Nach der zweiten Vorlesung ließ sich Shancai für den Rest des Tages befreien. Sie hatte grade keine Nerven dafür sich so zu konzentrieren, dann brachte ihr es auch nichts, einfach nur dumm im Saal rumzusitzen und noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Li Zhen und Qinghe hatten es natürlich als erste bemerkt und sie direkt mit Fragen gelöchert, was denn los sei. Sie hatte immer nur geantwortet, dass es ihr nicht gut ginge und sie starke Kopfschmerzen hatte. Weiter nachgehakt hatten die beiden dann zwar nicht mehr, aber ihr war klar, dass die beiden wussten, dass es um was anderes, wichtigeres ging.
Grade ging Shancai die Eingangsbrücke wieder runter, Richtung Straße, um ihr Fahrrad zu holen, da hörte sie schnelle Schritte hinter sich.
,,Hey. Shancai.", hörte sie eine bekannte Stimme rufen. Sie drehte sich um. Ein paar Meter entfernt, kam ein Junge auf sie zu gejoggt. ,,Du bist doch Shancai oder?", hustete er, als wäre er grade einen Halbmarathon gelaufen.
,,Ja.", antwortete sie knapp.
Was will dieser Junge von mir? Ich kenne ihn nicht mal.
Einen kurzen Moment war es still und es schien, als müsse er erst einmal wieder Luft holen um weiter sprechen zu können. Also besonders sportlich schien er hja nicht zu sein.,,Daoming Si schickte mich, ich soll dir ausrichten, dass er dich sehen will. Sie soll auf der Stelle zu mir kommen. Hat er gesagt.", erledigte der Junge seinen Auftrag. Shancai rollte ihre Augen. Dieser dumme Junge. Immer musste er sie nerven. Woher wusste er außerdem, dass sie sich hat krankgemelden lassen? Sie ließ ihre Schultern hängen, naja, soweit, wie sie sie noch weiter nach unten hängen konnte.
,,Er wartet vor dem Hörsaal bei den Schließfächern. An deiner Stelle würde ich mich beeilen. Er sah ziemlich wütend aus und war nicht grade freundlich in seiner Wortwahl. Naja..eigentlich ist er wie immer.", den letzten Teil nuschelte er, vermutlich hätte sie es gar nicht zu hören bekommen sollen. Dann nahm er seine Beine in die Hand und verschwand mit schnellen Schritten.
Shancai überlegte kurz. Sollte sie wirklich zu ihm gehen? Eigentlich gab es keinen Grund ihm immer zu gehorchen, sie war ja schließlich nicht sein Schoßhündchen.,,Hey!", riss sie plötzlich jemand aus ihren Gedanken. Sie wirbelte herum. Aus einiger Entfernung kam jemand mit großem Schritten auf sie zu. Die Jacke schwenkte rhythmisch an den Seiten mit und ließ ihn gefährlicher aussehen, als er es eh schon war. Zumindest wenn er wütend war und nicht das bekam, was er wollte.
,,Daoming Si!", stellte sie erschrocken fest und taumelte einen Schritt zurück. Was machste er hier, hatte er nicht grade erst jemanden beauftragt, um sie zu holen? Und jetzt kam er selbst?
,,Warum dauert das den so lange?", fragte er und kam die letzten Meter auf sie zu und blieb dann abrupt vor ihr stehen. Sie traute sich nicht etwas zu sagen.
,,Hey! Hörst du mir überhaupt zu?", hakte er ungeduldig nach.
,,Schrei mich nicht so an, ich habe dir nichts getan.", sagte Shancai jetzt mit fester Stimme und blickte auf. Doch als sie mit ihrem Blick seinen Augen erreichte, schaute sie betreten zur Seite. Sie konnte seinem stechendem Blick nicht standhalten. Es kam ihr so vor, als könne er alles von ihr sehen und würde alles wissen, sie durchschauen. Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah nach oben. ,,Du bist nicht gekommen."
,,Das ist noch lange kein Grund so mit mir zu reden.", sprach sie leise. Daoming Si's Gesichtszüge wurden weicher und seine Arme lösten sich wieder und fielen an seine Seiten.
,,Tut mir leid. Ich war sauer, weil du einfach abgehauen bist ohne was zu sagen.", sein Blick wanderte wieder in die Ferne. Schlagartig schaute Shancai ihn an. Hatte er sich grade entschuldigt? Wie kam es dazu, er entschuldigte sich nie für sein Verhalten. Ihre Gefühle spielten verrückt. Auch wenn sie ihn grade noch gehasst hatte, konnte sie doch nicht sauer auf ihn sein. Ruckartig umarmte sie ihn.
Daoming Si war erstarrt. Was war los? Warum umarmte sie ihn so plötzlich? Es war komisch, er stand da, vor dem Aufgang zur Brücke der Migde-Universität und ein Mädchen umarmte ihn. Seine Freundin umarmte ihn. Nach kurzer Zeit fasste er sich wieder und umarmte sie ebenfalls. Sie vergrub ihren Kopf in seiner Brust. Er gab ihr den nötigen halt. Einen kleine Träne rollte ihre Wange herunter, welche sie sich schnell wieder wegwischte.In seinem Armen fühle ich mich so beschützt. Ich brauche keine Angst vor dem bevorstehenden haben. Er macht mir Mut und gibt mir Kraft.
,,Hey, Shancai.", flüsterte er leise.
,,Hm?", murmelte sie, während sie ihm immer noch festhielt.
,,Gehen wir zu mir.", brachte er leise heraus.
,,Nein!", rief sie und löste sich ruckartig aus der Umarmung. Sie taumelte einige Schritte zurück Plötzlich fühlte es sich kalt an und sie ganze Wärme, die sie noch soeben gespürt hatte, war verschwunden.
Er sah sie geschockt an. Seinen Augen waren riesig. Wie die eines Froschs.,,Ich..Ich kann nicht. Ich habe keine Zeit.", stotterte sie und wollte grade verschwinden, da wurde sie aber schon wieder aufgehalten. Daoming Si fasste sie an ihrer Schulter und zog sie an sich. Seine Arme legte er um ihre Taille und seinen Kopf auf ihre Schulter. Shancai wusste nicht was sie machen sollte. Einen kurzen Moment standen sie einfach nur so da, bevor er sagte:
,,Dann formuliert ich es anders. Wir gehen jetzt zu mir.", beschloß er kurzerhand, nahm sie an der Hand und zog sie mit sich zu seinem blauen BMW, der wie immer am Straßenrand parkte. Shancai war zu überrascht, um sich wehren zu können. Er öffnete die Tür, setzte sie rein, schnalte sie an und schloss die Tür. Anschließend ging er ums Auto rum und stieg ebenfalls ein.,,Ich..Ich muss gehen.", stammelte Shancai und wollte grade wieder aufstehen und die Tür öffnen, da hielt Daoming Si sie an ihrem Arm fest. Shancai hielt inne. Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen.
,,Hey. Wo willst du hin?.", sagte er schließlich und guckte sich auffordernt und genervt an. Er hatte ja recht, wo wollte sie denn hin? Weglaufen brachte ja doch nichts.
Ich habe mich nicht krankmelden lassen, um jetzt mit ihm in seinem Auto zu sitzen und zu ihm zu fahren. Aber was soll ich machen?
Sie drehte sich wieder um und ließ sich in den weichen Sitz fallen. Er sah sie immer noch eindringlich an. Shancai versuchte sich nichts anmerken zu lassen und guckte einfach grade aus. Es wae jedoch nicht so einfach.
,,Fahren wir jetzt oder willst du mich weiter anstarren?", fragte sie verunsichert. Er zuckte nur mit den Schultern, wandere dann seinen Blick ab und fuhr er los.Shancai blickte auf ihr Handy. Mehrere Nachrichten von ihren Freunden.
Li Zhen: Shancai.
Bist du gut zu Hause angekommen?Qinghe:
Shancai, warum bist du gegangen?
Shancai?
Antworte mir.
Geht es dir schlechter? Ich komme vorbei!Schnell tippte sie Qinghe und Li Zhen eine Antwort und legte dann ihr Handy beiseite. Sie lehnte ihren Kopf an die Fensterscheibe und sah zu, wie die Stadt an ihr vorbeizog. Wie immer hatte Daoming Si ein gutes Tempo drauf. Er war ein guter Fahrer, wenn auch oft ziemlich aggressiv. Ihr viel auf, dass er in letzter Zeit nicht mehr so viel Streit angezettelt hatte, wie am Anfang. Im Gegenteil, man könnte fast behaupten, dass er ein anderer Mensch geworden wäre. In den Pausen saßen sie immer zusammen, er brachte ihr sogar manchmal einen Kaffee mit und teilte mit ihr das Essen. Naja meistens aß er letztendlich nichts davon, sondern schaute ihr nur beim Essen zu. Dass war etwas gruselig, fast wie ein Stalker. Aber alles in allem, war er doch ein sehr netter Typ. Shancai war froh ihn als Freund zu haben.
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1283 Wörter31.03.2019/16:42 Uhr
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Meteor Rain
FanfictionAbleger-Story von der Netflixserie ,,Meteor Garden" Shancai's Vater ist schwer krank und ihre Mutter hat Mühe, alles unter einen Hut zu bekommen. Shancai tut alles, um ihre Mutter etwas zu entlasten. Und was bekommt sie dafür? Einen wütenden Freund...