre Mutter schlafend auf dem Sofa gefunden. Sie musste erschöpft gewesen sein. Shancai hatte ihr schnell eine Decke rausgesucht und sie damit zugedeckt. Anschließend war sie einmal kurz in ihr Komme gehuscht und hatte die Sachen abgestellt, nur im nur darauf in die Küche zu schleichen und langsam das bereits fertiggekochte Essen in den Kühlschrank zu stellen und den Abwasch zu tätigen. Nachdem dies erledigt war, schaute sie kurz bei ihrem Vater ins Zimmer, um sicher zu gehen, dass es im gut ging, der Situation entsprechend und ging dann wieder in ihr Zimmer, um noch ein wenig für die bald anstehenden Prüfungen zu lernen. Das musste nebenbei natürlich auch noch getan werden.

Letztlich ging sie dann doch relativ früh schlafen, um für den morgigen Tag ausgeruht zu sein und voll durchstarten zu können. Schließlich konnte sie sich nicht jeden Tag von der Arbeit oder der Uni befreien lassen.

~

Heute war Shancai etwas früher aufgestanden, hätte das Frühstück schon fertiggemacht, damit ihre Eltern später einfach essen könnten und ihre Mutter nicht erst aufwändig alles zubereiten musste, und war dann auch ziemlich schnell verschwunden. Gestern Abend, hätte sie an ihrem Handy zufälligerweise eine Anzeige von einem Café gesehen, welches eine Aushilfe suchte. Das war perfekt und kam genau zur richtigen Zeit. Dazu kam ihr recht, dass die erste Lesung für den heutigen Tag ausfallen würde, da der Professor nicht kommen konnte. Eilig hatte sie ihre Sachen zusammengepackt und setze sich auf's Fahrrad. Die Fahrt dauerte nicht lang, um genau zu sein, lag es direkt in der Mitte, zwischen ihrem zu Hause und der Uni. Ein weiterer Pluspunkt, was das anging.

Noch bevor die erste Lesung für sie begonnen hätte, war sie auch schon da. Zuest wollte sie sich einen ersten Eindruck machen und sich gegebenenfalls auch schon mal vorstellen. Schaden konnte es jedenfalls nicht. Es war ein kleines, scheinbar gemütliches Café in der Innenstadt. Shancai stand noch einen Moment davor, entschied sich dann aber schließlich mal reinzuschauen. Mit Schwung öffnete sie die Ladentür und trat ein. Sofort empfing sie ein süßlicher Duft. Es roch angenehm leicht nach Vanille, Zimt und noch etwas anderem, was sie nicht erkennen konnte.

,,Guten Tag.", sprach sie jemand von der Seite an. Es war eine junge Bedienung, die sie freundlich anlächelte.

,,Hallo. Ich möchte mich für die Aushilfstelle bewerben." , formulierte Shancai freundlich und lächelte zurück. Das Mädchen schien erstaunt, lächelte aber direkt darauf wieder. Sie schien nett zu sein.

,,Oh okay. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass sich so schnell jemand meldet. Komm doch bitte mit.", erwiderte sie und lief nach weiter hinten in das Café, hinter die Theke, wo ein Mann im mittleren Alter stand und die Getränke einsortiere. Kurz sprach die Angestellte mit ihrem Chef, bevor sie beide zu ihr kamen. Der freundlich aussehende Mann begrüßte sie.

,,Sie möchten also hier arbeiten?", stellte er seine erste und wohl wichtigste Frage. Shancai kickte eifrig. Natürlich wollte sie das, sonst wäre sie nicht hier.

,,Gut, haben sie schonmal in der Gastronomie gearbeitet?", fragte er und schaute sie dabei immer noch freundlich an.

,,Ja, im Moment arbeite ich auch noch zusätzlich in einem Milchtee-Laden in der Stadt.", bestätigte Shancai freudig. Sie hoffte, dass sie angenommen wurde und diesen Job bekäme. Schließlich müsste sie jetzt ihre Familie noch mehr unterstützen als sonst. Und Geld konnte man in einer solchen Situation auch sehr gut gebrauchen, da die Arztkosten nicht grade gering ausfielen. Grade die Medikamente waren sehr teuer.
Der Mananger nickte zustimmend.

