Hier sitzen wir also auf meinem Bett mit tausend Packungen Taschentücher und heulen uns die Seele aus dem Leib.
„Wie konnte ich nur so blind sein? Nick und du habt es mir sogar noch gesagt und ich habe nicht zugehört! Ich habe euch wirklich nicht geglaubt!“, schluchzt Anna.
Ich streichle ihr über den Rücken und zwinge mich zu einem Grinsen.
„Liebe macht blind, Anna. Aber du wirst ihn schnell vergessen. Er ist es nicht wert, dass du weinst. Marcel ist ein Arsch, das ist einfach so“
Sie nickt schwach und schaut mich dann ernst an.
„Und was ist mit dir?“ Sie schnäuzt ins Taschentuch, bevor sie weiterredet. „Stimmt das mit Ashton? Ich weiß nicht, ob ich das glauben soll. Becca, du bist verrückt, aber sowas erfindet man doch nicht. Aber wie kommt das? Das kann doch gar nicht sein“
Ich reibe mir die Tränen aus den Augen, zucke mit den Schultern. Was soll ich ihr denn sagen?
„Ja, es stimmt wirklich. Ich bin jetzt seit knapp 5 Monaten mit ihm zusammen. Es klingt zwar blöd, aber naja… Warte, ich zeige dir mal die SMS, die er mir heute Morgen geschrieben hat“
Mit dem Handy in der Hand zeige ich ihr Ash’s SMS. Ihr Kiefer fällt nach unten und ihre Augen sind tellergroß.
„D-Das hat er geschrieben? Oh mein Gott, Becca! Das ist großartig! Ich freue mich so für dich!“, quietscht sie und fällt mir um die Arme.
Ich grinse. Endlich konnte ich es jemandem erzählen. Ich hoffe nur, sie behält es für sich.
„Aber Anna? Das muss unter uns bleiben ja? Ich weiß noch nicht genau, ob die anderen das glauben oder einfach nur denken, ich sei bekloppt. Du darfst es wirklich niemandem sagen! Wenn es wirklich rauskommt, bin ich tot. Dann war es das mit der Beziehung!“
Ok, ich übertreibe gerade ein bisschen. Obwohl, tue ich das? Ashton wird sicherlich Mordsärger bekommen. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was in dem Fall passiert. Ich hatte Ash sofort gesagt, dass ich es für mich behalten werde. Nie hat er mich richtig darüber aufgeklärt.
„Natürlich behalte ich das für mich. Aber jetzt erzähl doch mal etwas über euch. Wie klappt das denn mit dem Treffen?“
Ich muss lachen, da ich es ihr gar nicht wirklich erklären kann. Wenn er Zeit hat, treffe ich mich mit ihm. Naja, ich lüge dafür meine Mutter an, indem ich immer sage, dass ich für ein oder zwei Tage zu einer Freundin fahre. Eigentlich nehme ich aber den Zug nach Köln, um Ash dann in einem Hotel zu treffen. Er kommt mich ja nicht einmal am Bahnhof abholen, weil wir nicht zusammen gesehen werden dürfen.
„Ich habe keine Ahnung, Anna. Es ist immer voll kompliziert und ich muss meine Mum immer anlügen. Ich sage dann immer, dass ich bei Nick oder dir übernachte, obwohl ich mich eigentlich mit Ash treffe. Ich muss nur immer so weit fahren“
Ich seufze und grinse sie dann aufatmend an.
„Ist es nicht total teuer, wenn du immer so weit mit dem Zug fahren musst?“
„Du hast ja keine Ahnung. Die Hinfahrt kostet mich alleine 15 Euro, dazu kommt dann noch die Rückfahrt. Jetzt rechne das mal hoch, wie oft ich Ash gerne sehen würde. Aber er bezahlt es für mich. Es ist mir zwar nicht ganz so recht, aber ich habe keine Wahl, weil ich fast immer pleite bin, aber nicht darauf verzichten will, ihn zu sehen“
Ich halte mir die Hand vor den Mund. Wieso sage ich das alles? Eigentlich dürfte sie nicht mal wissen, dass wir zusammen sind!
„Tut mir leid, ich darf das eigentlich alles gar nicht sagen“, schiebe ich hinterher.
Anna nickt und schaut dann in den Spiegel.
„Herr Gott! Wie sehe ich denn jetzt aus? Mein Make-up ist ganz verschmiert!“, jammert sie und wischt sich mit einem Taschentuch über die Wangen.
„Warte, ich glaube, meine Mutter hat noch ein paar Abschminktücher“
Ich springe vom Bett auf und laufe ins Bad. Dort schnappe ich mir ihre Dose und bringe sie zu Anna.
„Becca! Das sind keine Abschminktücher. Das sind Abschminkpads. Die kann ich nicht benutzen, weil sie so ölhaltig sind.“
Oh mein Gott, tut mir leid! Was es alles an Schminksachen gibt… Ich kenne mich nicht wirklich damit aus, da ich mich nur wenig beziehungsweise gar nicht schminke.
Anna hat sich mittlerweile ein Taschentuch nass gemacht und versucht nun ihre Wangen zu säubern. Ich schaue ihr dabei amüsiert zu.
„Du solltest es ihm sagen“, meint sie plötzlich.
„Was? Dass es ein paar Leute wissen/glauben, wie auch immer?“, frage ich geschockt.
Sie nickt und schmeißt das Taschentuch in den Mülleimer.
„Er wird eher wissen, was zu tun ist. Ihr werdet schon eine Lösung finden. Ich denke mal nicht, dass er sofort Schluss macht“
Ich muss lächeln. Anna weiß einfach immer, was sie zu sagen hat, um mich zu etwas zu überzeugen.
„Los, nimm dein Handy in die Hand und ruf ihn an! Ich werde auch keinen Mucks machen.“ Sie kichert.
Ich weiß gar nicht, ob ich ihn überhaupt nochmal anrufen kann. Vielleicht ist er ja beschäftigt. Naja, dann wird er einfach nicht rangehen.
„Ok, ich rufe ihn an“
***
Es ist 10 Uhr abends und Ashton ist immer noch nicht an sein Telefon gegangen.
„Versuche es nochmal“, sagt Anna und legt mir ihre Hand auf die Schulter.
Ich tippe seine Nummer und halte mein Handy ans Ohr.
„Hallo?“, höre ich Ashtons Stimme.
Ich grinse und weiß einen Moment lang nicht, was ich sagen soll.
„Ist da jemand? Hallo?“, fragt seine Stimme.
„Sorry. Ja, ich bin es, Rebecca. Ich-Ich muss mit dir reden“
Wieso habe ich plötzlich so eine kratzige Stimme? Ich höre mich an, wie eine Krähe. Ashton lacht am anderen Ende der Leitung und ich schäme mich ein wenig.
„Wir haben doch erst vor ein paar Stunden telefoniert. Was ist los, babe?“
Anna kichert im Hintergrund. Natürlich hat sie das ‚babe‘ gehört.
„Ich glaube, wir haben ein Problem“
„Haben wir? Becca, was ist passiert?“
Nein! Nein! Nein! Ich kann es ihm nicht sagen. Das wäre ein Fehler und ich darf mir keine Fehler erlauben. Nicht bei ihm!
„Du weißt ja… Ash, ich kann keine drei Monate mehr warten! Ich muss dich sehen!“, platze ich heraus.
Anna boxt mir in die Seite, doch das stört mich nicht. Ich will und kann Ashton nicht die Wahrheit sagen. Nicht vor Montag.
DU LIEST GERADE
My Secret, Ashton Irwin
FanfikceRebecca ist 17 Jahre alt und ein Fangirl. Sie ist nicht die beliebteste, doch das will sie auch nicht. Mit ihrer besten Freundin Anna und ihrem besten Freund Nick ist sie vollkommen zufrieden. Doch wenn es um ihren "Freund" geht, haben sie verschied...