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ꪶ  𝟬𝟰.  𝗢 𝗞 𝗧 𝗢 𝗕 𝗘 𝗥  𝟮𝟬𝟭𝟲

ZITTERND WIE ESPENLAUB BEWEGTEN SICH IHRE Finger über das leuchtende Display ihres Handys und sie beendete das einseitige, trostlose Telefonat mit einem leisen Seufzen. Regen prasselte auf das alte Autodach nieder, welches unter jedem einzelnen Tropfen zu knarren und quietschen schien, während ihre dunklen Iriden die schattenreiche Kulisse der kühlen Außenwelt beobachteten.

Sie liebte den Regen und sie liebte es, wie die Erde - die zuvor noch so trocken und stickig wirkte - in weniger als ein paar Sekunden völlig durchnässt sein konnte. Alles, was zuvor auf den Straßen geschehen war, schien durch die Feuchtigkeit zu verschwimmen; Fingerabdrücke und Fußspuren, die wie bunte Stempel auf dieser Erde zurückgelassen wurden, verblassten und gerieten dann in endlose Vergessenheit. Da blieb nur dieser ferne Nachgeschmack von Wehmut und Nostalgie, während es hell am Horizont aufblitzte und der Regen einfach weiter auf die Dächer dieser Metropolenstadt nieder prasselte. Immer weiter und weiter.

Fast schon irrsinnig. Wie konnte man dem Regen so viel abhaben, dass einem das Herz vor Euphorie fast zu zerbersten schien? Aber so war schon immer gewesen und in jeher Nacht sollte es nicht anders sein; da gab es nur sie, die Stille und die gepackten Rucksäcke auf ihrer Rückbank, die bis oben mit Fragezeichen fast zu überlaufen schienen und sie fragte sich einmal mehr in dieser Nacht wie es sich wohl anfühlen würde. Wie es sich anfühlen würde endlich am Ende angekommen zu sein.

Erleichternd? Entlastend?

Vielleicht endlich – nur ganz wenig - irgendwie glücklich? Sie blinzelte gegen die gedämpften und flackernden Laternenlichter, die schon alsbald ihren Geist aufzugeben schienen, ehe sie mit flinken Fingern erneut nach ihrem Handy griff und den Bildschirm hell aufblitzen ließ.

Keine neuen Nachrichten.

Mit einem weiteren, etwas traurigerem Seufzen rutschte sie in dieser Nacht erneut auf ihrem Fahrersitz nieder und hoffte, dass die Zeit kurz in Stagnation verharrte. Nur ganz kurz. Damit er etwas mehr Zeit besaß sich zu melden und sie mehr Zeit sich zwischen ihren Optionen zu entscheiden.

Aber in dieser Nacht, als der Wind gegen den abgenutzten Lack ihrer Autotüren stieß, hegte sie dieses Gefühl des Wissens. Fast so, als müsse sie ihm gar nicht gegenüberstehen und es von ihm hören; als würde er ihr gedanklich bereits mitteilen dass er nicht kam und hell– das tat so viel mehr weh als sie glaubte es würde.

Ihr Knie stieß unbeabsichtigt gegen den Schlüssel im Zündschloss und die kleinen Anhänger, die sie mit Sorgfalt über viele Jahre hinweg dort befestigt hatte, klimperten leise auf. „Noch ein paar Minuten", murmelte sie leise vor sich hin, lehnte sich nach vorne und bettete ihr schmales Kinn auf das kalte Lenkrad. Draußen prasselte der Regen noch immer unnachgiebig auf den kleinen Parkplatz nieder und in den Pfützen, die sich surrend in kleinen Aushebungen bildeten, spiegelten sich die Lichter einer für sie schon längst verlorenen Stadt wieder.

„Ich gebe ihm noch ein paar Minuten" Aber als ihre Augen die Dunkelheit fixierten und in der Ferne eine Bewegung wahrnahmen hielt sie inne ... - nur um kurz darauf die Lippen zu einem breiten Lächeln zu verziehen und die Fahrertür mit einem Ruck aufzustoßen. „Du bist gekommen", rief sie, während der kühle Wind gegen ihre dünne Haut stieß und Regentropfen sie schlagartig durchnässten. „Du bist wirklich gekommen"

Die Tür ihres Autos fiel wieder ins Schloss und die Stille kehrte abermals zurück; das Knarren des Autodaches war das Einzige, welches Zeit und Raum im Innenleben ihrer alten Karosserie teilte und als sie sich in die Dunkelheit entfernte - sicher wiegend unter dem schützenden Regenschirm ihres Begleiters - leuchte das Display ihres Handys auf.

Jimin ruft an.

𝐏𝐀𝐑𝐀𝐃𝐈𝐒𝐂𝐎 ⺌ 𝐏𝐉𝐌Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt