Lichter am hellen Himmel

Von Wölfen und Menschen

Vor Jahrmillionen und Jahrmilliarden, lange bevor der erste Mensch irgendetwas niederschrieb lebten wir in Freiheit.
So etwas wie ein Bündnis mit Menschen hatten wir auch nie nötig. Wir wären sogar stärker als sie geworden, hätte uns Luna bloß die Chance gelassen.
Luna, als unsere göttliche Mutter in Gestalt des Mondes, wachte damals noch mit Güte über uns. Gut, im Nachhinein verstehe ich nicht wo die die Geduld herhatte, wir waren wirklich schlimm.
Das Blutvergießen fand kein Ende. Mal wollten wir da mehr Territorium, mal dort, mal wollte der Alpha werden, mal der andere, die Kämpfen wurden immer brutaler und wir immer skrupelloser in unserem Handeln....
Verdammt, manche von uns haben noch immer Narben aus der Zeit, dabei heilen wir so schnell, dass wir eigentlich keine Narben haben können!
Ach, also ich sage bloß, dass ich sicher nicht solange geduldig geblieben wäre, doch Luna liebte uns wahrhaftig und egal wie traurig wir sie machten, am Ende verzog sie uns alles.
In Ordnung, fast alles.
Eines Tages fand sie einen Geliebten. Einen irdischen Gott mit den Namen Helios.
Stark und schön soll er gewesen sein und seine Macht erlangte er ohne Intrigen und mit fairen Kämpfen.
All das, um seine Angebetete, die Göttin Luna persönlich, zu beeindrucken.

Schon stur der Mann.

Jedenfalls hatte er das größte Rudel, das größte Territorium, er war der stärkste Wolf auf der Erde und stand in Lunas Gunst.
Luna war auch wirklich bereit für diesen Wolf auf die Erde zu kommen, ihr himmlisches leben aufzugeben und die erste, von ihr ernannte, irdische Luna werden.
Doch noch bevor sie etwas davon in die Tat um setzten konnte, überschlug sich der Neid und die Gier der restlichen Wölfe. Bei Sonnenuntergang, kurz bevor Luna ihre Macht einsetzten konnte, haben wir Helios umgebracht.

Es klingt brutal, doch er war ein einziger Wolf, im Grunde war es friedlich und das Territorium hatten wir auch schnell neu eingeteilt.
Lunas Herz war jedoch gebrochen und das Verzeihen fand ein jähes Ende.
Sie verfluchte all die Dinge, die uns so sehr ausmachten den Neid, den Hass, die Aggressionen, die Machtgier, gleichzeitig wusste sie natürlich, dass sie die niemals besiegen würde können. Sie konnte sie nur bekämpfen und dafür brauchte sie Hilfe.

An dieser Stelle möchte ich diese Göttin persönlich ansprechen und fragen welches sadistische Treiben sie dazu verleitete dafür auf Menschen, dieses ähnlich dumme Volk, über dass wir zu herrschen glaubten, zurückzugriff.

Im Ernst, Adler oder so wäre wirklich besser gewesen, die können wenigstens fliegen und besser sehen als wir. Menschen sind uns dagegen in so vielen Hinsichten unterlegen!

Vielleicht war das irgendwie auch ein Argument dafür ihnen die Kontrolle über uns zu geben.

Sie band alle irdischen Wölfe an jene Menschen, die sie für stark genug hielt, um ihre Kinder in Schach zu halten. Menschen die ihren inneren Wolf bekämpfen konnten.

Aber auch das reichte Luna nicht. Sie bestimmte ab dann in jedem Rudel, wer der Stärkste war, wer der Alpha werden durfte und sie gab jeden dieser Alphas quasi eine persönliche Luna, einen persönlichen Ruhepol, den sie nicht verletzen könnten, ohne den sie nicht leben konnten.

Und so kam es zu unserem heutigen Zustand und das ist auch der Grund warum unserer neuer Alpha, der streng genommen noch keiner war, so sehr nach seiner Gefährtin, nach seiner Luna suchte.

Es ist immer noch die Machtgier, die in antreibt, so denke ich jedenfalls, und es ist auch sicher noch die genau selbe Machtgier, die Luna vor so langer Zeit verflucht hat.
Aber jetzt versucht unser Alpha bloß ein Mädchen zu gewinnen, das ist sicherlich angenehmer (Und langweiliger) als die früheren Kämpfe, vor allem für die heute wohl verbitterte Mondgöttin.