,,Alles klar. Sie haben den Job. Sie können morgen direkt anfangen, dann wird ihnen Mao noch das nötige erklären und dann können sie bereits beginnen.", während er dies sagte, zeigte er auf das nette Mädchen neben ihr. Sie lächelte Shancai zu.

,,Ich freu mich mit dir zusammen zu arbeiten.", antwortete Shancai und erwiderte das Lächeln. Damit war es getan, sie hatte den Job. Bevor sie fing, besprach sie mit dem Chef noch schnell die Bezahlung und ihte Arbeitszeiten und war mit allem sofort einverstanden. Es klang echt fair.
Sie verabschiedete sich und verließ anschließend das Café. Vor Freude sprang Shancai in die Luft. Wieder einmal hatte sie es geschafft. Nun konnte sie sich noch ein bisschen mehr dazu verdienen. Sie hatten ausgemacht, dass sie an den Tagen arbeiten sollte, wo sie nicht im Milchtee-Laden eingeteilt war. Dann hatte sie zwar nur noch einen Tag in der Woche frei, jedoch störte sie das nicht besonders. Sie konnte das schaffen, dass wusste sie.

Ich werde alles geben Ma und Pa. Ich werde fleißig arbeiten und noch fleißiger studieren. Ich werde euch stolz machen.

Während sie das zu sich selbst sagte, rollte eine kleine Träne ihre Wange runter. Die Gedanken waren schmerzhaft, jedes mal wenn sie daran dachte. Sie hatte Angst um ihren Vater, Angst ihn zu verlieren. Er hatte das alles nicht verdient, er war so ein guter Mann, warum musste ihm so etwas schreckliches passieren? Shancai fing sich schnell wieder, als ihr einfiel, dass sie gleich ihre Lesung hatte. Mit Schwung, schwang sich auf ihr Fahrrad und fuhr los. Es war noch mehr weit bis zur Uni, dennoch müsste sie sich ein wenig beeilen, um vorher noch einmal zum Schließfach zu können.
Kräftig trat Shancai in die Pedale.

Kurze Zeit der war sie dann auch schon angekommen. Sie stellte ihr Rad an der gewohnten stelle ab und hörte schon von weitem die Rufe von ihrer Freundin. Li Zhen kam aufgeregt zu ihr gerannt.

,,Hi. Li Zhen. Was ist los, du wirkst so aufgeregt.", sprach Shancai etwas verwirrt.

,,Hey. Shancai, hast du es noch nicht gehört? Huaze Lei hat jetzt eine Freundin.", sprudelte es aus ihr raus.

Shancai's Augen weiteten sich schlagartig.

,,Huaze Lei!?", schrie sie über den ganzen Platz. Die abwertenden Blicke ihrer Kommilitonen lagen augenblicklich auf ihr. ,,Er..er hat ne Freundin?", flüsterte Shancai nun peinlich berührt.
Li Zhen nickte eifrig.

,,Ist das nicht toll? Endlich ist er über Jing hinweg. Lei ist erwachsen geworden.", stellte sie fest und grinste. Sie bemerkte, dass Shancai gar nicht dazu sagte und nur abwesend auf den Boden starrte. ,,Shancai, freust du dich denn gar nicht für ihn?", fragte sie ihre Freundin. Shancai sah zu ihr auf.

,,Doch. Natürlich.", versuchte diese ihren Schock zu überspielen und lächelte gezwungen.

Huaze Lei hat eine Freundin? Wie könnte das passieren? Nein, so darf ich nicht denken. Ich sollte mich für ihm freuen, so wie es Li Zhen gesagt hat. Aber..wird es etwas zwischen uns ändern?

Shancai blieb keine Zeit ihre Gedanken weiterzuführen, da sie plötzlich von Li Zhen mitgezogen wurde, die sie zur Vorlesung brachte, die in wenigen Minuten startete. Gezwungenermaßen verdrängte sie schnell den Fakt, dass Huaze Lei eine Freundin hatte und versuchte sich anschließend in der Lesung zu konzentrieren, was aber nicht allzu gut klappte. Sie musste echt am ihrer Konzentration arbeiten. So etwas dürfte sie nicht so einfach aus dem Konzept bringen.

Shancai! Konzentriere dich!

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1145 Wörter
12.04.2019/ 17:58 Uhr

Meteor RainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt